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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

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Auf Aufforderung König Heinrichs berichten [seine Gesandten in der Lombardei, nämlich] der Konstanzer Bischof [Gerhard von Bevar], der Churer Bischof [Siegfried von Gelnhausen], [Ritter] Ugolino da Vicchio und Heinrich von Ralvengo, Bürger von Asti, folgendes: [1] Am Dienstag, dem 26. Mai 1310 , kamen sie in Ivrea an und trugen feierlich vor dem Podestà, dem Kapitan, dem Klerus, den Adligen, den Anzianen und dem ganzen Volk folgende Kapitel so vor, wie sie ihnen aufgetragen worden waren: [a] Sie verkündeten die Ankunft des Königs. Sein Heer werde im Verlauf des Monats August, der größte Teil seiner Leute bis Ende dieses Monats ankommen; der König werde selber bis zum Michaelsfest (29. September) diesseits der Alpen eintreffen. [b] Sie befahlen, daß sie [Heinrich] als ihren König und Herrn feierlich und ehrenvoll empfangen und ihm pflichtgemäß gehorchen, daß sie die Pässe, Brücken und Wege herrichten sowie für Lebensmittel sorgen, so daß der König und seine Leute keinen Mangel leiden; [c] daß sie, sobald der König diesseits der Alpen ist, vor ihm erscheinen, um ihm mit großer Achtung und Ehre Geleit zu geben, wie es der Erhabenheit der kaiserlichen Majestät zukommt, und nach ihren Möglichkeiten ehrenvoll Bewaffnete bereitstellen; [d] daß sie ihm ehrenhafte Gesandte, kluge Bevollmächtigte und Sachwalter schicken, um seine vernünftigen und rechtmäßigen Befehle, seinen guten Willen und seine Absichten zu vernehmen. [e] Sie befahlen bei kaiserlichem Bann bzw. Strafe, die der König festsetzen will, bzw. bei der rechtsüblichen Strafe (la paine de droit), daß sie Frieden schließen, falls sie sich im Krieg befinden, zumindest aber Waffenstillstand bis zum Allerheiligenfest (1. November). [f] Sie befahlen allen und jedem einzelnen, dem König pflichtgemäß alle Leistungen und Dienste zu erbringen, wenn er diesseits der Alpen sei. Die Ivreer antworteten nach dem Willen des Podestà und der Kommune: Sie werden dem Kaiser (le granteiche enperial) gehorchen, wenn er diesseits der Alpen ist, und ihm gegenüber alles tun, wozu sie verpflichtet sind. In gleicher Weise antwortete der Ivreer Bischof [Alberto Gonzaga]. [2] In Vercelli wurden die Gesandten [vor dem 31. Mai] feierlich und ehrenvoll empfangen und verkündeten die obigen Kapitel in Gegenwart von Podestà, Klerus, Adligen und Volk. Diese antworteten: Sie sind sehr interessiert am und erfreut über (Heinrichs) Kommen (la veinue monsigneur); sie werden mit Gottes Hilfe dafür sorgen, daß der König als ihr wahrer natürlicher Herr empfangen wird, und für ihn und seine Leute Lebensmittel bereitstellen; alles andere werden sie pflichtgemäß erfüllen. Die Gesandten forderten von Bischof [Raniero Avogadro] als gutem und treuem Untertan (bon suget et leal) durch Botschaft und Briefe zwei Burgen, die er vom Reich zu Lehen trägt. Darauf gab der Bischof ihnen keine Antwort. [3] In Casale [Monferrato] wurden die Gesandten [am 31. Mai] noch feierlicher und ehrenvoller, noch gutwilliger und herzlicher empfangen; Alt und Jung und die ganze Kommune schrieen: »Es lebe der König!« (vive, vive li rois), und sie hörten nicht auf, unter Weinen und Freudentränen zu rufen: »Es lebe der Kaiser!« (vive, vive lenpereeur), bis (die Gesandten) in der Stadt waren. Die [Casaleser] antworteten: Sie sind von ganzem Herzen und Willen bereit, den König als ihren natürlichen Herrn zu empfangen und ihm zu gehorchen, wie es in den obigen Kapiteln enthalten ist. [4] In Valenza antwortete [man am 1. Juni] in gleicher Weise und Form wie in Casale [Monferrato], als gute und loyale Untertanen. [5] In Tortona wurden die Gesandten [am 2. Juni] feierlich empfangen. [Die Tortoneser] antworteten: Sie sind interessiert an der Ankunft des Königs und freuen sich darüber; sie werden nach Kräften dafür sorgen, ihn als ihren natürlichen Herrn zu empfangen. Sie werden nach ihren Möglichkeiten ihn und seine Leute mit Lebensmitteln versehen und sind bereit, dem König in allem zu gehorchen, was in den obigen Kapiteln enthalten ist. [6] In Pavia wurden die Gesandten [vor dem 8. Juni] ehrenvoller empfangen als in allen anderen Orten. Bischof [Guido di Langosco], Graf Filippone [di Langosco] und der größte Teil der Einwohner der Stadt erschienen zu Fuß oder zu Pferd vor ihnen, und die Gesandten verkündeten feierlich die [ihnen aufgetragenen] Kapitel. Jene antworteten: Sie wollen den König als ihren rechtmäßigen natürlichen Herrn empfangen, allen seinen Befehlen gehorchen und darüber hinaus tun, was sie können. Sie kamen für die Auslagen der Gesandten auf. Ebenso antworteten der Bischof und alle seine Vasallen (tout ses linages). [7] In Mailand zogen der Kapitan [Guido della Torre], der Podestà [Bergando di San Nazzaro] und die Großen der Stadt (li capitaines et la povesta et grant gens de la cite) den Gesandten [am 8. Juni] entgegen und empfingen sie mit großer Freude und großer Festlichkeit. [Die Gesandten] trugen wie gewohnt ihre Kapitel vor. [Die Mailänder] erbaten 15 Tage Aufschub für ihre Antwort. In dieser Zeit beriet sich der Kapitan mit den Signori seiner ganzen Liga (fist parlement des segneurs de toute sa lie) und schickte anschließend die Antwort pünktlich nach Lodi. Diese lautete [am 22. Juni] folgendermaßen: Sie sind bereit, angemessen und ehrenvoll vor dem König zu erscheinen und ihn nach Kräften zu ehren, ihn würdevoll zu empfangen und ihm gegenüber pflichtgemäß zu handeln, sowie alle Rechte und Ehren des Heiligen Reiches (du saint enpire) nach Kräften zu wahren. Sie hoffen, daß der König den Kapitan, seine Freunde und die Kommune Mailand in dem guten Zustand beläßt, in dem sie sich befinden, sowie ihre Rechte und Privilegien, ihre Besitzungen, Ehren und Gewohnheitsrechte wahrt, die sie vom Reich haben. [8] In Vigevano, der Kammer der Kaiserin, wurden die Gesandten [am 10. Juni] empfangen wie in Pavia (oben § 6). [Die Vigevanesen] antworteten: Ihr Herz, ihre Habe und ihre Fähigkeiten stehen im Dienst und unter dem Befehl des Reiches. Aber der Kapitan von Mailand [Guido della Torre] hat das Gebiet inne, weshalb sie nicht wagen, ohne seinen Befehl eine andere Antwort zu geben; doch wenn sie so könnten, wie sie wollten, würden sie so antworten, daß der König darüber sehr zufrieden wäre. Sie schenkten den Gesandten Wein und Hafer. [9] In Novara wurden die Gesandten [am 11. Juni] genauso feierlich empfangen wie in Tortona (oben § 5). [Die Novareser] antworteten: Sie kommen ehrenvoll und mit Bewaffneten vor den König, wenn er diesseits der Alpen ist; sie setzen die Brücken und Wege instand; sie stellen Lebensmittel und Unterkünfte für alle nach ihren Möglichkeiten, und sie sind bereit, Waffenstillstand mit ihren Feinden zu schließen, aber sie sind nicht sicher, daß ihre Feinde den Waffenstillstand einhalten. Sie haben mit Zugeständnissen (largement) geantwortet; aber sie sind mit Mailand und mehreren anderen Städten verbündet und können keine andere Antwort geben, bevor sie nicht mit ihren Verbündeten (compagnons) gesprochen haben. Nach Beratung mit diesen werden sie Gesandte zum König schicken, wenn er diesseits der Alpen ist, um ihm Reverenz und Ehre zu erweisen, und werden mit ihm über die Ehre und den Nutzen des Heiligen Reichs verhandeln. Wenn es ihrem Willen entspricht und nicht gegen ihr Bündnis verstößt, werden sie eine klare Antwort auf alle Kapitel geben. Bischof [Uguccione Borromeo] will dem König in allen Dingen gehorchen, die in den obigen Kapiteln enthalten sind. [10] In Como wurden die Gesandten [vor dem 16. Juni] ebenso feierlich und ehrenvoll empfangen wie in Tortona (oben § 5). [Die Comasken] antworteten: Sie sind bereit, dem König in allem zu gehorchen, was in den obigen Kapiteln enthalten ist. Sie haben die sichere Hoffnung, daß der König ihre Rechte und Privilegien beachten sowie die Burgen und das Gebiet der Kommune von Como, insbesondere die partie des Vicane, im derzeitigen Zustand bewahren wird. [11] In Monza kamen den Gesandten [am 16. Juni] Klerus und Laien in großer Prozession zu Fuß und zu Pferd entgegen und empfingen sie herzlich und gutwillig. Nach Verkündigung der Kapitel antworteten [die Monzesen]: Sie können keine andere Antwort geben als die aus Mailand, weil sie dem Kapitan von Mailand unterstehen (quar il sont en la suiection du capitaine de Melan). [12] In Bergamo wurde den Gesandten [vor dem 20. Juni] ebensoviel Ehrerbietung erwiesen, wie sie dem Kaiser persönlich widerfahren wäre. [Die Bergamasken] antworteten: Sie werden alles tun, was in den [obigen] Kapiteln enthalten ist. Den Gesandten erstatteten sie ehrerbietig und großzügig ihre Auslagen. Ortsbischof [Cyprian Alessandri] erklärte sich bereit, dem König pflichtgemäß zu gehorchen. [13] In Crema wurden die Gesandten [am 20. Juni] so empfangen wie in Casale [Monferrato; oben § 3] und trugen ihre Kapitel vor. [Die Cremasken] antworteten: Sie sind bereit, alle Punkte einzuhalten, erwarten aber, daß ihnen die Rechte und Privilegien, die ihnen von früheren Kaisern verliehen wurden, erhalten bleiben. [14] In Lodi wurden die Gesandten [am 21. Juni] ehrenvoll empfangen und trugen ihre Kapitel vor. [Die Lodigianer] antworteten: Sie sind allezeit Diener der Heiligen Kirche und Freund aller, die im Namen dieser Kirche kommen, insbesondere des Kaisers, weil er nach dem Willen der Kirche kommt; deshalb sind sie bereit, ihm zu gehorchen. [15] In Piacenza wurden die Gesandten [vor dem 26. Juni] ebenso ehrenvoll empfangen wie in Pavia (oben § 6) und trugen ihre Kapitel vor. [Die Piacentiner] antworteten: Sie sind bereit, dem König, wie verlangt, zu gehorchen. Den Gesandten erstatteten sie ihre Auslagen. [16] In Cremona antworteten [die Einwohner am 27. Juni]: Sie sind Freunde der Heiligen Kirche, weshalb sie deren Rat einholen wollen; wenn er mit Wissen und Rat ihres Vaters, des Papstes, kommt, werden sie Befehl und Willen des Kaisers gehorchen. [17] In Brescia wurden die Gesandten [am 29. Juni] ehrenvoll empfangen: Die Großen zogen ihnen zu Fuß und zu Pferd entgegen. Sie trugen ihre Kapitel vor. [Die Brescianer] antworteten: Sie sind bereit, dem Kaiser in allem zu gehorchen, wenn es der Heiligen Kirche gefällt. Den Gesandten zahlten sie ihre Auslagen. [18] In Mantua wurden die Gesandten [vor dem 10. Juli] würdevoll und erhaben empfangen und trugen ihre Kapitel vor. [Die Mantuaner] antworteten: Sie sind bereit, dem Kaiser in allem, was diese Kapitel enthalten, und darüber hinaus zu gehorchen. Sie sind sehr interessiert (mult lies) an der Ankunft des Königs und werden alles ihm zu Gefallen tun. Den Gesandten erstatteten sie ihre Auslagen. [19] In Verona wurden die Gesandten [vor dem 10. Juli] würdevoller und erhabener empfangen als in allen oben genannten Städten und trugen ihre Kapitel vor. [Die Veroneser] antworteten: Sie alle, hoch und niedrig, sind bereit, zu gehorchen und alles zu erfüllen, was diese Kapitel enthalten; sie unterstellen sich ganz dem Willen des Königs. Den Gesandten erstatteten sie ihre Unkosten und schenkten den beiden Bischöfen zwei Kelche (deus coupes) und den beiden anderen zwei Gewänder. [20] In Vicenza, das sich in Händen der Paduaner befindet, wurden die Gesandten [vor dem 10. Juli] sehr ehrenvoll empfangen und trugen ihre Kapitel vor. [Die Vicentiner] antworteten: Sie stehen unter dem Schutz von Padua, und was immer die Stadt (cite) Padua für sie antwortet, wird ihr Wunsch und Wille sein. In dieser Nacht blieben die Gesandten bei dem Podestà Niccolò da Lozzo, Ritter und besonderer Freund des Königs, der sie sehr ehrenvoll in seiner Burg beherbergte. [21] In Treviso wurden die Gesandten [vor dem 10. Juli] sehr ehrenvoll empfangen und trugen ihre Kapitel vor. Rizzardo di Camino und die Kommune der Stadt erbaten für ihre Antwort Aufschub bis zur Rückkehr der Gesandten aus dem Friaul. In Ferrara antworteten sie [nach dem 20. Juli] durch spezielle Gesandte: Sie sind sehr interessiert an der Ankunft des Königs und haben große Hoffnung, daß dies zu Ehre, Ansehen und Frieden der Heiligen Kirche und des Heiligen Reichs dienen wird. Sie werden den Kaiser in allem pflichtgemäß und nach Kräften ehren und ihm dienen. Den Gesandten erstatteten sie ihre Auslagen für fünf Tage Hin- und Rückweg und schenkten jedem einen silbernen Becher (I hennas dargent). [22] Im Friaul kamen die Gesandten [am 10. Juli] nach Udine, wo sie den Patriarchen [Ottobono de Robari von Aquileia] trafen, bei dem sich der Graf von Görz und der Ban von Slawonien in Waffen aufhielten und dem König mehrfach ihre Dienste anboten. Der Patriarch empfing die Gesandten so ehrenvoll wie Verona (oben § 19) und zahlte ihnen ihre Auslagen für vier Tage. Er antwortete [am 12. Juli] huldvoll auf alle Kapitel, daß er alles erfüllen werde und darüber hinaus seine Leute, seinen Besitz, seine Freunde und alle Kräfte dem Willen des Königs unterstellen wolle. [23] In Venedig wurden die Gesandten [am 20. Juli] ehrenvoller als in allen anderen Orten empfangen. Der Doge verließ seinen Amtssitz, um zu ihnen zu kommen, was er noch nie für einen Gesandten von König oder Kaiser getan hatte. Die Venezianer antworteten: Sie sind sehr interessiert an der Ankunft des Kaisers und bereit, ihm in allem zu gehorchen. Sie bieten Leute und Besitz der Kommune und Spezialisten zu Wasser und zu Lande dem Kaiser zum Dienst an. Den Gesandten erstatteten sie großzügig ihre Auslagen, und täglich speisten mit ihnen gut hundert Vornehme der Stadt. Jedem der beiden Bischöfe schenkten sie zwei coupes a tonnleique, den beiden anderen je zwei Becher und jedem der drei Ritter des Konstanzer Bischofs einen Pokal. [24] In Padua wurden die Gesandten [vor dem 4. August] sehr ehrenvoll empfangen und trugen ihre Kapitel vor. Die Paduaner und die Stadt (cite) Vicenza, die den Gesandten versprochen hatte, in Padua zu antworten, erklärten gemeinsam: Sie sind sehr interessiert an der Ankunft des Kaisers, loben Gott dafür und hoffen, daß Gott ihn lange leben läßt, weil er den Zustand der Heiligen Kirche und des Reiches bewahren und zum Frieden führen kann. Sie sind immer wahrhaft katholisch und der Heiligen Kirche untertan gewesen, und sie beabsichtigen, dies auch dauerhaft zu bleiben; denn sie wurden immer von der Kirche verteidigt und beschützt, insbesondere gegen den bösen Tyrannen Ezzelino [III. di Romano], der ihnen großen Schaden zufügte. Deshalb beabsichtigen sie, die Ehre der Heiligen Kirche und des Heiligen Reiches zu bewahren und das zu sagen und zu tun, was nach ihrer Meinung zur Erhöhung der Ehre der Kirche und des Heiligen Reiches dient, sowie Frieden und Ruhe, wo auch immer sie sich aufhalten, zu verteidigen und zu wahren. [25] In Modena wurden die Gesandten [vor dem 4. August] sehr ehrenvoll empfangen und eingeholt und verkündeten ihre Kapitel. [Die Modeneser] antworteten: Sie sind bereit und wollen allen diesen Kapiteln sowie allen anderen Befehlen des Kaisers nach Kräften gehorchen. Den Gesandten erstatteten sie ihre Auslagen. Der Ortsbischof antwortete: Er ist bereit, dem Kaiser immer und überall (en lieu et en tens) pflichtgemäß in allem zu gehorchen. [26] In Reggio [Emilia] wurden die Gesandten [vor dem 4. August] sehr angemessen empfangen. [Die Reggianer] antworteten auf alle [vorgetragenen] Kapitel: Sie alle sind bereit, pflichtgemäß zu gehorchen. Bischof [Enrico Casalorci] antwortete: Er ist bereit, dem Kaiser als seinem weltlichen Herrn in allen Forderungen und allen anderen Dingen pflichtgemäß zu gehorchen, wie seine Vorgänger es gegenüber dem Reich getan haben. [27] In Parma wurden die Gesandten [vor dem 4. August] ehrenvoll empfangen und eingeholt. [Die Parmenser] antworteten: Sie sind bereit, in allem zu gehorchen. Ebenso antwortete Bischof [Papiniano della Rovere]. [28] In Fidenza, Kammer des Reichs (a Bourc Saint Donnin, chambre denpire), wurden die Gesandten [am 4. August] sehr ehrenvoll empfangen. [Die Fidentiner] antworteten: Sie wollen den Kaiser bei seiner Ankunft als ihren rechtmäßigen Herrn empfangen und allen seinen Befehlen gehorchen. In gleicher Weise antworteten die Exilierten (les foresis) aus Parma, die sich in Fidenza aufhielten. [29 I] Der Abt von Tortona antwortete: Er wird pflichtgemäß nach Kräften gehorchen. [29 II] Filippone di Langosco, [Graf von Lomello,] und alle die von Langosco antworteten: Sie sind als gute Untertanen und Vasallen bereit, allen Forderungen zu gehorchen. [29 III] Der Abt von Sant’ Ambrogio in Mailand, Untertan des Reiches (suget alenpire [!]) antwortete: Er wird den Kaiser als seinen weltlichen Herrn empfangen und ist bereit, allen [obigen] Kapiteln zu gehorchen. [29 IV] Der Graf di Masino, die Grafen de Saint Martin und alle anderen Adligen und Kastellane (gentils homes et chastelains) im Canavese zwischen Vercelli und Ivrea antworteten und schworen: Sie werden sich, ob hoch oder niedrig, dem Befehl des Kaisers unterstellen (de venir haut et bas au commandement de monsigneur lenpereeur [!]). [29 V] Alle Grafen, Barone und Kastellane der Lombardei, die Lehnsleute des Reichs sind (tous contes, barons, chastelains de Lonbardie, qui tienent de lenpire), antworteten zusammen, jeder für sich: Sie gehorchen allen Befehlen des Kaisers und ersehnen seine Ankunft. [29 VI] Alle Exilierten aus Bologna und allen anderen Städten (chites [!]) der Lombardei kamen zu den Gesandten und boten an, dem Kaiser nach Kräften zu dienen. – Über alle Forderungen und oben genannten Antworten besitzen die Gesandten Notariatsinstrumente oder mit den Siegeln der Kommunen besiegelte Urkunden. – In nomine Domini Iesu Christi amen. Sensieut le relation.

Überlieferung/Literatur

*Original (Pergamentrotulus aus vier mit groben Stichen zusammengenähten Pergamentbögen) Pisa, AS, 1310 maggio 26 [!] Roncioni corta (früher Roncioni 624).

Drucke: Bonaini-Berti, Acta Henrici, S. 31–37 Nr. 24 mit Tagesdatierung »Augusti 4–15 (?)« und Schwalm, MGH Const. 4, S. 325–331 Nr. 379, beide ungenau.

Regest: Cartellieri, Regesta episcoporum Constantiensium 2 (1905) Nr. 3576.

Kommentar

Die obige Paragraphenzählung folgt dem Druck der MGH. – Die Pisaner Archivsignatur bezieht sich nicht auf die Ausfertigung des undatierten Gesandtenberichts, sondern greift das einzige im Text genannte Datum, nämlich die Ankunft der Gesandten in Ivrea, auf. – Nur bei Ivrea, also für den ersten Bestimmungsort, werden im vorliegenden Bericht die königlichen Forderungen expliziert; daraus resultiert wohl die dortige Erweiterung der im Ivreer Notariatsinstrument (oben Nr. 444) angeführten Kapitel um den Befehl, Pässe, Brücken und Wege für den König und seine Truppen herzurichten sowie für ausreichend Lebensmittel zu sorgen; oben § 1b; ediert in: MGH a.a.O. S. 326 Z. 9f. in § 1, als Grundforderung an alle besuchten Städte in Anspruch genommen bei Bowsky, Henry VII in Italy (1960) S. 27. – Aus § 23 läßt sich erschließen, daß das Notariatsinstrument von den beiden Gesandtschaftsmitgliedern Ritter Ugolino da Vicchio und Heinrich von Ralvengo abgefaßt wurde, da diese hier in Abgrenzung zu »unseren beiden Bischöfen« als »wir beiden anderen« angesprochen werden: Et donerent a chasqun de nos evesques deus coupes a tonnleique et a nos autres deus deus hennas; gedruckt in: MGH a.a.O. S. 330 Z. 3f. – Anders als Jakob Schwalm in: MGH a.a.O. S. 331 N. p zu Nr. 379 feststellt, ist nicht nur der abschließende Hinweis auf Notariatsinstrumente und Siegelurkunden aller oben genannten Akteure in anderer Schrift und mit blasserer Tinte nachgetragen; vielmehr ist der gesamte vierte Pergamentbogen (ab § 24: Pavia) von anderer Hand geschrieben als die drei ersten Bögen. Die nicht »blassere«, sondern etwas rötlichere Tintenfarbe des letzten Satzes findet sich auch an anderen Stellen des letzten Pergamentbogens. – Zwar liegen über die Aufenthalte der Gesandten in Ivrea (oben Nrn. 444f.), Casale Monferrato (Nr. 450), Valenza (Nrn. 451f.), Tortona (Nrn. 453f.), Mailand (Nrn. 458 und 475), Vigevano (Nr. 464), Novara (Nrn. 466f.), Monza (Nr. 469), Crema (Nrn. 471f.), Lodi (Nrn. 473f.), Piacenza (Nr. 477), Cremona (Nr. 485), Brescia (Nr. 489), Udine (Nrn. 516 und 521), Venedig (Nrn. 531f.) und Fidenza (Nr. 572) ausführliche Notariatsinstrumente der betreffenden Kommunen vor. Aufgrund des lediglich summarischen Hinweises im Schlußsatz ist jedoch nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, ob solche Notariatsinstrumente bzw. Urkunden auch für die im Gesandtenbericht aufgeführten Kommunen Vercelli (oben Nr. 447), Pavia (Nr. 455), Como (Nr. 468), Bergamo (Nr. 470), Mantua (Nr. 511), Verona (Nr. 512), Vicenza (Nr. 513), Treviso (Nr. 514), Padua (Nr. 566), Modena (Nr. 568), Reggio Emilia (Nr. 569) und Parma (Nr. 570) ausgestellt wurden. Angesichts der zahlreich erhaltenen Responsionen müssen diese Stücke jedoch wohl als Deperdita gelten. Anders ist dies für die in § 29 genannten Akteure und ihre sehr summarisch vermerkten Reaktionen; oben Nrn. 573578. Ob hier an Briefe, Notizen aus bloßer Erinnerung oder gar nur an eine vollständigkeitsorientierte Schlußformel zu denken ist, bleibt offen. – Zu beachten sind Abweichungen, die der Gesandtenbericht gegenüber den erhaltenen Notariatsinstrumenten der Kommunen aufweist: dazu die jeweiligen Stücke.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 579, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/cb42aef5-7a85-47b4-ac49-7fe05b2fedce
(Abgerufen am 17.04.2024).