Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

Sie sehen den Datensatz 223 von insgesamt 319.

König Heinrich erklärt, der verewigte König Albrecht [I.], sein erlauchter Vorgänger (dive me­morie Albertus Romanorum rex, noster predecessor illustris), habe den Tüchtigen Wilhelm von Ackers (strennuum virum Willhelmum de Ackers) als Burgmann auf seiner und des Rei­ches Burg Wolfstein (apud castrum nostrum et imperii Volfstein) angenommen und diesem dafür sechzig Pfund Heller versprochen, für die Wilhelm jährlich sechs Pfund Heller als Ein­künfte von bestimmten Gütern zugewiesen worden seien; so sei es in einer Urkunde Albrechts ausführlich festgehalten worden. In Erwartung der künftigen Treue und Dienste Wil­helms für König und Reich erhöht Heinrich diese jährliche Zahlung um weitere sechs Pfund zu den gleichen Be­dingungen. – Majestätssiegel angekündigt. – Ad universorum sacri Romani im­perii fidelium noticiam volumus pervenire.

Originaldatierung:
dat. Constant. IIIO non. Iunii

Überlieferung/Literatur

Überlieferung: Original (Pergament, Königssiegel an Pergamentstreifen) München HStA Rheinpfälzer Urkun­den 2717 (früher KS 1294) mit Rückschriften, darunter (14. Jh.) H. (über ursprünglichem imperator:) rex auget f(eodum) Wolfst. Wilhelmo de Akers, 9O (= nono); Abschrift J. G. Lehmanns aus dem 19. Jh. Heidelberg Univ. Bibl. Hs. 430 (Kurpfälzer Urkun­den) Nr.201. – Drucke: Winkelmann, Acta imperii inedita 2 (1885) S.223f. Nr.342 aus Lehmann; MGH Const. 4 I (1906) S.269f. Nr.303 aus dem Or., ungenau. – Rege­sten: Böhmer, Hein­rich VII. (...1844) Nr.93; Wauters, Table chronologique 8 (1892) S.342f.

Kommentar

Die erwähnte Urkunde Albrechts I. stammt vom 28. Juni 1304; Druck: MGH Const. 4 I (1906) S.164f. Nr.192; Regest: Böhmer, Albrecht I. (...1844) Nr.480. Sie scheint mit ihrem Incipit Nos Albertus dem Heinrich-Diplom den quasi-privat­urkund­lichen Intitulatio-Beginn Nos Heinricus geliefert zu haben. – Zu Wilhelm von Ackers Rödel, Reichs­burgmannschaft (...1976f.) S.101f.; ders., Reichs­le­henswesen (1979) S.200 A.25, S.216, 424, 426 und 469f.; aus­führ­lich Schreibmüller, Reichs­burglehen (...1910) S.90-94: Den anderweitig nicht deutbaren Namen »von Ackers« leitet er von Ak­kon ab, das »in der Namensform A(c)kers bei mittelalterlichen Geschichts­schreibern und Dichtern sehr häufig vor­kom­m[e]«. Wilhelm hält er für einen Rückkehrer aus dem Heiligen Land, das dieser wohl nach dem Fall Akkons 1291 verlassen habe, um in die Pfalz zurückzukehren; ebd. S.91. »Da über seine Abstammung nichts bekannt ge­worden [sei], die Bezeich­nung ›vir strenuus‹ ihn wohl als Ritter ministerialischer Herkunft ausweis[e]«, will dieser Ver­mutung noch Rödel,Reichs­burg­mannschaft (...1976f.) S.101 »bis auf weiteres [...] beipflichten«. 1304 wurde Wil­helm von Al­brecht I. zum Burgmann in Wolf­stein angenommen. Das Burglehen bes­ser­te ihm Heinrich VII. mit der vor­lie­genden Urkunde um das Doppelte der von König Albrecht ver­lie­henen Einkünfte. Am 13. September 1310 urkundete König Heinrich erneut für Wilhelm von Ackers, er gestand ihm die Erb­fol­ge seiner Brudersöhne Godelmann und Johannes im Falle eines Todes ohne leibliche Erben zu; MGH Const. 4 I, S.270 Nr.304. Am gleichen Tag nahm der König auch Graf Georg von Veldenz zum Burgmann auf Wolfstein an, wofür er ihm Einkünfte von 20 Mark Silbers zugestand, bis die Summe von 200 Mark Silbers erreicht sei; ebd. S.270 Nr.305. Wilhelm von Ackers wurde von König Ludwig dem Baiern 1314 zusätzlich als Burgmann in Lautern ange­nom­men, außerdem besserte dieser ihm das Wolf­steiner Burglehen 1317 erneut; MGH Const. 5 (1909-11) S.169 Nr.180 und S.369 Nr.444. – Nicht sicher entscheiden läßt sich, ob es sich bei der hier genannten Burg Wolfstein um Alt- oder Neu-Wolf­stein handelte, mit recht hoher Wahrschein­lich­keit jedoch wohl um Neu-Wolfstein. Wann die alte Burg Wolfstein entstand, ist nicht bekannt; erst im 13. Jahr­hun­dert er­scheint sie in einigen Urkunden; Jung, Das alte Wolfstein (1950) S.7. Am 17. De­zem­ber 1275 hatte König Rudolf von Habs­burg verfügt, daß bei der Reichsburg Wolfstein eine befestigte und freie Stadt (munita civitas et libera) gegrün­det wer­den solle, da der Ort hierfür geeignet sei, und der neuen Stadt die Rechte von Speyer ver­liehen; Regest: Böhmer/Redlich(1898) Nr.466, Druck der Urkunde bei Jung a.a.O. S.8. Bei der Stadt entstand zum Schutz die Burg Neu-Wolf­stein; Albert Zink in: Hdb. hist Stätten »Rheinland-Pfalz/Saarland« (31988) S.410. Diese neue Burg wird aber in den Ur­kun­den zunächst auch als »Wolf­stein« bezeichnet, obgleich die alte Burg nicht aufgegeben wurde, so daß bei bloßen Namens­nennungen eine eindeutige Unterscheidung von der alten Burg nicht möglich ist; Schreib­mül­ler a.a.O. S.91 A.97. Am 16. Februar 1312 verpfändete König Hein­rich dem Maastrichter Propst Heinrich von Sponheim als Dank für ihm in Italien ge­leistete Dienste die Burg Wolfstein und das Dorf Kübelberg [heute Schönenberg-Kübelberg, ca. 10 km öst­lich von Ott­wei­ler/Saar] (castrum dictum Wolfestein et villam dic­tam Kevelberg) mit Zubehör und Einkünften sowie den Ein­künf­ten des Reiches aus der Umgebung bis zu einer Sum­me von 100 Mark Silbers jährlich; MGH Const. 4 II (1908-11) S.732 Nr.743, siehe Mötsch, Genealogie der Grafen von Spon­heim (...1987) S.126. Am 25. Mai desselben Jahres beurkun­dete der Propst, daß Graf Georg von Veldenz auf Wolfstein Burg­mann des Königs geworden sei; Regest des nur als Notiz in einem Urkun­denverzeichnis erhaltenen Stückes Mötsch, Archiv der Grafen von Sponheim 1 (1987) Nr.307. Hierbei könnte es sich um eine Erneuerung oder Bestätigung der Be­leh­nung von 1310 handeln. Am 11. Oktober 1322 wurde Burg Wolf­stein zu­sam­men mit Stadt und Burg [Kaisers-]Lautern König Johann von Böh­men verpfändet; Gross, Regesta Habsbur­gica 3 (1924-26) Nr.1237 und Acht/Wetzel, Baden (1994) Nr.39. Am 24. August 1332 gestattete Ludwig der Baier die Über­tra­gung der verpfändeten Güter durch König Johann an Erzbischof Balduin von Trier, Acht/Wetzel Nr.171, übrigens stets mit Deutung »Altwolfstein«, siehe S.192 Sp.2. Als Mit­be­sitzer der Reichsburg Wolf­stein mit Zustimmung Balduins erscheint am 25. No­vem­ber 1346 Graf Georg von Veldenz in einer Urkunde König Karls IV., in der dieser dem Erz­bischof die Ablösung der Pfandschaft von dem Veldenzer binnen eines Jah­res zusagte; Böhmer/Huber (1877) Nr.264. Am Fol­getag bestätigte Karl IV. die Verpfändung von Lautern und Wolfstein er­neut und legte die Pfandsumme auf 10000 Mark fest; ebd. Nr.278; zu den Verpfändungen Reichert, Landesherrschaft 1 (1993) S.238-241, 337 A.17, 341 A.47, 344 A.64, 361, 366 A.179, 377 A.15, 434, 449f. mit A.225. Für die Verbindung der Veldenzer Grafen mit Burg Wolfstein gibt es also immer wieder Hin­weise, ebenso darauf, daß es sich dabei um die gleiche Burg handelte, auf der Wilhelm von Ackers 1309 Burgmann wur­de. Zu diesen Hin­wei­sen kann auch zählen, daß Albrecht I. 1304 seinem neuen Burgmann Wilhelm von Ackers zusammen mit Ein­künften von 6 Pfund Heller jährlich das Haus des ver­stor­benen Burgmanns Hugelin von Lichtenberg auf Wolfstein (una cum domo quon­dam Hu­ge­lini de Liechtemberg militis in eodem castro Wolfstein sita) übertragen hatte; das Oberamt Lich­ten­berg aber, auf das der Name Hugelins hinweist, bildete im 14. Jahr­hundert eine der beiden zentralen Besitzung der Grafen von Vel­denz; Wild, Vel­denz (...1982) S.10. Allerdings heißt es erst in einer Ur­kunde des Grafen Friedrich von Veldenz am 26. De­zember 1398 ex­pli­zit, daß er wie seine Vorfahren einen Burg­man­nen­sitz auf »Nuwenwolffstein« vom Reich zu Lehen trage; dabei muß es sich wohl um das Graf Georg von Veldenz erstmals 1310 übertragene Burglehen handeln; Pöhlmann, Lehens­urkun­den der Grafen von Veldenz (1928), Nr.14. Dies aber wäre ein Indiz dafür, daß auch in der vorliegenden Ur­kun­de die Burg Neu-Wolf­stein gemeint ist. – Das bei Böhmer, Heinrich VII. (...1844) unter Nr.94 zum 5. Juni verzeichnete Ge­richts­stands­pri­vileg für die Urner gehört bereits zum 3. Juni: oben Nr.176. Th.

 

Verbesserungen und Zusätze:

Erst mit 1328 als Terminus ante quem für Neu-Wolfstein rechnet THON, Wie Schwalben-Nester (2005) S.171: kaum zu recht.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 180#, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-06-03_10_0_6_4_1_222_180
(Abgerufen am 29.03.2024).