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[RI VII] Ludwig der Bayer (1314-1347) - [RI VII] H. 11

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Ks. Ludwig entscheidet in den bis zum heutigen Tag andauernden Auseinandersetzungen zwischen seinem Fürsten Erzbischof Heinrich [III.] von Mainz, dessen [Hoch]stift, Freunden und Dienern auf der einen und seinem Fürsten und [Schwieger]sohn Markgrafen Friedrich [II.] von Meißen sowie Friedrich [III.] von Wangenheim1 und anderen markgräflichen Freunden und Dienern auf der anderen Seite auf ihren in offenen Briefen geäußerten Wunsch, sie gütlich oder mit Recht zu versöhnen, dahingehend, dass sie und ihre Freunde, Helfer und Diener gut und gantz friunde sein sollen, auf die Weise, dass (1) wegen der Geldforderung des Markgrafen an den Erzbischof beide einen Vertrauten oder eine andere Person benennen sollen und der Ks. einen Dritten, (a) diese Drei sich an einem vom Erzbischof festgesetzten Tag und Ort treffen sollen, um dort eine geschworene Kundschaft nach Rede des Erzbischofs und Gegenrede des Markgrafen einzuholen, (b) wenn der Erzbischof durch die geschworene Kundschaft oder Urkunden beweisen kann, dass er entsprechend ihrem gegenseitigen Bündnisbrief2 den Markgrafen vergeblich zu Hilfe aufgefordert hat, der Erzbischof das Geld nicht zahlen muss, (c) die Drei sich anschließend an einem vom Markgrafen festgesetzten Tag und Ort treffen sollen, um dessen geschworene Kundschaft zu hören, und (d) wenn der Markgraf dabei beweisen kann, dass er vom Erzbischof nicht aufgefordert wurde und er damit nicht gegen die Bündnisbriefe verstoßen hat, der Erzbischof seine Schuldbriefe beim Markgrafen auslösen muss, (2) die Drei geschworene Kundschaft wegen Großengottern (Bischofsguttern)3 einholen sollen und falls sie erfahren, dass der Erzbischof und sein Stift dort seit alters her ansässig sind, es dabei bleiben soll, falls aber der Markgraf und der [wohl Hartung I.] von Erffa4, von dem der Markgraf seinen Teil gekauft hat, dort seit alters ansässig sind, Friedrich es weiter sein soll, wobei bis zur Einholung der Aussagen und seiner kaiserlichen Entscheidung5 Verpfändungen auf Großengottern, Leute oder Gut von keiner Seite eingefordert werden dürfen, (3) die Drei Kundschaften mit Rede und Gegenrede vom Erzbischof und dem von Wangenheim anhand von Briefen und lebender Zeugen (lebentigen urchuͤnden) einholen sollen und anschließend mit Angaben zum Schaden, den der von Wangenheim laut seiner Aussage genommen hat, vor den Ks. bringen sollen, der dann nach Recht für beide verbindlich entscheiden wird, (4) der von Wangenheim hier in Nürnberg versichern wird, dass er den Schaden, den er dem Erzbischof und seinem Stift in der Zeit nach der vom Ks. in Frankfurt [a. Main] zwischen ihnen errichteten Sühne6 zugefügt hat, sowie den in der Sühne festgestellten Schaden, bis zum kommenden Tag Mariä Geburt7 begleichen wird8, (5) der von Wangenheim für seine Vetter9 und Diener versprechen soll, dass sie sein entsprechendes kaiserliches Urteil anerkennen werden, (6) alle anderen an den Leib gehenden Dinge vom Ks. Entschieden werden, (7) die Drei von den Empfängern über alle anderen, von diesen an sie herangetragenen Dinge geschworene Kundschaft mit Rede und Gegenrede fordern und ihre Erkenntnisse in einem durch die Drei besiegelten Brief an den Ks. senden sollen, der daraufhin urteilen wird, und (8) beide sein Urteil wegen der angegebenen Dinge und anderer zwischen ihnen entstandener Streitpunkte laut ihrer beiden offenen Briefe ohne Widerspruch anerkennen sollen.

Originaldatierung:
Geben […] ze Nuͤrnberg an mitwochen nach Urbani 1342, r.a. 28, i.a. 1510.

Überlieferung/Literatur

Überl.: Orig. Perg. dt. im LATh – HStA Weimar, EGA Urkunde Nr. 1297; Siegel fehlt, ehemals an Pressel; 29×39,7, Ssp. 20×30, Pl. 5,311. – 2 Abschriften im Kopialbuch von 1659 im LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv RR II Nr. 2 fol. 72r-73v und fol. 154r-155r. – Kopialbuch 17./18. Jh. ebd., R II Nr. 3 fol. 274v-278r. – Abschrift 19. Jh. im SächsStA HStA Dresden, 10003 Diplomatarien und Abschriften Nr. 90 (ungezählt, Nr. 57). – Abschrift 19./20. Jh. ebd., 10710, CDSR, Nr. 66 B (ungezählt, sub dato).

Reg.: Vogt-Otto, Reg. Mainz 1/2 S. 411f. Nr. 4825. – Moser, Kanzleipersonal S. 120 (Schreiber K 25). – Battenberg, Reg. Hofgericht S. 269-271 Nr. 446.

Anmerkungen

  1. 1Zu Friedrich III. Wangenheim (belegt von 1296-1353) Wangenheim, Beiträge S. 218-230 und Stammtafel 1 im Anhang; Molzahn, Wangenheim S. 146 (Stammtafel).
  2. 2Gegenseitiges Bündnis auf acht Jahre von 1337 März 3 (Beyer, UB Erfurt 2 S. 131-134 Nr. 159 und Nr. 160; Vogt-Otto, Reg. Mainz 1/2 S. 255f. Nr. 4035f.).
  3. 3Zu Bischofsgottern vgl. Nr. 456, 472 Artikel (10), 480 Artikel (17), (18) und Nr. 481. – Zu den Hintergründen des Streits um Bischofsgottern Patze-Schlesinger, Thüringen S. 83.
  4. 4Zu Hartung dem Älteren von Erffa (belegt von 1311-1357) Stutterheim, Erffa S. 19.
  5. 5Vgl. Nr. 472.
  6. 6Nr. 449.
  7. 7September 8.
  8. 8Vgl. Urkunde von Friedrich III. von Wangenheim von 1342 Mai 30 mit Versprechen, dem Erzbischof alle Schäden im Krieg zwischen dem Erzbischof und Friedrich von Meißen zu ersetzen (Gleichzeitige Abschrift Pap. dt. im StA Würzburg, Mainzer Urk. 5373. Battenberg, Reg. Hofgericht S. 272 Nr. 448 (Auszug)).
  9. 9In Frage kommen hier die Kinder von Friedrichs III. Bruder Albert II., also seine Neffen, Friedrich IV. (belegt 1337-1375) und Ludwig VI. (belegt 1349-1359 (= Molzahn) bzw. 1340-1365 (=Wangenheim)) sowie der Sohn von Friedrichs III. verstorbenem Cousin, Ludwig VII., (belegt 1331-1337 (= Molzahn) bzw. 1349-1377 (=Wangenheim)) Wangenheim, Regesten Stammtafel 1; Molzahn, Wangenheim S. 146 (Stammtafel).
  10. 10Vgl. Nr. 433, 437, 442, 448f., 459, 461, 464f., 469, 471-471, 480f., 488, die in Zusammenhang mit der sogenannten Thüringer Grafenfehde stehen und zu den Hintergründen der Fehde u.a. Galletti, Geschichte u.a. S. 256-258; Erhard, Königswahl S. 215-217; Füsslein, Grafenfehde; Füsslein, Übergang S. 368-381; Patze-Schlesinger, Thüringen S. 84-88 sowie Willebrief Erzbischof Heinrichs von 1342 Mai 29 zu Ludwigs inseriertem Sühneurteil (Orig. Perg. dt. im GHAM, H.U 239; Battenberg, Reg. Hofgericht S. 271 Nr. 447). – Zur Sache Battenberg, Reg. Hofgericht S. 269 Nr. 446 Anm. 2.
  11. 11Nach Bansa, Studien S. 30 Anm. 130, ist der Vermerk kulo r auf der Rückseite rechts unten nicht in der Kanzlei Ludwigs entstanden.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI VII] H. 11 n. 456, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a445bd81-ad7b-47c5-9366-9fb031b74f0e
(Abgerufen am 19.04.2024).