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[RI VII] Ludwig der Bayer (1314-1347) - [RI VII] H. 5

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Ks. Ludwig schließt einen Landfrieden mit Bischof Friedrich [I.] von Augsburg, Graf Ludwig [VI.] dem Alten von Oettingen, Graf Berthold [VI.] von Graisbach und Marstetten, genannt von Neuffen, den Brüdern Graf Ludwig [VIII.] dem Jüngeren und Friedrich [II.] von Oettingen, den Brüdern Graf Heinrich [III.] von Werdenberg[-Sargans], Landvogt in Oberschwaben, und Rudolf, Peter von Hohenegg, Landvogt zu Augsburg, dem Alten und dem Jungen von Mindelberg, dem Alten und dem Jungen Frazzen, Berthold Truchseß von Kühlenthal, Heinrich von Gumppenberg, Viztum in Oberbayern, und mit den Städten Augsburg, Landsberg, Schongau, Füssen, [Kauf]beuren1, Memmingen, Biberach, Ulm, Lauingen, Dillingen, Nördlingen und [Donau]wörth sowie mit allen seinen Dienstleuten in [Ober]bayern und seinen Städten München, Ingolstadt und Weilheim: (1) Man hilft sich gegenseitig gegen diejenigen, die Herren, Städten, Kirchen oder Klöstern in dem benannten chrais an Gütern und Leuten schädigen mit Raub, Brand, Diebstahl, unrechten Zöllen, fridschaetzen, Rechtsverweigerung oder unrechter Gewalt, damit Wiedergutmachung erlangt wird, (2) bei Aufruhr im Bereich des Landfriedens soll man unverzüglich zusammenkommen, und die neun dazu bestimmten Leute, die hernach genannt werden, oder die Mehrzahl von ihnen sollen darüber eidliche Verhöre anstellen, sie sollen feststellen, ob der Schaden einen oder mehrere der Herren, Städte, Kirchen oder Klöster betrifft, entscheiden, wo am dringendsten Hilfe zu leisten ist, festlegen, wer mit Aufgebot, Besitzungen, Bauten oder sonstwie gemäß dem gemeinsamen Eid zu helfen hat, wobei jeder nach seinen Möglichkeiten helfen soll, (3) wenn Teilnehmer des Landfriedens durch Raub oder sonstwie an Leib und Gut zu Wasser oder zu Lande geschädigt werden, sollen der Täter friedlos sein und die nächstgelegenen Herren und Städte zu Pferde und zu Fuß herbeieilen und dem Räuber nachsetzen, wobei im Falle des Mißerfolges alle Teilnehmer helfen sollen, (4) wer den Täter wissentlich beherbergt, soll wie dieser belangt werden, (5) folgt der Geschädigte oder sein Bote dem Täter, soll dieser im Gericht des Herren oder der Stadt, wo er ergriffen wird, aufgrund des persönlichen oder schriftlichen Zeugnisses des Geschädigten an Leib und Gut gerichtet werden, (6) niemand im Landfrieden soll einen anderen pfänden, bevor ihm dessen Richter das Recht nicht verweigert hat, wonach er das Pfand ins nächste Gericht rühren und nach Recht verfahren darf, was als einziges Pfändungsverfahren nicht als offener Raub gilt, (7) Herren und Dienstleute des Landfriedens sollen ihre Diener schriftlich benennen, für die sie [vor Gericht] sprechen wollen, und wer keinen Fürsprecher hat, soll für schädlich gehalten werden, von Herren und Städten nicht beherbergt werden und bei Ergreifung unverzüglich als schädlich gerichtet werden, (8) wer Fehde wegen eines rechtmäßig Verurteilten ansagt, soll ebenso schuldig sein wie jener und von allen bis zur Beendigung der Fehde bekämpft werden, (9) jede Stadt des Landfriedens soll eine Abschrift des Bündnisbriefes erhalten und ihr nächstgesessene Herren und Edelleute bis kommenden Martinstag2 befragen, ob sie am Bündnis teilnehmen wollen oder nicht, wobei diese bei Zustimmung vor dem Landvogt, in dessen Gericht sie sitzen, und vor 1 oder 2 von den hernach genannten neun Bürgern den Landfrieden wörtlich beschwören und darüber eine Urkunde geben sollen, (10) Dienstleute und Städte des Ks. zu [Ober]bayern, die seinem Viztum Heinrich von Gumppenberg zum Schutz des Landfriedens geeignet scheinen, ihn aber noch nicht beschworen haben, sollen ihn vor diesem beschwören, (11) wer nach Kundschaft der Städte nicht Teilnehmer des Landfriedens sein will, soll dessen Schutz nicht genießen noch bei Schädigungen durch ihn Buße erhalten, (12) Herren und Städte des Landfriedens sollen zusammen beraten, was sie tun sollen und wie das Land geschützt werden kann, (13) die Neun über den Landfrieden sind Graf Berthold [VI.] von Graisbach und Marstetten, genannt von Neuffen, die Brüder Graf Ludwig [VIII.] der Jüngere und Friedrich [II.] von Oettingen, swelher denne vnder in bi dem land ist, Berthold der Alte, Truchseß von Kühlenthal, Ulrich der Frauzze, wobei bei Abwesenheit des von Neuffen die anderen 3 einen Schiedsherren zu sich nehmen sollen, weiterhin von den Städten 2 aus dem Rat von Augsburg, 1 aus dem Rat von Ulm, der Ammann von Biberach oder jemand aus dem Rat und 1 aus dem Rat von Memmingen, (14) bei Zusammenkünften der Neun oder der Mehrzahl von ihnen entscheidet die Mehrheit in Fragen des Nutzens für den Landfrieden, (15) alle Herren und Städte. die den Landfrieden beschworen haben oder das noch tun werden, sollen ihn nach besten Kräften unterstützen, (16) das Bündnis soll bis zum nächsten Georgstag3 und dann über 1 Jahr4 gelten.

Originaldatierung:
Gegeben ze Augspurch an dem naehsten donerstag nach sant Michels tag 1330, r.a. 16, i.a. 35.

Überlieferung/Literatur

1. Orig. Perg. dt. im StadtA Augsburg, allgemeine Urkundenreihe sub dato; Kaisersiegel mit Rücksiegel (Posse, Siegel 1 Tf. 51,1/2) an rot-grünen Seidenfäden (A1). — Herwartsches Kopialbuch 18. Jh. ebd., 2 fol. 86r —89r. — Herwartsches Kopialbuch 18. Jh. in der StStadtB Augsburg, Cod. Aug. 2o S 16 sub dato. — Herwartsches Kopialbuch 18. Jh. ebd., Cod. Aug. 2o 223 sub dato. — Abschrift 19. Jh. (Auszug) im Archiv der Freiherren von Gumppenberg Pöttmes, L 18 sub dato 2.Orig. im GHA München, H.U 193 (A2). — 3.Orig. im StadtA Mainz, U sub dato (A3).

Schaab, Städtebund S. 117 Nr. 80 (aus A3, zu September 30). — Herberger, Ludwig S. 52 Nr. 26 (aus A1). — Wittmann, MW S. 313 Nr. 281 (aus A2). — Meyer, UB Augsburg 1 S. 265 Nr. 299 (aus A1). — MGH Const 6,1 S. 727 Nr. 875 (aus A1, A2).

Böhmer, RI S. 75 Nr. 1223. — Vischer, Städtebund S. 116 Nr. 6. — Dertsch, Mainz S. 6 Nr. 832. — Baer-Blendinger, Stadtrecht S. 109 Nr. 144. — Ruser, Urkunden S. 478 Nr. 541. Peret, UB St. Gallen S. 439 Nr. 1315. — Reg.LdB 1 S. 50 Nr. 111; 4 S. 41 Nr. 69.

Anmerkungen

  1. 11330 Oktober 29 verpflichten sich Rat und Bürger zu Kaufbeuren zur Einhaltung des Landfriedens (MGH Const 6,1 S. 730 Nr. 876; Dertsch, Kaufbeuren S. 39 Nr. 100; Ruser, Urkunden S. 480 Nr. 542).
  2. 21330 November 11.
  3. 31330 April 24.
  4. 4Bis 1331 April 24.
  5. 5Zur Urkunde Pfister, Schwaben S. 225f; Stälin, Wirtembergische Geschichte S. 186; Preger, Beiträge S. 31; Stälin, Geschichte Württembergs S. 496; Schumann, Verfassung S. 61, 63; Hofacker, Schwäbische Reichslandvogteien S. 221; Jahn, Augsburg S. 139; Angermeier, Bayern S. 178; Fried, Städtepolitik S. 112. — 1330 Dezember 6 werden die Bürger von Kempten durch Berthold VI. von Graisbach und Marstetten, Heinrich III. von Werdenberg-Sargans, Peter von Hohenegg und die Bürger zu Memmingen in den Landfrieden aufgenommen (Ruser, Urkunden S. 481 Nr. 543a). — Vgl. Nr. 177. — Die Stadt Augsburg rechnet Mitte Oktober mit dem kaiserlichen Wachpersonal ab: Item janitoribus imperatoris, qui tunc affuit, [...] (Hoffmann, Baurechnungen S. 181).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI VII] H. 5 n. 115, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1330-10-04_1_0_7_5_0_115_115
(Abgerufen am 20.04.2024).