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[RI VII] Ludwig der Bayer (1314-1347) - [RI VII] H. 6

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Ks. Ludwig (1) verpfändet seinen Oheimen Albrecht [II.] und Otto, Herzögen zu Österreich und Steyr, für Dienste, die sie ihm und dem Reich mit ihren Landen und Leuten in Deutschland leisten sollen, für 20000 Mark Silber Konstanzer Gewichts die Städte und Burgen Zürich, Schaffhausen, St. Gallen und Rheinfelden mit Leuten, Gütern, Ehren, Rechten, Kirchensätzen, Gülten, Judensteuern, Nutzungen, [guten] Gewohnheiten und Zubehör, (2) verspricht, ihnen innerhalb der nächsten vier Wochen1 die genannten Städte zu übergeben, (3) bestimmt, (a) daß die E. und ihre Erben die Pfandschaften bis zur Wiedereinlösung durch ihn oder seine Nachfolger im Reich für die genannte Summe besitzen und nutzen können, wobei die Erträge [aus den Pfandschaften] nicht von der Pfandsumme abgezogen werden sollen, da er sie ihnen freiwillig für ihre Dienste gegeben hat, (b) daß sie verpflichtet sind, bei Teileinlösung der Pfandschaften für die Hälfte der Summe Zürich und St. Gallen oder Schaffhausen und Rheinfelden herauszugeben, (c) daß sie Rheinfelden [von den jetzigen Besitzern] einlösen2 und den dafür aufgewendeten Betrag auf die Pfandsumme schlagen dürfen, (d) daß sie alles, was zu den Pfandschaften und Gütern gehört und andere Könige und Kaiser vor seiner Wahl [zum König] verpfändet hatten, einlösen und die dafür aufgewendeten Beträge auf die Pfandsumme schlagen dürfen, (e) daß er ihnen bei Einlösung der von ihm verpfändeten Güter ihre Auslagen unverzüglich erstatten wird, (f) daß er sie, sofern sie nicht in den Besitz der Pfandschaften gelangen, auf ihre Anforderung hin dazu verhelfen wird, und (g) daß er versuchen wird, von den Wahlfürsten [!] Besitzbestätigungen für ihre Pfandschaften zu erlangen3, und (4) erläßt seinen Oheimen alle Dienste in Italien, nachdem sein Schwager Johann, König zu Böhmen und Polen und Graf zu Luxemburg, von den E., denen vom Ks. für [zukünftige] Dienste in Deutschland und Italien 30000 Mark Silber Konstanzer Gewichts zu zahlen versprochen wurde, [Forderungen in Höhe von] 10000 Mark Silber für Dienste in Italien übernahm.

Originaldatierung:
der ist geben ze Hagenowe 1330 des mentages vor sand Laurencen tag, r.a. 16, i.a. 34.

Überlieferung/Literatur

Orig. Perg. dt. im StA Zürich, Urk. C I Nr. 296; Kaisersiegel mit Rücksiegel — beschädigt — (Posse, Siegel 1 Tf. 51,1 und 2) an grün-roten Seidenfäden5. — Kopialbuch von 1428 (B) ebd., B I 276 fol. 52v —53v. — Abschrift 15. Jh. (C) im StA Schaffhausen. Urk. 501. — Abschrift Mitte 15. Jh. in Aktenfaszikel ebd., Urk. 5184 pag. 13f. — Kopialbuch von 1702 im StA Zürich, B I 243 fol. 74r —75v. — Abschrift 19. Jh. im StA Schaffhausen, Abschriften 10/1 S. 480. — Abschrift 20. Jh. ebd., Abschriften 14/C S. 4—7 (aus A und C).

Kopp, Geschichtsblätter 1 S. 34 Nr. 1 (aus A). — Rüeger, Chronik 2 S. 1121 (aus C). — Wartmann, UB St. Gallen 3 S. 480 Nr. 1334 (aus A). — MGH Const. 6/1 S. 703 Nr. 836. — Escher-Schweizer, UB Zürich 11 S. 235 Nr. 4305 (aus A). — Schib, Quellen S. 14 (aus C). — Clavadetscher, Cartularium 6 S. 86 Nr. 3420 (aus A). — Mommsen, Stadtrecht S. 81 Nr. 54 (aus A).

Hottinger, Speculum S. 91. — Iselin, Tschudi 1 S. 315. — Lichnowsky, Habsburg S. 408 Nr. 846. — Meyer von Knonau, Urkunden S. 104 Nr. 78. — Böhmer, RI S. 278 Nr. 2730. — Urkundenregister S. 110 Nr. 501. — Urk. Schaffhausen S. 63 Nr. 501. — Welti, Stadtrecht S. 26 Nr. 20. — Thommen, Briefe S. 76 Nr. 406.

Anmerkungen

  1. 1September 3.
  2. 2Die Burg Rheinfelden war in Pfandbesitz Graf Rudolfs [III.] von Neuenburg, Herr zu Nidau; vgl. dazu die Urkunde Ludwigs von [1330 August 6 / 1332 Januar 29], in welcher er dem Grafen befiehlt, sich der Einlösung des Pfandes seitens der Herzöge von Österreich nicht zu widersetzen (Reg. LdB 2 S. 71 Nr. 163).
  3. 31330 November 25, Augsburg: Markgraf Ludwig von Brandenburg gibt seine Zustimmung zu der Verpfändung der Städte Zürich, Schaffhausen, St. Gallen und Rheinfelden sowie der Burg Rheinfelden durch seinen Vater Kaiser Ludwig an Albrecht [II.] und Otto, Herzoge zu Österreich und Steyr, und ihre Erben für 20000 Mark Silber Konstanzer Gewichtes (Überl.: Orig. Perg. lat. im StA Zürich, Urk. C I Nr. 297. — Kopialbuch von 1428 ebd., B I 276 fol. 53v —54r (dt. Übersetzung fol. 54r-v). — Kopialbuch von 1702 ebd., B I 243 fol. 71r-v (dt. Übersetzung fol 72r-v). Druck: MGH Const. 6/1 S. 736 Nr. 884). — Die Urkunde wurde von einem Schreiber der kaiserlichen Kanzlei mundiert. — Zur Urkunde Wirz, Bündnispolitik S. 16.
  4. 4Nachdem Zürich und St. Gallen sich gegen ihre Verpfändung erfolgreich zur Wehr setzen konnten (vgl. Nr. 40 und 43), verpfändete Ludwig den Herzögen 1331 Mai 3 für die gleiche Pfandsumme die Städte Breisach am Rhein, Neuenburg am Rhein, Schaffhausen und Rheinfelden, wobei obige Urkunde als Vorurkunde diente (Druck: MGH Const. 6/2 S. 44 Nr. 69. — Vgl. Nr. 33 Anm. 1 und 40 Anm. 3). — Zur Urkunde Hirzel, Jahrbücher S. 112; Gmür, Entwicklung S. 14; Henking, Schaffhausen S. 207; Werner, Verfassungsgeschichte S. 156f; Burkart, Geschichte S. 67; Dändliker, Geschichte S. 125; Dierauer, Geschichte S. 162; Nabholz, Gründung S. 162; Schiess, Gültigkeit S. 7; Ehrenzeller, Kloster S. 41; Nabholz, Bundesbriefs. 18; Wirz, Bündnispolitik S. 15; Mommsen, Eidgenossen S. 120 mit Anm. 83; Schib, Rheinfelden S. 51; Peyer, Entstehung S. 208; Mommsen, Pfandschaft S. 365; Schib, Schaffhausen S. 197; Mommsen, Schaffhausen S. 54; Schütz, Ludwig S. 73; Clavadetscher, Cartularium 6 S. 86 Nr. 3420 Vorbem.; Mommsen, Stadtrecht S. 83; Scheck, Bündnisse S. 29f; Kaufhold, Gladius S. 120f. — Zur Nichtvorlage des Privilegs Heinrichs VI. von 1191/94 für Schaffhausen (Mommsen, Stadtrecht S. 75 Nr. 51; Böhmer-Baaken, RI Heinrich VI. S. 251 Nr. 619) betreff der Nichtveräußerung vom Reich bei der Verpfändung von 1330 vgl. Dierauer, Geschichte S. 162 Anm. 27; Schib, Adel S. 390; Füchtner, Bodenseestädte S. 90; Schib, Schaffhausen S. 197; Mommsen, Stadtrecht S. 75 Nr. 51 Vorbem. und S. 83 Nr. 54.
  5. 5Die Urkunde wurde von einem Schreiber der kaiserlichen Kanzlei mundiert.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI VII] H. 6 n. 28, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1330-08-06_1_0_7_6_0_28_28
(Abgerufen am 28.03.2024).