Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

Sie sehen den Datensatz 180 von insgesamt 319.

König Heinrich verleiht den Bürgern seiner Stadt Laupen (prudentes viri, cives oppidi nostri Lou­pen) wegen deren ergebener Dienste gegenüber dem Reich nach dem Vorbild des ver­ewig­ten Königs Rudolf [I.], seines erlauchten Vorgängers (divae memoriae Rodolfi Romano­rum regis illustris, prae­de­ces­so­ris nostri), alle Rechte und Freiheiten, derer sich die Bürger von Bern erfreuen, und bestätigt ihnen alle guten Gewohnheiten (ratio­na­biles consuetudines et honestas), die sie bis jetzt besaßen. – Maje­stätssiegel angekündigt. – Universis sacri Ro­ma­ni imperii fidelibus in perpetuum. Decet regalem eminentiam.

Originaldatierung:
datum in Loupen VIII. idus Maii

Überlieferung/Literatur

Überlieferung: Abschrift des 18. Jh. St. Paul im Lavanttal Stiftsarchiv, St. Paul 61/2, S.125 (mit dem durch­ge­stri­chenen Hinweis ex originali). – Drucke »ex Autographo«: Gerbertus,De translatis Habsburgo-Austria­co­rum cadaveribus (1772) S.140 Nr.7 = ders.,Crypta San-Blasiana (1785) S.140 Nr.7; hieraus, unter Umstellung auf »mittelalterliche« Schreibweisen, Fontes rerum Bernensium 4 (1889) S.360 Nr.330. – Regesten: Böhmer (1831) Nr.5210; ders., Heinrich VII. (...1844) Nr.69.

Kommentar

Die Empfänger heißen an weiteren Stellen dieses Diploms dicti cives de Loupen und praefati cives nostri de Loupen. Das spricht dafür, daß mit den anfangs genannten prudentes viri die Bürger als ganze ausgezeichnet werden und nicht etwa »Rats­herren« gemeint sind. – Das erwähnte Privileg König Rudolfs von Habsburg stammt vom 11. Juli 1275, gedruckt in: Fontes rerum Bernensium 3 (1880) S. 122f. Nr. 126; Regest: Böhmer/Redlich (1898) Nr. 404. Während hier die Berner Freiheit trotz vorangehenden Rechten als problemloser Block erscheint (omni iure ac libertate, qua [!] et cives nostri Bernenses plene gaudebunt), klingt im Heinrich-Diplom die formelhafte Salvierungsklausel, die an Recht und Vorausschau bei der Ge­wäh­rung bindet, wie eine neu überdachte Einschränkungsmöglichkeit: omni iure ac libertate, quibus et cives nostri Bernen­ses rite et provide sibi concessis gaudent, plene gaudeant et fruantur – wobei hier ein, wenn auch auf drei statt der schul­mäßi­gen zwei Wörter verteilter, Cursus velox entsteht. Dies spricht für ein Eingreifen der cursus-freudigen Kanzlei Hein­richs VII., und da auch eine grammatisch-rhetorische Glättung hin zu einem vollen Relativsatz mit Plural-Bezug vorge­nommen wurde, dürften diese und weitere kleinere Diktatunterschiede kaum ausreichen, um ein weiteres Diplom als Textver­mitt­ler zu postulieren und die Rudolf-Privilegierung als Vorurkunde für dieses Heinricianum auszuschließen. Nicht imitiert wurde 1309 jedenfalls das Laupener Transsumpt König Adolfs vom 27. Februar 1295 mit dem Rudolfinum als Insert; Böh­mer/Samanek (1948) Nr.544. Ein entsprechendes Albertinum ist bislang nicht bekannt; freundliche Auskünfte von Dr. Paul Herold (Arbeitsstelle Re­ge­sta Imperii Albrechts I., Wien) und Barbara Studer (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Staats­ar­chivs des Kantons Bern, wo auch die Bestände des Stadtarchivs Laupen seit 1998 als Depositum lagern). Stattdessen hatten sich die Laupener mit einem urkundlichen Schutz- und Geleitsversprechen von Albrechts I. burgundischem Landvogt Graf Otto von Strassberg begnügt, das dieser unter dem 2. November 1301 ausgestellt hatte, und noch unter dem 26. April 1309 ur­kundete Graf Otto zu Laupen weitgehend gleichlautend, diesmal als burgundischer Landvogt Heinrichs VII., und wieder für Bürger und Gemeinde der Stadt zu Laupen: Nos O. de Strasberg comes, serenissimi domini Henrici Die gratia Romano­rum regis semper augusti advocatus per Burgundiam generalis bzw. burgenses et communitas oppidi de Loupen, aber für dictos burgenses, villam praedictam seu oppidum et ipsorum attenentes [!]; Gerbertus,De translatis Habsburgo-Austria­co­rum cadaveribus (1772) S.139 Nr.5 [ohne seu oppidum] bzw. S.139f. Nr.6. – Ein Heinrich-Mandat an Landvogt Otto von Strass­berg wird unten zum 30. Mai 1309 regestiert: Nr.159 – »1310 ging [Laupens Königsunmittel­bar­keit] wieder verloren, als König Heinrich VII. Burg und Stadt Laupen an Otto von Grandson verpfändete«; Albert Port­mann-Tinguely in: Hand­buch hist. Stätten »Schweiz« (1996) S.333 mit »Reichsfreiheit«; vgl. die Urkunde vom 15. Sep­tem­ber 1310: Böhmer, Hein­rich VII. (...1844) Nr.315.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 138, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-05-08_2_0_6_4_1_180_138
(Abgerufen am 18.04.2024).