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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

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König und Kaiser H[einrichs] Gesandter, der Churer Bischof S[iegfried von Gelnhausen], verkündet nach Bekanntmachung der Forderungen und Vortrag der Anordnungen für sich, den Konstanzer Bischof G[erhard von Bevar] und die übrigen dort anwesenden Gesandten des Königs und Kaisers vor der öffentlichen Versammlung der Kommune von Piacenza (in publica concione comunis Placen.) in deren Kommunalpalast in Gegenwart der Adligen Berardo de Madiis, Podestà, und Julianus de Sunmo, Kapitan der Kaufmannsgilde, der Zünfte und des Volks von Piacenza, sowie des Placentiner Bürgers und Statthalters Alberto Scotto und einer großen Menge Volks im Namen des Königs und Kaisers (serenissimi domini regis ac imperatoris) folgendes: Die Wahl des Königs und Kaisers wurde vorausschauend und klug durch den hochheiligen Vater, den Papst, und dessen Kurie in löblicher Weise gebilligt und bestätigt. Der Herr König und Kaiser will nach Wunsch und Willen der sakrosankten Römischen Kirche, des Papstes und dessen Kurie am festgesetzten Termin die Kaiserkrone empfangen und seine Krönung feierlich begehen. Deshalb wird er in nächster Zeit selber mit einem schlagkräftigen Heer (cum forti et potenti exercitu) über die Alpen nach Italien kommen. Darauf ergeht mit aller schuldigen Ehrerbietung durch Podestà, Kapitan und Albertus Scotus sowie die Kommune von Piacenza folgende Antwort: Die Ankunft des Königs und Kaisers ist ihnen sehr lieb und willkommen. Als Eiferer für das Heilige Reich (sacri imperii zellatores) loben und erstreben sie seine Ankunft; sie hoffen auf einen guten, friedlichen, vorteilhaften und ruhigen Zustand ganz Italiens und glauben, dies sei vorteilhaft und in jeder Hinsicht nützlich. Sie wollen die Forderungen und Befehle pflichtgemäß erfüllen, dem Kaiser gehorchen und der kaiserlichen Majestät in allem gerecht werden. – In nomine Domini amen. Notificatis requisitis.

Originaldatierung:
in palacio dicti comunis (Placen).

Überlieferung/Literatur

*zeitgenössische Notiz (Pergament, stellenweise unlesbar durch Faltung) Pisa, AS, 1310 Roncioni corta (früher Roncioni 618) mit Rückschrift von Kanzleihand Heinrichs VII. R(esponsio) civitatis Placencie.

Drucke: Bonaini-Berti, Acta Henrici, S. 22f. Nr. 17; Schwalm, MGH Const. 4, S. 319 Nr. 372.

Regest: Cartellieri, Regesta episcoporum Constantiensium 2 (1905) Nr. 3551.

Kommentar

Bei dem vorliegenden Stück handelt es sich wohl um eine Art Gedächtnisprotokoll; Beglaubigungselemente wie Unterschrift oder Notariatszeichen fehlen. Die Schrift ist durch schräg verlaufende Faltungen und Abrieb an einigen Stellen nicht oder kaum noch lesbar. – Die obige Datierung ist erschlossen aus dem Abschlußbericht der Gesandten an König Heinrich (unten Nr. 579), aus dem sich deren Reiseweg rekonstruieren läßt (bes. § 14–16), sowie aus den erhaltenen Notariatsinstrumenten von den übrigen Reisestationen. Am 22. Juni hielt sich die Gesandtschaft noch in Lodi auf (oben Nr. 475), am 27. Juni ist sie in Cremona nachweisbar (unten Nr. 485); die Entfernungen betragen knapp 35 bzw. knapp 30 km. Das Chronicon Placentinum (...1730) Sp. 487 setzt den Besuch der Gesandten in Piacenza zum 24. Juni 1310 . Demnach forderten die Boten Treue, damit der Kaiser [!] zum Empfang der Reichskrone nach Rom ziehen könne. Die Einwohner Piacenzas hätten dem Römischen Reich Treue versprochen und geschworen. Diese Datierung übernimmt Sommerfeldt, Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. (1888) S. 17 A. 1. – Alberto Scotto trug den Titel »gubernator civitatis Placencie«; Cognasso, L’unificazione della Lombardia (...1955) S. 14. – Die Schilderung der Reaktion von Piacenza durch die Gesandten selber steht in deren Abschlußbericht an König Heinrich, unten Nr. 579 § 15.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 477, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b42bf84d-69c2-4445-a7ff-5ccfd9d11407
(Abgerufen am 23.04.2024).