Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,2

Sie sehen den Datensatz 118 von insgesamt 438.

König Heinrich befiehlt, daß die Juden in Nürnberg Fleisch aus eigener Schlachtung auf gesonderten Fleischbänken verkaufen statt auf denen der Christen. Von Bürgern und Einwohnern Nürnbergs dürfen sie zwei Heller, von Auswärtigen und Fremden drei Heller Zins für ein Pfund Heller nehmen. Außerdem darf an christlichen Fasttagen den Nürnberger Juden vormittags kein Fisch verkauft werden. Denn es ist Pflicht des Königs, allen unter seiner Herrschaft Stehenden ein friedliches Leben nach ihren Geboten (quietem et commodum iuxta condicionis et status sui ordinem) zu ermöglichen; deshalb sollen diejenigen, die sich durch Glauben und Lebensweise unterscheiden, voneinander getrennt leben, um Ärgernis für die Gläubigen zu vermeiden. – Universis sacri Romani imperii fidelibus [...]. Convenit, ut quibuslibet sub nostro constitutis regimine.

Originaldatierung:
dat. in Nvremberg, V. idus Marcii

Überlieferung/Literatur

*Original (Pergament, beschädigtes Königssiegel an grün-rot-weißer gedrehter Seidenschnur) Nürnberg, StaatsA, Rst. Nürnberg Urk. Nr. 228 (früher München, HStA, KS 1213a); Abschrift des 17. Jh. im Schwarzbuch der Reichstadt Nürnberg fol. 9r–v Nr. 11, ebd., Amts- und Standbücher Nr. 49.

Druck: Würfel, Historische Nachrichten (1755) S. 126f. Beylagen Nr. 3 ohne Tagesdatum, in frühneuhochdeutscher Übersetzung.

Regesten: Lang, Regesta S. 172 (unzuverlässig); Böhmer, Heinrich VII., Nr. 214 mit Druckfehler »Festtagen«; Wiener, Juden in Deutschland 1 (1862) Nr. 137.

Kommentar

Die Vorlage für den frühneuhochdeutschen Druck bei Würfel a.a.O. konnte nicht ermittelt werden. – Nach Zvi Avneri in: Germania Judaica 2 (1968) S. 600 änderte die »Verordnung [über] das Schlachten von Vieh und den Fleischverkauf [...] materiell nichts« an einer entsprechenden Nürnberger Regelung von 1286/1304. Ebd. S. 601 errechnet Avneri »einen Zinssatz von 43⅓ % bei Anleihen an Bürger und von 65 % an Auswärtige [..., was] damals allgemein üblich« gewesen sei. Aus dem Versuch, preiswertes Fischangebot für fastende Christen zu sichern, wird ebd. S. 600, der König habe Juden verboten, »an den Vormittagen der christlichen Fasttage Fische zu verkaufen«.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,2 n. 393, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a02ad6fd-ae45-4236-a853-8bd59da03a0a
(Abgerufen am 28.03.2024).