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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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König Heinrich hält in Speyer einen Reichshoftag ab, der jedoch nicht genauer zeitlich ein­zu­grenzen ist.

Überlieferung/Literatur

Die Zeugenliste der am 21. August für die Zisterze Walkenried ausgestellten Urkunde belegt für diesen Termin be­reits neben Erzbischof Peter von Mainz, dem Erzkanzler für Deutschland, dem königlichen Hofkanzler Abt Hein­rich von Weiler-Bettnach und Graf Johann von Sponheim, die den königlichen Hof schon seit längerem be­glei­teten, und Bischof Philipp von Eichstätt, der sich in Heilbronn nach seiner Rückkehr aus Avignon dem Ge­fol­ge des Königs angeschlossen hatte, die Anwesenheit weiterer geistlicher und weltlicher Würdenträger in Spey­er, darunter, namentlich genannt, Erzbischof Heinrich von Köln, Bischof Syboto von Speyer, Abt Hein­rich V. von Fulda sowie die Grafen Eberhard von Katzenelnbogen und Berthold VII. von Henneberg. Siehe dazu oben Regest Nr.258. – Die Annales Osterhovenses, ed. von Wilhelm Wattenbach (1861) S.555, sprechen da­von, daß König Heinrich die geistlichen und weltlichen Fürsten für den Michaelstag [29. September] nach Spey­er zusammengerufen habe (convocatis principibus ecclesiasticis et secularibus circa festum beati Michahelis in civitate Spirensi), wo er die Beisetzung seiner Vorgänger Adolf und Albrecht vornahm; bei der Tagesdatierung liegt hier wohl eine Verwechslung des hohen Heiligenfestes mit dem 29. August vor. Ohne ein konkretes Datum zu nennen, heißt es bei Johann von Viktring, ed. von Fedor Schneider, Bd.2 (1910) Rezension BDA2 IV 2, S.34 Z.28-30, daß in Speyer Adlige zum König kamen, um sich ihre Lehen bestätigen zu lassen. In Ottokars Öster­rei­chi­scher Reimchronik, ed. von Joseph Seemüller, Bd.2 (1893) S.1261 V.97466-97473 ist die Rede davon, daß Heinrich Friedrich und Leopold von Österreich zu Mariä Himmelfahrt [15. August] nach Speyer bestellt habe. – Regest: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) S.266f. nach Nr.139.

Kommentar

Auch in der Forschung herrscht Unsicherheit über den zeitlichen Rahmen des Speyrer Hoftages. Während Böhmer a.a.O. eine Einberufung »auf die octave von Mariä himmelfahrt« erwägt, also auf den 22. August, die tatsächliche Durchführung je­doch seit der Ankunft König Heinrichs in Speyer veranschlagt, setzt Schwalm,MGH Const. 4 I (1906) S.XVI und S.273 zu Nrn.309-326, die von ihm so ge­nann­te Curia Spirae zwischen dem 25. August und dem 18. September 1309 an, rechnet je­doch dazu auch noch die Ur­kunde vom 25. August 1309 für den Namürer Grafen Johann von Flandern, siehe unten Regest Nr.264, und die Willebriefe der Pfalz­grafen und Baiernherzöge Rudolf und Ludwig vom 10. Oktober 1309 aus Gundelfingen, siehe die ent­spre­chenden Rege­sten zum 10. Oktober. – König Heinrich nutzte die Fürstenversammlung unter anderem zur Wie­der­her­stel­lung von Frie­de und Recht im Reich nach dem vorangegangene Doppelkönigtum und der Ermordung seines Vor­gängers Albrecht sowie zur Aus­söhnung mit den Habs­bur­gern. Zu den zu diesem Zweck ergriffenen Maßnahmen gehörten die Ex­hu­mie­rung und Über­führung der Leichname Adolfs und Albrechts nach Speyer sowie deren feierliche Bei­set­zung in der dorti­gen Königs­grab­lege am 29. (und 31.?) August, siehe dazu unten Regest Nr.275, die nach zähen Verhand­lungen erfolgte Be­leh­nung der Hab­sbur­ger Friedrich und Leopold mit dem Herzogtum Österreich und den weiteren Lehen ihres Vaters und die Verpfändung der Mark­grafschaft Mähren an diese am 17. September 1309 sowie die Ächtung der Kö­nigs­mörder in einem auf Verlangen der Al­brecht-Söhne angestrengten Prozeß am 18. September 1309 und der vereinbarte Heimfall von deren Lehen; siehe dazu die Re­gesten zum 17. und 18. September 1309. Durch den auf diese Weise erzielten Ausgleich verschaffte sich Heinrich den not­wen­digen Spielraum für den spätestens seit den Heilbronner Gesprächen (siehe oben Regest Nr.252) ins Auge gefaßten Er­werb Böhmens und für die Vorbereitung des Italienzugs zur Erlangung der Kai­ser­weihe. Diesen beiden Zielen diente auch meh­rere Verpflichtungen der Habsburger im Gegenzug für ihre Belehnung: Für den Krieg gegen Friedrich den Freidigen in Thü­ringen sollten sie 200 Ritter zur Verfügung zu stellen; Herzog Friedrich sollte Heinrich gegen die Zah­lung von 30 000 Mark Silbers bei der Gewinnung Böhmens unterstützen; außerdem sollte Leopold den König auf dessen Auf­forderung für ein hal­bes Jahr mit hundert Berittenen und hundert Armbrustschützen nach Italien be­gleiten, siehe dazu die Ur­kunde der Her­zöge Friedrich und Leopold von Österreich zum 17. September 1309: MGH Const. 4 I (1906) S.278ff. Nr.319. Th.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 260, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-08-22_1_0_6_4_1_302_260
(Abgerufen am 23.04.2024).