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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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König Heinrich erneuert, billigt und bekräftigt urkundlich auf Bitten seiner Bürger von Zürich (dilecti cives nostri Thuricen.) das inserierte Privileg des verewigten Königs Rudolf [I.], seines Vor­gängers (dive recordationis Rud. Romanorum regis, predecessoris nostri), vom 2. No­vem­ber 1273, worin dieser in Nach­ahmung des verewigten Kaisers Friedrich II., seines Vor­gän­gers (dive memorie Ffriderici [!] secundi Romanorum imperatoris, predecessoris nostri), Abtei, Propstei und Stadt Zürich in der Diözese Konstanz (monasterium abbacie et ecclesiam prepositure in Thurego et ipsam civitatem Thuricen., Constancien. dyocesis) in seinen besonderen Schutz nimmt, dem Klerus und den übrigen Leuten ihre Besit­zun­gen, Rechte und guten Gewohnheiten bestätigt und sich die Vogtei über Kloster, Kirche und Stadt vor­behält, damit keine Entfremdung vom Reich und vom König eintritt. – Universis sacri Ro­ma­ni imperii fidelibus [...]. Dilecti cives.

Originaldatierung:
dat. in Thurego, idus Maii

Überlieferung/Literatur

Überlieferung: Original (Pergament, Königssiegel an purpurnen Seidenfäden) Zürich StaatsA Stadt und Landschaft Nr.5, mit Rückschriften, darunter (um 1400) Ein brief, als kunig Heinrich unns die freyheit kunig R(udolfs) bistettet hat, daz ist daz er diser statt mit baiden goczhusen in sinen sundirn schirm genomen hat, ouch daz wir niemer me van dem Heiligen Rich getrennt sollend virden; Abschriften von 1428 im Rothen Buch I fol.15 Zürich StaatsA B I 276 und von 1702 im Corpus Werdmüller ebd. B I 243 fol.44; Abschrift des 18.Jh., ohne Insert, von Hans Heinrich Waser im Kopialbuch »Documenta der Abtei und des Amts Fraumünster« Bd.2 S.93f. Zürich StadtA III B.3. – Drucke ohne Insert: von Wyss, Geschichte der Abtei Zürich (1851-1858) Bei­la­ge Nr.405 S.365f.; Escher/Schweizer, UB der Stadt und Landschaft Zürich 8 (1911) S.242 Nr.2974. – Re­ge­sten: Meyer von Knonau, Urkunden (... 1843) Nr.72; Böhmer,Heinrich VII.(...1844)Nr.71.

Kommentar

Das inserierte Diplom Rudolfs von Habsburg ist gedruckt in von Wyss a.a.O. Beilage Nr.234 S.213f.; Regest: Böh­mer/Red­lich (1898) Nr.26, wonach diese Urkunde wörtlich das Privileg König Richards vom 18. Nov. 1262 wiederholt, das jedoch von Rudolf nicht erwähnt wird; Regest: Böhmer/Ficker (1881f.) Nr.5414. – Bei dem Diplom Kaiser Friedrichs II. handelt es sich wahrscheinlich um dessen Königsurkunde vom 17. März 1218; Regest: Böhmer/Ficker (1881f.) Nr.932 und Zins­maier, Nachträge (1983) S.164, wo jedoch von der Stadt Zürich noch nichts steht. – Das Entfremdungsverbot erlangte Be­deu­tung, als Kaiser Ludwig der Baier 1330 Zürich an die Habsburger mitverpfändete, die Stadt aber 1331 die Rücknahme dieser Transaktion unter Vorweis ihrer Privilegien erreichte; vgl. Acht/Wetzel, Schweiz (2000) Nr.28 vom 6. August 1330 mit ebd. Nr.40 vom 27. Februar 1331.

Dieser Zürich-Aufenthalt scheint mit einem feierlichen Empfang des neuen Königs durch die Stadt eröffnet worden zu sein, bei dessen unter Glockengeläut ablaufendem innerstädtischen Teil allerdings Vortrittsstreitigkeiten zwischen der Äbtis­sin des Fraumünsters und dem Propst des Großmünsters am Ort aufbrachen. Sie wurden wohl zugunsten der Reihung »Äb­tis­sin und deren Klerus – Propst und dessen Klerus – Dominikaner – Franziskaner – Augustiner« entschieden; Peyer, Empfang des Königs (...1958) S.219 = ders., Könige, Stadt und Kapital (1982) S.53 mit Verweis auf Ergänzungen zur Neufassung des Zürcher Richtebriefs (1304) und auf die Nachwirkung des Königsbesuchs laut Wirtz, Zürich und Konstanz (1912) S.73 A.1, siehe die Edition von Friedrich Ott in: Archiv f. Schweizerische Gesch. 5 (1847) S.210 § 4 Satz 1b sowie Erwin Eugster in: Flüe­ler/Flüeler-Grauwiler, Kanton Zürich 1 (1995) S.228f. Für die Prozessionsspitze entspricht das der Reihung im Insert, lief aber dem realen Machtschwund der Äbtissin seit spätestens dem Ersten Richtebrief (um 1250) zuwider. Über die Dominikanerinnen vom Oetenbach, die seit 1280/85 ebenfalls in der Stadt lebten, verlautet in diesem Zusammenhang nichts; vgl. Katja Hürlimann in: Lex. des MA.9 (1998) Sp.711. Wahrscheinlich wurden sie, die im selben Jahr 1231 wie der in­ner­städ­tische Männerkonvent ihres nunmehrigen Ordens ins Leben gerufen worden waren, durch diesen oder bei diesem mitver­treten. Eine itinerargetreue Beschreibung des königlichen Erstbesuchs in Zürich scheint es erst für Karl IV. 1353 zu geben; Wirtz a.a.O. S.82 Beilage I 13. Der dort geschilderte Empfang für den König durch die Äbtissin mit Gefolge und Reliquien erst im Münsterhof paßt schlecht zu der Reihung von 1309, so daß der Verlauf von 1353 wohl nicht schon für 1309 bean­sprucht werden darf. – Daß Zürichs Privilegierung freigebiger ausfiel als unter »Albrecht [I.] von Österreich« betont Wirtz a.a.O. S.2.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 139, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-05-15_1_0_6_4_1_181_139
(Abgerufen am 20.04.2024).