Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

Sie sehen den Datensatz 401 von insgesamt 438.

König Heinrich gestattet Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Pairis in der Basler Diözese, vor kirchlichem und weltlichem Gericht durch Zeugenaussagen von Brüdern ihres Ordens in allen ihren Streitsachen rechtsgültige Beweise zu erbringen, wobei Widerspruch oder zuwiderlaufende Gewohnheit dem nicht entgegenstehen sollen; denn er schätzt sie besonders wegen des Eifers ihres [religiösen] Lebens. Er ordnet an, daß Abt und Brüder alle ihre Verfahren und Streitsachen gegen wen auch immer und besonders gegen die Colmarer Bürger vor kirchliches Gericht ziehen dürfen gemäß den Privilegien der kirchlichen Freiheit. Er erklärt alles für ungültig und nichtig, was künftig von wem auch immer zum Schaden von Abt und Konvent dagegen unternommen wird. – Universis sacri Romani imperii fidelibus [...]. Iustis petencium votis.

Originaldatierung:
dat. Columbarie, VIII kln. Octobr.

Überlieferung/Literatur

*Original (Pergament, stark beschädigtes Königssiegel an Pergamentstreifen) Colmar, AD du Haut-Rhin, H 2/9 Pairis mit Rückschriften, darunter zeitgenössisch littera, quod nos possimus dare testimonium in nostris causis cum fratribus ordinis nostri und Ende 14./Anfang 15. Jh. .II. fratres ordinins testimonium dare possunt in omnibus iudicys [!]; Abschrift des 17. Jh. im Nekrolog und Kopialbuch des Klosters Pairis fol. 98r mit geringfügigen Abweichungen vom Original, ebd., H Pairis 1/10; Insert in einem Sammeltranssumpt König Karls IV. vom 5. Mai 1354, Abschrift des 17./18. Jh. in einem unpaginierten Konvolut des Klosters Pairis, ebd., 11 H Pairis Carton 2/10 sowie beglaubigte Abschrift des 18. Jh., Straßburg, Archives de la Ville, VIII 134/70.

Drucke: Hugo, Sacrae antiquitatis monumenta, S. 292f.; Kopp, Urkunden (1851) S. 184 Nr. 132.

Regesten: Böhmer, Heinrich VII., Nr. 327; ders., ebd. (...1857) Nr. 642.

Regest des Transsumpts von 1354: Fritz, MGH Const. 11, S. 635 Nr. 148a, im einzelnen unzuverlässig.

Kommentar

Mit der uneingeschränkten Anerkennung des kirchlichen Privilegium fori auch für Zisterzienser und nun wohl sogar in Blutsachen stand die weltliche Zentralgewalt in jener rechtspluralistischen Tradition, die sich seit der Konstantinzeit und parallel zu sogenannten Volksrechten gesamtkirchlich und gesamteuropäisch verfestigt hatte und während des 14. Jh. erst außerhalb des römisch-deutschen Reichs ins Wanken geriet; allgemein Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte 1 (51972) S. 248 und S. 394. – Den Charakter des Colmarer Konvoluts aus Pairis erläutert Penth, Umstrittene Wahl (...1999) S. 66 und S. 59.

Nachträge

Nachträge (1)

Nachtrag von Sammlung Bernhard Metz, eingereicht am 23.05.2016.

1310 IX 24 Colmar
Kg. Heinrich a) erlaubt Kl. Pairis, sich vor Gericht auf das Zeugnis seiner Konverse zu berufen und b) beauftragt den Landvogt Gerardus (!) v. Leiningen und den Schultheiß von Colmar mit dem Schutz dieses Klosters.
Beide Urkk. inseriert in Bestätigung Karls IV. (1354 IV 3): Archives Municipales Strasbourg VIII 134/70, Abschrift.

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 675, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d6e7489b-08c0-4174-a803-1ac50c149bc1
(Abgerufen am 20.04.2024).