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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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König Heinrich bestattet seine verstorbenen Vorgänger, die Könige Albrecht und Adolf, de­ren Leichname von ihren bisherigen Begräbnisstätten [Wettingen und Rosenthal] nach Spey­er überführt worden sind, feierlich in der dortigen Königsgrablege.

Überlieferung/Literatur

Erwähnungen und Schilderungen (in alphabetischer Titelfolge): Annales Osterhovenses zu 1309 (in: MGH SS 17, 1861) S.555 Z.35-39; Continuatio canonicorum sancti Rudberti Salisburgensis (ebd. 9, 1851) S.819 Z.40-42; Cronica Reinhardsbrunnensis (ebd. 30 I, 1896) S.650 Z.28-32; Cronica S. Petri Erfordensis moderna zu 1309 (ed. von Holder-Egger,in: Monumenta Erphesfurtensia, 1899) S.340f., frühneuhochdeutsche Bearbeitung ediert unter dem Titel »Chronici Saxonici Continuatio Erfordensis« (ebd.) S.477; Ferreto de’ Ferreti Vicentino (ed. von Cipolla Bd.1,1908) S.273; Gesta Baldewini II 6 (in: Gesta Trevirorum 2, ed. von Wyttenbach/Mül­ler, 1838) S.209; Jacob Twinger von Königshofen (ed. von Hegel Bd.1, 1870) S.461 Z.28-30; Imperator Hein­ricus (ed. von Jäschke, 1988) S.119 § 5; Johann Seffried von Mutterstadt (ed. von Huber aus dem Nachlaß von Böh­mer, 1868) S.344f.; Johann von Viktring, Liber certarum historiarum IV 5 der Rezension A und IV 2 der Re­zensionen B, D und A 2 (ed. Fedor Schneider Bd.2, 1910) S.11 Z.23-25 und S.35 Z.15-17; Johann von Win­ter­thur (ed. von Baethgen in Verbindung mit Brun, 1924) S.48 Z.1f.; Kölner Weltchronik (ed. von Sprandel,1991) S.67 Z.18-23; Kuchi­meister, Nüwe Casus Monasterii Sancti Galli (ed. von Nyffenegger,1974) S.93 Z.82-85, vgl. ed. von Meyer von Knonau(1881) S.316f.; Martini Continuatio Coloniensis (ed. von Car­dauns, in: Chronica regia Coloniensis, 1880) S.364; Mathias von Neuenburg c.37 der Rezension B, fast iden­tisch mit den Rezensionen W, A und U (ed. von Hofmeister,1924-40) S.79f. und S.348f.; Necrologium vetus Spi­rensis, Druck: ZGO 26 (1874) S.436, zitiert bei Anton Doll, Schriftquellen, in: Der Dom zu Speyer. Text­band (1972) S.54 Nr.178; Nomina divorum principum, imperatorum et regum ac coniugum eorundem in ecclesia Spir. quiescentium, Abschrift vom Ende des 18. Jh., zitiert bei Doll a.a.O. S.53f. Nr.177 (Albrecht) und Nr.183* (Adolf); Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften IV § 382 (ed. von Seemüller, 1909) S.187f.; Otto­kars Österreichische Reimchronik (ed. von Seemüller Bd.2, 1893) S.1265f. V.97650-97693; Re­gi­strum came­rariorum sive Regulae campanatoris »Karsthanns«, wohl noch vor 1500 mit späteren Einträgen, zi­tiert bei Doll a.a.O. S.54 Nr.*181 (Adolf) sowie Remling, Geschichte der Bischöfe zu Speyer 1 (1852) S.565f. Anm.1450 (Albrecht). – Regesten: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) S.268 nach Nr.152; Würth-Paquet, Henri IV (...1862) Nr.528; Böh­mer/Samanek, Adolf (1948) Nr.1058, in Konkretisierung der Erwähnung ebd. un­ter Nr.1004.

Kommentar

Die Datierung der Beisetzung Albrechts ergibt sich aus den Angaben der Chronik des Johann Seffried von Mut­ter­stadt († 1472) und der ebenfalls im späten 15. Jh. entstandenen Speyrer Aufzeichnungen Nomina divorum principum, imperatorum et regum ac coniugum eorundem in ecclesia Spir. quiescentium, die beide die heute verlorene Grab­inschrift referieren: Anno Do­mini m.ccc.viii. kal. Maii Albertus Romanorum rex, quondam Rudolfi Ro­ma­norum regis filius, occisus, anno sequenti quarto kal. Septembris [= 29. Aug.] hic est sepultus. Das ebenfalls bei Jo­hann Seffried überlieferte Epitaph Adolfs enthielt je­nem zufolge kein Beisetzungsdatum (Anno Domini m.cc.xc.viii. obiit Adolfus de Nassauwe Romanorum rex vi. nonas Iulii [= 2. Juli]). Die In­schriften der 1689 zer­stör­ten Grabplatten finden sich zudem in einer um oder vor 1648 entstandenen Feder­zeich­nung aus dem Besitz des damaligen Nuntius in Deutschland, Kardinal Fabio Chigi, des späteren Papstes Alexander VII., Rom, Biblio­te­ca Apostolica Vaticana, Handschr.-Abt., MSS. Chigiani IּVIּ205, S.241 (alte Pag. 47), gedruckt bei Hans Erich Kubach, Königschor, in: Der Dom zu Speyer, Textband (1972) S.911; Abb. Nr.1390 in: ebd., Bildband (1972): Al­brecht: ANNO ּ DNI ּ M ּ CCC ּ VIII / KL ּ MAII ּ ALBERTVS / ROM. REX. QND ּ RVD / ROM ּ REGIS FILIVS / OCCISVS. A°. SEQVENTI / VI ּ KL SEPT [wohl Verschreibung für: IV ּ KL SEPT] ּ HIC EST / SEPVLTVS. +; Adolf: + A. DOM. M ּ C ּ C / XCVIII ּ ~ ּ ADOL / FVS DE NASAW. / REX ּ ROM ּ VI ּ NO / IVLII ּ OCCIS ּ A° / V’ ּ REGNI ּ SVI ּ VIII. Daß die zeitgenös­si­schen Annales Osterhovenses statt dem 29. August den 29. September (circa festum beati Michahe­lis) angeben, ist wohl auf eine Verwechslung aufgrund der Suggestionskraft des großen Heiligenfestes zurückzuführen. Die eben­falls zeitnahe Auf­zeich­nung des Necro­lo­gium vetus Spirensis nennt, wohl irrig, den 28. September (V. kal. septembris). Einzig das Registrum ca­me­ra­rio­rum sive Regulae campanatoris »Karsthanns«, eine Anweisung für den Dienst des Sakri­stans im Speyrer Dom vom Ende des 15. Jh., das auch unter anderem verschiedene geschichtliche Notizen enthält, spricht von zwei verschiedenen Bei­setzungsdaten von Albrecht und Adolf: Der Habsburger sei am 29. August (A. D. MCCCIX. in de­collatione Johannis baptistae sepultus est Albertus), der Nassauer zwei Tage später, am 31., be­stat­tet worden (pridie kal. sept. sepultus est in Spi­ra Adolfus rex).

Gegen diese singuläre und zudem späte Überlieferung sprechen unter anderem Mitte des 14. Jh. die Chronik des Mathias von Neuenburg (et sic uno die Albertum et Adolphum Romanorum reges occisos Heinricus rex Spire in sepulcris regiis sepe­livit) und die Gesta Baldewini (et eodem die [...] amborum exequias in Spirensi ecclesia devote celebrare per episcopum Spirensem procuravit et [...] eos juxta alios antecessores reges solemniter collo­ca­vit) sowie Ende 14./Anfang 15. Jh. die Chro­nik Jakob Twingers von Königshofen (und det sü do uf einen dag her­liche begraben), die alle explizit von einer Bei­set­zung am selben Tag berichten. Bei Johann von Viktring heißt es, Heinrich habe Adolf und Albrecht zusammen begraben (Rez.A: corpus enim Adolfi regis corpori Alber­ti in regum sepulturis regalibus exequiis contumbavit; Rez.BDA2: corpus Adolfi regis Alberti corpori in con­di­to­rio regum [...] contumbavit). Anfang des 14. Jh. berichtet die Österreichische Reim­chro­nik, daß die beiden Leich­name am gleichen Tag in Speyer ankamen und gemeinsam aufgebahrt wurden; die Rede ist zu­dem von einem Gottesdienst und einem Begräbnis (rehte an dem tac, / der von Ôsterrîch / dar brâht sîns vater lîch, / in der selben naht / wart ouch dar brâht/der tôte kunic Adolf. / [...] / daz ze einem mâl/rômischer kunige dri, / [...] / mit einander sach man die / ze Spîre in dem munster hie: / den einen sach man gên, / die zwêne ûf gebârt stên. / [...] / die wîle man begie daz amt / [...] / dô die zwên kunic werde / enpholen wârn der erde / [...]). Entsprechend ist in der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften, dem Augustinereremiten Leopold von Wien – wohl fälschlich von der älteren Forschung gleich­ge­setzt mit Leopold Stainreuter – zugeschrieben, um 1400 davon die Rede, daß die beiden Könige miteinander und beieinander bestattet wurden (daz die leichnam der chünge mit ainander und bey ainander wurden begraben). In die gleiche Richtung deutet die Kölner Weltchronik im letzten Drittel des 14. Jh., wo es heißt, die Leichname der beiden Könige seien an ein und dem­selben Tag nach Speyer gebracht worden (una eademque die ad civitatem Spyrensem adducta).

Laut der zeitnahen Überlieferung der Cronica S. Petri Erfordensis moderna und, dieser folgend, der Cronica Reinhards­brun­nensis, hatte König Albrecht I. eine Bestattung König Adolfs bei den Königen in Speyer (inter reges [...] Spire) mit dem Ar­gu­ment verhindert, Adolf sei abgesetzt und getötet worden. Nach dem Verwand­ten­mord an König Albrecht I. hätten sich dann die Speyrer Bürger gegen dessen Beisetzung in Speyer gesträubt (ci­vi­bus reclamantibus). Erst durch das direkte Ein­grei­fen König Heinrichs (per interventum Heinrici novi regis), der Adolf exhumieren und ihn zusammen mit Albrecht in Spey­er beisetzen ließ, sei eine Lösung herbeigeführt worden. Die Erfurter Forstsetzung der Sächsischen Weltchronik macht daraus Mitte des 14. Jh. Exhumierung und Bestattung beider Könige auf Veranlassung des hinzukommenden Königs Hein­rich: Da do konig Heinrich hene quam, da liz er sie uzgraben unde liz si mit einandir begrabe z~ Spire. Von einer solchen An­ord­nung des Königs zugunsten beider Vorgänger sprechen schon früher auch die Martini Continuatio Coloniensis (hic pre­decessores suos [...] effodi iussit) sowie die Kölner Weltchronik (corpora suorum antecessorum [...] effodi iussit) und Jacob Twin­ger von Königshofen (von geheisse des küniges). Als Veranlasser der Umbettung nach Speyer sehen Hein­rich auch die Annales Osterhovenses (denuo sepelivit), Johann von Viktring (Rez.A und BDA2: contumbavit), die Gesta Balde­wini (ecineravit et relevavit; Spiram adduci et transferri [...] procuravit; amborum exequias [...] celebrare [...] procuravit; eos juxta alios antecessores reges solemniter collocavit) und Mathias von Neuenburg (sepelivit), indem sie den König selbst als handelndes Subjekt auftreten lassen. Die Continuatio canonicorum sanc­ti Rudberti Salisburgensis läßt hingegen, ebenso wie die Österreichische Reimchronik (der von Ôsterrîch / dar brâht sîns vater lîch, / in der selben naht / wart ouch dar brâht / der tôte kunic Adolf. / den phalzgrâven Ruodolf, / der sîn tohter het, / gewert der kunic der bet, / daz er in ze Spîre lie be­sta­ten), die Initiative von den Angehörigen der Verstorbenen ausgehen (procurantibus eorum filiis et relictis). Daß Adolf zu­nächst kein könig­li­ches Begräbnis erhielt, sieht die Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften in der Furcht vor König Albrecht begründet (durch die vorchte chünig Albrechts), daß Albrecht nicht in der Königsgrablege bestattet wurde in der Zu­neigung der Stadt Speyer zu seinem Gegner Adolf (durch den gunst und liebe, den die stat ze Speyr zu chünig Adolfen het geha­bet). Erst auf intensives Betreiben seiner Freunde und Vasallen wurde demnach der Kompromiß erzielt, beide Herr­scher gemeinsam in Speyer zu begraben (daz sein frewnt und sein herren fleizzichleichen wurben und triben, uncz daz man überain cham mit grosser bedëchtnüss und rate und mit ver­heng­nüss yetweders tailes, daz die leichnam der chünge mit ainander und bey ainander wurden begraben in der begrebnüss der chünge ze Speyr). Die Exhumierung, Translation und Bei­setzung Kö­nig Albrechts sieht der Öster­reichische Chronist dann durch dessen Witwe Elisabeth und deren Tochter Agnes ins Werk gesetzt (dar­umb schuffen fraw Elizabeth, weilent ain römische chüniginn, und fraw Agnes ir tochter, weilent ain chü­niginn ze Ungern, daz der leichnam chünig Albrechtz ward aus gegraben in dem gotzhaws ze Wettingen, [...], und zirten in mit zir­lei­chen ern chünichleicher leichen und fůrten in gen Speyr und begruben in in dem münster bey dem grab seines vatter, chünig Ru­dolfs des ersten). Singulär ist die Darstellung Ferretos de’ Ferreti, wonach Heinrich die Beisetzung Adolfs, er­mahnt von seinen Fürsten, vornehmen ließ (Cesar procerum suorum ortatu), wobei er selbst die Gebeine in ihrem kost­ba­ren silbernen Sarg auf seinen Schultern zur Grablege trug (eius ossa arganteo feretro condita, post celebratas exequias humeris suis impo­nens et usque in sarcophagum defferens, telluri ob­ru­te commendavit). Albrecht die gleiche Ehre wider­fahren zu lassen, soll er sich demnach jedoch strikt geweigert haben (Alberti cadaver inter divorum sepulcra [...] retrahi abnegat) und erst auf die un­aufhörlichen Bitten von des­sen Söhnen eine Bestattung dort zugelassen haben, allerdings ohne entsprechende königliche Zere­monie.

Daß die Beisetzung in der Königsgrablege des Speyrer Domes erfolgte, erwähnen die Annales Osterhovenses (in civitate Spirensi [...] in regum sepultura), die Continuatio canonicorum sancti Rudberti Salisburgensis (in Spi­rea cum regibus [...] sunt sepulti), der Imperator Heinricus (humabantur in basilica seu ecclesia Virginis glo­rio­se), die Cronica S. Petri Erfor­den­sis moderna und, dieser folgend, die Cronica Reinhardsbrunnensis (inter reges), Ferretus de’ Ferreti (ad imperiale templum Sancti Dionisii [!] advehi imperat; inter divorum sepulcra; ce­sa­reas urnas adduci compatitur), Johann von Viktring (Rez.A: in regum sepulturis; Rez.BDA2: in conditorio re­gum), Johann von Winterthur (regia sepultura), die Gesta Baldewini (juxta alios antecessores reges), die Kölner Weltchronik (in sepulcris regiis) sowie die Österreichische Chronik von den 95 Herr­schaf­ten (in der begrebnüss der chünge ze Speyr). Genauere Angaben macht zeitnah nur Mathias von Neuenburg, nach des­sen Aussage Albrecht im Grab der Gemahlin Kaiser Friedrichs [I.] bestattet wurde, Adolf im Grab von dessen Tochter (Al­ber­to in uxoris olim Friderici imperatoris, Adolpho vero in eiusdem filie sepulcris sepultis). Daß Albrecht im Grab der Kai­se­rin Beatrix beigesetzt war, bezeugt auch das Necrologium vetus Spirensis (memoria Beatricis impe­ra­tri­cis, qui centum et vi­gin­ti octo annis requievit in sepulchro Alberti regis ‹usque ad sepulturam ipsius Alberti›). Die doppelte Belegung der Gräber bestätigen im ausgehenden 15. Jh. Johann Seffried von Mutterstadt und das Re­gistrum camerariorum sive Regulae campa­na­to­ris »Karsthanns«. Den Ort der Beisetzung präzisiert in dieser Zeit auch die Handschrift Nomina divorum prin­ci­pum, imperatorum et regum ac coniugum eorundem in ecclesia Spir. quiescentium (Albrecht: Spirae in choro regum sub mar­more ter­tio inferiorum monumentorum; Adolf: Spi­rae in choro regum sub marmore quarto [...] in cuius quidem sui tumuli aper­tione inventa est parva capsula, in qua effigies cuiusdam puellae, quae quondam erat filia Friderici imperatoris).

Die Beisetzungsfeierlichkeiten charakterisieren die Quellen als ehrenvoll (honorifice: Annales Osterhoven­ses, Con­tinua­tio canonicorum sancti Rudberti Salisburgensis, Martini Continuatio Coloniensis), feierlich (solem­ni­ter: Gesta Baldewini) und prächtig (herliche: Jacob Twinger von Königshofen); sie erfolgten nach königlichem Brauch (cultu regio: Gesta Balde­wini, Kölner Weltchronik) bzw. auf königliche Art und Weise (regaliter: Jo­hann von Viktring Rez.BDA2; regalibus exe­quiis: ebd. Rez.A). Dabei wird auch auf die besondere Frömmigkeit des Königs abgehoben; sein Handeln ist ein Akt höchster Frömmigkeit (rex eciam actus eximie exercuit pietatis: Johann von Viktring Rez.A), er bestattet seine Vorgänger in sehr an­däch­tiger Weise (devotissime [...] contum­ba­vit), er handelt, bewegt von frommer königlicher Andacht (regie pietatis devo­tio­ne affectus: Kölner Weltchro­nik).

Den feierlichen Charakter der Handlungen unterstreicht nicht nur die oft betonte Anwesenheit und Mit­wir­kung des Kö­nigs selbst, sondern auch die Präsenz der Königin, der Witwen, der Tochter Albrechts und zahl­rei­cher geistlicher und welt­li­cher Fürsten sowie einer Vielzahl weiterer Adliger und einer großen Menge Volks: con­vo­ca­tis principibus ecclesiasticis et secularibus (Annales Osterhovenses); presente rege Romano (Continua­tio canonicorum sancti Rudberti Salisburgensis); [...] / ouch sach man hie ensamt, / [...] / ir aller drî frouwen / [...] (Österreichische Reimchronik, V.97651-97698); mediante ipsius pre­sencia ac aliorum principum (Imperator Heinricus); also fůr der küng den Rin vff vntz gen Spir. Vnd do was kung Adolff dar gef~rt von dem closter da er erslagen waz. Vnd küng Albrecht von küngsfeld der och die wil da begraben was vnd wur­dent baid ze spir begraben. (Kuchimeister); in presencia Heinrici regis (Cronica S. Petri Erfordensis moderna, dieser fol­gend die Cronica Reinhardsbrunnensis); et ipse Henricus rex funeri Adolphi, [...] cum multis ducibus, baronibus, militi­bus, aliis­que no­bilibus et ignobilibusque caterva non modica, ad quamplurimam distantiam incessu pedum gra­dien­do obviavit [...] et [...] amborum exequias in Spirensi ecclesia devote celebrare per episcopum Spirensem pro­curavit (Gesta Baldewini); rex obviam pergens funeri ad Renum, reginam Ungarie occisi filiam sub brachiis in civitatem traduxit (Mathias von Neuen­burg); von ge­heis­se des küniges nam bishof Heinrich von Spire künig Adolfes lip und künig Obrehtz lip, [...], und fůrte sü gein Spire und det sü do uf einen dag herliche begraben (Ja­cob Twinger von Königshofen); fraw Elizabeth, weilent ain römische chüniginn, und fraw Agnes ir tochter, weilent ain chüniginn ze Ungern, [...] fůrten in gen Speyr und begruben in in dem münster (Öster­rei­chische Chro­nik von den 95 Herrschaften).

Zur Datierung der Speyerer Bestattungszeremonie, der Rolle König Heinrichs bzw. anderer treibender Kräfte als Initiatoren des Ereignisses, dem Ort der Beisetzung, dem Charakter und Ablauf der Beisetzungsfeierlichkeiten sowie den dabei anwe­sen­den Personen liefern die zahlreichen Quellen teils einander ergänzende, teils widersprüchliche Informationen. Daher wur­den die verschiedenen Angaben unterschiedlicher Herkunft absichtlich nicht zu einem Gesamtbild zusammengefügt, sondern im Rahmen einer ausführlichen Darstellung der Überlieferungslage eingehend im Anschluß an den Regestentext dargelegt. – Die feierliche Beisetzung König Adolfs und König Albrechts gehört in den Kontext einer von König Heinrich betriebenen Politik des Ausgleichs zwischen den Parteien im Reich. Eine Beilegung der schweren Auseinandersetzungen, die seit der Re­gie­rungszeit seiner beiden Vorgänger das Reich erschüttert hatten, war eine notwendige Voraussetzung, um den schon seit sei­ner Krönung ins Auge gefaßten Romzug realisieren zu können. Einen symbolträchtigen Schritt auf diesem Wege bedeutete die gleichberechtigte gemeinsame Bestattung seiner beiden verfeindeten Amtsvorgänger in der Speyrer Königsgrablege. Auf den besonderen Stellenwert dieser Grablege sowohl im allgemeinen als auch in Heinrichs eigenem Bewußtsein deutet schon deren Erwähnung in der Narratio seiner Urkunde für die Bürger von Speyer vom 7. März 1309 (oben Regest Nr.74). Die Zere­monie bedurfte einer ganzen Reihe vorbereitender Maßnahmen – Exhumierung, Translation der beiden Leichname nach Spey­er, Bereitstellung der Grabstätten –, so daß man davon ausgehen muß, daß die Beisetzung im Rahmen des Speyrer Reichs­hoftages, der gleichzeitig einen würdigen Rahmen durch die Anwesenheit zahlreicher geistlicher und weltlicher Für­sten garantierte, bereits von langer Hand, evtl. schon seit Heinrichs Krönung, geplant war. Gleichzeitig bedeutete die feier­li­che Zeremonie eine eindrucksvolle Zurschaustellung der herrscherlichen Würde Heinrichs VII. und der Legitimität seines König­tums, mit der er sich als frommer, friedensstiftender und gerechter Herrscher präsentierte. Vgl. dazu Schneider, Kaiser Hein­rich VII. (1924) S.47f.; Franke,Kaiser Heinrich VII. (1992) S.110f.; Jäschke, Europa um 1300 (1999) S.129;Hoensch, Die Luxemburger (2000) S.35; Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse (2000) bes. S.35f., S.45-47 und S.51f.; Tho­rau, Heinrich VII. (...2003) S.382 und S.384f. Lediglich knappe Erwähnungen ohne kausale Verknüpfung mit seinem The­ma bietet Sauter, Fürstliche Herrschaftsrepräsentation (2003) S.37, 142 und 293 Nr.3. Wenig ergiebig ist auch Rader, Grab und Herrschaft (2003) S.86, der allerdings ebenfalls auf die Bedeutung der Totensorge für verstorbene Vorgänger zur Stär­kung der eigenen Legitimität hinweist, ebd. S.86 und S.243. Kaum wird man jedoch in seinem Sinne die Speyerer Be­stat­tungs­zeremonie als »Kult um den toten Helden« werten und in ihr eine Verwirklichung der »immergültige[n] Hand­lungs­an­lei­tung ratloser Herrschaftsträger« sehen können, die ihm zufolge lautet: »Wenn man politisch nicht mehr weiter weiß, zele­briert man die Vergangenheit und wandelt sie in einen Mythos.«; ebd. S.19. – In der Tatsache, daß für die Beisetzung keine neuen Königsgräber errichtet, sondern Nachbestattungen in den Gräbern der Stauferinnen Beatrix und Agnes vorgenommen wur­den, sieht Caspar Ehlers, Metropolis Germaniae (1996) S.165 »Hinweise auf das sinkende Ansehen des Königschores« in Speyer und ein Zeugnis, das den »langsamen Niedergang [...] der Speyrer Königsgrablege für die Zeitgenossen verdeut­licht« (ebd. S.220). Kubach a.a.O. S.907 will darin sogar ein »Anzeichen der sinkenden Bedeutung des Königtums« ins­ge­samt erkennen. Diese Einschätzung läuft jedoch den Intentionen König Heinrichs, wie sie in den Quellen greifbar werden, ein­deutig zuwider: Durch den zeremoniellen Akt der Bestattung seiner Vorgänger und die bewußte Auswahl der alten legi­ti­ma­tionsstiftenden Königsgrablege in Speyer wollte er im Gegenteil gerade die Erneuerung und Wiederherstellung des Kö­nig­tums nach dem durch die vorangegangenen Zwistigkeiten hervorgerufenen Niedergang augenfällig machen. Auf die Be­deu­tung der Speyrer Grablege im Sinne einer »Aufgipfelung der Kaisergräber zur Repräsentation schlechthin des Kaiser­tums« verweist auch Engels, Kaiserliche Grablege (...1995) S.252. Irrig interpretiert er allerdings ebd. S.240 die Darstellung des Re­gi­strum Camerariorum dahingehend, daß im Falle Albrechts I. keine Nachbestattung im Grab der Kaiserin Beatrix statt­fand, sondern daß deren Gebeine dem Habsburger »Platz machen« mußten und »ihre Überreste [...] an eine andere Stelle der kaiserlichen Grabkammer verlegt« wurden. – Das Protokoll über die Eröffnung der Kaisergräber im Dom zu Speyer vom 16. Au­gust bis 7. September 1900, angefertigt von den Anthropologen Johannes Rankeund Ferdinand Birkner, findet sich, redigiert von Wolfgang Maria Schmid, in: Der Dom zu Speyer. Textband (1972) S.1042-1045. Ausführliche Beschreibungen der Gestalt der beiden Gräber, die stark gestört vorgefunden wurden, da die Franzosen sie im Zuge des Pfälzischen Erbfolge­krie­ges 1689 geöffnet und geplündert hatten, liefern Sigrid Müller-Christensen, Hans Erich Kubach und Günter Stein ebd. S.955-958; der anthropologische Befund der Überreste von Adolf und Albrecht, festgehalten von Rankeund Birkner, ist abgedruckt ebd. S.1077-1084. Vgl. dazu auch knapp Jakob Baumann, Öffnung der Kaisergräber (21991) S.17f. und Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse (2000) S.36 und S.47-49. Th.

 

Verbesserungen und Zusätze:

ENGELS, Nachsalische Königsgräber (...2005) S.180 weitet seine Hypothese von 1995 (oben S.288) dahingehend aus, daß nicht nur Beatrix für den Neuankömmling Albrecht, sondern auch Agnes für Adolf weichen mußten und die Verlegungsstätte »innerhalb der Kaisergruft« unbekannt sei. Zudem habe Heinrich VII. durch sein betont unparteiisches Verhalten »die Legitimierung des Habsburgers auf Kosten des Nassauers auch im Tode unterbunden [–] vielleicht [...] ein letzter Dank des Luxemburgers Heinrich an seinen Verbündeten Adolf im Kampf gegen Brabant um das Limburger Erbe«: als sei dieser Komplex nicht mit der brabantischen Ehe des Luxemburgers aus der Generation nach Worringen verarbeitet worden; vgl. oben Regesten b und d.

Daß der Speyrer Domdekan Nikolaus Burgmann in seiner Historia imperatorum et regum Romanorum Spirae sepultorum von 1417 den Staatsakt von Ende August 1309 als »letzten Höhepunkt [in der Geschichte der] Königsgrablege« schildert, betont FLACHENECKER, Bild der Kaisergräber (...2005) S.187-189. Ebd. S.183 wird – vielleicht etwas zu prominent – auf die Rolle des Ortsbischofs bei dem lezten vergleichbaren Fall vor 1309 hingewiesen: Der Mitte 1208 in Bamberg ermordete und begrabene König Philipp von Schwaben wurde gut fünf Jahre später durch König Friedrich II. nach Speyer überführt und auf Rat des dortigen Bischofs bei seinen Vorfahren bestattet, wie Burchard von Ursberg im Philipp-Exkurs seiner Chronik mitteilt; Chronicon-Ed. von HOLDER-EGGER/VON SIMSON (1916) S.91. Ähnlich wird man sich die Tätigkeit des Speyrer Bischofs Sigibodo II., von Lichtenberg (1303-1314), vorzustellen haben, die in den Gesta Baldewini (siehe oben!) zu 1309 erwähnt wird.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 275#, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-08-29_1_0_6_4_1_317_275
(Abgerufen am 28.03.2024).