Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

Sie sehen den Datensatz 117 von insgesamt 438.

[1] König Heinrich überläßt seinem geistlichen Vater und Herrn Papst Clemens (V.) urkundlich die Verfügungsgewalt über die Grafschaft Kamerich; jene Gewalt hatte der König dem Adligen Johann [I. von Flandern], Grafen von Namür, seinem Blutsverwandten, übertragen. Der Papst könne diese Übertragung widerrufen, der Kamericher [Bischofs-]Kirche die Grafschaft zurückerstatten und selber das [neu] regeln, was sich aus der vorherigen Übertragung ergeben habe. [2] Entsprechende Worte und Handlungen des Papsts erklärt König Heinrich für dauerhaft und unveränderlich. [3] Der König will nämlich infolge dessen, was ihm der Papst durch wiederholte Boten und Briefe mitgeteilt hat, den Kirchen Gottes und dessen Dienern in der Seelsorge Frieden und reichlich Ruhe verschaffen, da er wünscht, in der Demut, die herausragender Machtstellung entspricht, sowohl Gott als auch dem Papst und der unverletzlichen Römischen Kirche besondere Sohnesfurcht zu zeigen. Achte Heinrich doch auf die Unterrichtung (informationem) durch den Papst um so stärker, als er in ihm den glühendsten Liebhaber [s]eines Königtums spüre (salutis et status regalis ipsam sentimus ferventissimam amatricem). – Sanctissimo in Christo patri et domino suo karissimo domino Clementi, sacrosancte Romane ac universalis ecclesie summo pontifici [...]. Dum intuitus regalis considerationis extenditur ad ea.

Originaldatierung:
dat. Nuremberg, VI. idus Martii

Überlieferung/Literatur

Insert in einer Urkunde Papst Clemens V. vom 20. Juni 1310 , deren gleichzeitiger Text in Bd. 6 der Register Papst Clemens’ V., Rom, Archivio Segreto Vaticano, Reg. Vat. 57 fol. 96r–v cap. 338 steht; *Abschrift des 18. Jh. von Henri Denis Mutte aus dem heute verlorenen Original im Kamericher Kirchenarchiv, Lille, AD du Nord, 3 G 548 Nr. 83 fol. 172r–v mit den Marginalien ex autographo signato VI LXXXXV in archivio eccles. Camer. und contuli cum autographo Mutte D m.p. von der Texthand. – Drucke: Mémoire pour M. l’archevêque de Cambrai (1772) S. 65f. Nr. 36 aus der Liller Abschrift; Winkelmann, Acta imperii inedita (1885) S. 235 Nr. 364 nach Abschrift Ludwig Konrad Bethmanns aus dem Mémoire; Regestum Clementis Papae V, Annus quintus (1887) S. 138 als Insert in Nr. 5468, der Urkunde Clemens’ V. aus dem Papstregister, ungenau; Schwalm, MGH Const. 4, S. 291 Nr. 339 aus Bethmanns Abschrift und dem Regestum.

Regest: Böhmer, Heinrich VII. (1851) Nr. 632.

Kommentar

Das Papstregister nennt den Ausstellungsort Nurheinberg. – Die oben numerierten Abschnitte folgen in dem Diplom in der Reihung 3, 1, 2 aufeinander und sind sowohl gegenüber Protokoll und Eschatokoll, als auch untereinander durch Cursus velox abgehoben. Die Abschnitte sind im MGH-Druck entsprechend gekennzeichnet und textgemäß von 1–3 durchgezählt. – Am 30. Mai 1309 hatte König Heinrich die Grafschaft Kamerich einem seiner Verwandten, dem Namürer Grafen Johann I. von Flandern, übertragen und ihn beauftragt, die dortigen Reichsrechte wiederherzustellen; oben Nr. 158. Diese Übertragung wiederholte der König am 25. August 1309, weil Bischof und Kapitel der Kamericher Kirche sich auf den Standpunkt stellten, die Grafschaft gehöre zum Bistum, und daher nichts gegen deren Schädigung und Entfremdung vom Reich unternahmen; gleichzeitig erweiterte König Heinrich die Vollmachten Johanns von Flandern; oben Nr. 264. Den Kamericher Bürgern versprach er unter dem 5. November 1309, sie für ihren Gehorsam gegenüber seinem Bevollmächtigten Johann schadlos zu halten; oben Nr. 326. – Auf Basis des hier vorliegenden Zugeständnisses des Königs erstattete Papst Clemens V. am 27. Juni 1310 Stadt und Grafschaft Kamerich an Bischof, Propst und Dekan der Kamericher Kirche zurück; unvollständig gedruckt im Regestum Clementis Papae V, Annus quintus (1887) S. 133–136 Nr. 5466. Bereits unter dem 20. Juni 1310 hatte der Papst verkündet, daß die Güter zurückzuerstatten seien, die Graf Johann von Flandern in seiner vom König verliehenen Funktion der Kamericher Kirche entfremdet habe; unvollständig gedruckt ebd. S. 136f. Nr. 5467.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 392, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ec54967d-5855-4901-94a6-cec4efaaac05
(Abgerufen am 29.03.2024).