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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Mit Bezug auf das Schriftwort »Er wird seinem König die (Kaiser-)Herrschaft geben« (dabit imperium regi suo; 1. Sam 2,10) und unter Heranziehung zahlreicher weiterer Bibel­stellen le­gen die Gesandten König Heinrichs Papst Clemens V. dar, daß allein dieser über Macht und Erhabenheit verfüge, das Kaisertum zu verleihen, nur der König aber, der Frieden und Ge­rech­tigkeit schaffe, über die entsprechende Tüchtigkeit und Vollkommenheit im Gehorsam, es zu empfangen. Da König Heinrich danach strebe, seine Aufgabe zu erfüllen, und insbesondere die Be­dürf­nis­se des Heiligen Landes vor allen anderen Notwendigkeiten der Welt in seinem Herzen trage und verfolgen wolle (quod idem dominus noster Romanorum rex non ociose, non perfunctorie, set seriose ad negocium intendens et cum dictus dominus noster Roma­no­rum rex negocium Terre Sancte pre omnibus aliis negociis mundi in intencione cordis sui gerat et amplectetur prosequendum), teilen die Gesandten, von diesen grundsätzlichen Aus­füh­run­gen aus­ge­hend, dem Papst die Bitte des Königs mit, ihm so schnell als möglich Sal­bung, Weihe und Krone zu gewähren (supplicat, quatinus sibi inunctionem, consecracionem et coronam cicius quam poteritis dignemini inpertire), damit er mit größerer Macht und vol­le­rer Wirksamkeit dieser Aufgabe und dem Schutz der allerheiligsten Römischen Kirche nach­kommen könne (ut cum maiori potencia et effectu pleniori eidem negocio intendere possit ac defensioni sacrosancte Romane ecclesie). – »Dabit imperium regi suo«.

Überlieferung/Literatur

Überlieferung: Pisa AS 1309 Juli 26 Roncioni 617. – Drucke: Bonaini, Acta Henrici VII. 1 (1877) S.1-3 Nr.1 (mit Datierung durch den Hg. auf den 2. Juni); *MGH Const. 4 I (1906) S.255-257 Nr.294 (mit Datierung auf den 26. Juli). – Re­ge­sten: -.

Kommentar

Datierung nach dem Bericht, der um den 11. August 1309 am Papsthof abgefaßt wurde; unten Regest Nr.249. Bei den Gesand­ten König Heinrichs, die hier bei Clemens V. vorstellig wurden, handelte es sich um die Bischöfe Otto von Basel und Siegfried von Chur, die Grafen Amadeus V. von Savoyen, Johann Dauphin von Vienne und Albon und Johann I. von Saar­brücken, Heinrichs Verwandten Wido von Flandern sowie den päpstlichen Kaplan und Metzer Schatzmeister Magi­ster Simon von Marville; siehe dazu Heinrichs Beglaubigungsschreiben vom 2. Juni 1309, oben Regest Nr.170. – Kreuzzugsabsichten König Hein­richs erwähnt auch die Chronica Aulae Regiae I 114, ed. von Emler (...1884) S.189f., ed. von Loserth (...1875) S.338f. Nach Wenck, Clemens V. (1882) S.138 stieß der ernsthafte Wille des Königs zu einer Befreiung des Heiligen Lan­des auf wenig Interesse bei der Kurie, da in den Antwortschreiben des Papstes keinerlei Reak­tio­nen auf ein entsprechendes Vor­haben zu finden sind, während Kraussold, Die politischen Be­ziehungen (1900) S.44 schwankt, »ob diese Kreuzzugs­ver­spre­chungen Philipps IV. und auch Heinrichs VII. nur als politsche Fin­ten aufzufassen sind, ober ob vielleicht doch viel guter Wille dabei war«. Housley, Italian Crusades (1982) S.80 hin­gegen hält das An­ge­bot König Heinrichs von vornherein ledig­lich für ein wirkungsvolles Bestechungsmittel (»a powerful bribe«) in den Verhandlungen mit Clemens V. und geht nicht von ernst­gemeinten Kreuzzugsplänen aus. – Vgl. oben Rege­sten q, r, u § 2 und v § 2. Th.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 201, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-07-26_1_0_6_4_1_243_201
(Abgerufen am 19.04.2024).