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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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König Heinrich kommt mit einem Gefolge von mehr als 1000 »Pferden« nach Bern und wird durch die Berner ehrenvoll empfangen.

Originaldatierung:
in vigilia apostolorum Philippi et Iacobi […] venit Berno

Überlieferung/Literatur

Erwähnung: MOCCCOIXO in vigilia apostolorum Phylippi et Iacobi Heinricus rex Romanorum, quondam comes de Lützelemburg, venit Berno cum mille equis et ultra et a Bernensibus honorifice est receptus; Cronica de Ber­no (ed. bei Studer, Berner-Chronik des Conrad Justinger, 1871) S.298, als Annales Bernenses (ed. von Pertz in: MGH SS 17, 1861) S.272 und weniger handschriftengetreu bei Böhmer/Huber, Fontes rerum Ger­ma­ni­ca­rum 4 (1868) S.3, trotz überliefertem Titel »Cronica de Berno«. – Regest: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) S.261.

Kommentar

Dieselben Jahresberichte bezeugen auch tagesgenau und itinerargemäß einen Bern-Empfang König Adolfs, und zwar zum 24. Februar 1295; Böhmer bei Böhmer/Huber a.a.O. S.IX und Böhmer/Samanek (1948) S.183 im Kommentar zu Nr.544. – Im Unterschied zum zweiten Bernaufenthalt vom 29. September bis mindestens 4. Oktober 1310 scheinen hier 1309 keine Di­plome ausgestellt worden zu sein. Die Berner selbst hatten sich schon unter dem 10. April 1309 in Breisach ihre Rechte be­stä­tigen lassen: wie fast schon üblich, vor des Königs Aufenthalt in ihrer Stadt. – Die Konkretisierung der gut 1000 »Pfer­de« auf eine bestimmte Anzahl von Reitern oder gar Rittern bereitet Schwierigkeiten, obgleich für einen Bern-Besuch König Sig­munds von 1414 von allein über 1400 Reitern ausgegangen wird; so Drabek, Reise und Reisezeremoniell (1964) S.15. Gemeint war 1309 am ehesten ein »sehr großes berittenes Gefolge«. Gegen Umrechnungen oder Gleichsetzungen sprechen – 1) die runde Ausgangszahl – 2) die Tatsache, daß die Glefe den einzelnen Ritter mit Reservepferd sowie mehr oder minder be­rittenem Gefolge aus 2-4 Mann umfaßte; 1401 waren es für ein Italien-Aufgebot sogar 3 Reservepferde und [1] Begleiter; Ha­berkern/Wallach, Hilfswörterbuch (21964) S.251 s.v. »Gleve«; Ortwin Gamber in: Lex. des MA. 4 (1989) Sp.1494; Wein­rich, VG-Quellen 1250-1500 (1983) S.439 Nr.108a – 3) daß der Aufzug Graf Eberhards des Erlauchten auf einem Spey­rer Reichshoftag (unten Regest Nr.260) »mit 700 Pferden« als Hochmutsindiz berichtet wird und das vielleicht schon bei 200 »Pferden« gemeint war; Chronica Mathiae de Nuwenburg 37 (ed. von Hofmeister, 1924-40) S.77 mit N.d und S.347 – 4) daß laut der Goldenen Bulle von 1356 sogar den Kurfürsten der Einritt in den Königswahlort Frankfurt am Main nur mit jeweils 200 »Pferden« einschließlich höchstens 50 Bewaffneter gestattet sein sollte; I 17 (cum ducen­tis equitaturis [...], in quo­rum numero quinquaginta tantum armatos vel pauciores) und 20 (cum ducentis equis) bei Wein­rich a.a.O. S.330 bzw. 332. – Die Berner Chronistik seit Conrad Justinger (1420/30) scheint dann Materialien des Italien-Aufbruchs von 1310 schon zu diesem Erstbesuch des neuen Königs in Bern gezogen zu haben; Berner-Chronik 75 bei Studer a.a.O. S.43. Darauf dürfte die mißverständliche Bemerkung bei Braun,Könige in Bern (...1999) S.320 zurückgehen, daß auch Heinrichs VII. Bern-Besuch von »Ende April 1309 [...] den Vor­bereitungen für den Romzug« diente, wiewohl eben dieser »erste Besuch im Rahmen des Krönungsumrittes geschah, der den König über Zürich und Konstanz wieder nach Norden führte«; ebd. – Daß Hein­rich VII. 1309 und 1310 tatsächlich im Dominikanerkloster Quartier nahm, wie dies die Anonyme Stadtchronik (sog. »Kö­nigs­hofen-Justinger«) behauptet (1309: ward von den von Bern erlich empfangen und lag zu den predieren wol vierzehen tag; 1310: und lag da ze den predieren zehen tag; ed. bei Studer, Berner Chronik des Conrad Justinger, 1871, S.337f., c.37 und 39), hält Braun a.a.O. S.628 A.30 für fraglich, da weder die Cronica de Berno noch Conrad Justinger einen solchen Auf­ent­halt vermerken. Für einen Besuch Graf Amadeus’ V. von Savoyen 1382 wird jenes Dominikanerkloster vermutet, das für König Sigmunds Bernaufenthalt von 1414 sicher bezeugt und für Papst Martins V. Besuch 1418 sogar umgebaut worden ist; ebd. S.315, 316, 318 und 319. Daß »hier schon 1309 und 1310 Heinrich VII. von Luxemburg und 1365 Karl IV. von Luxem­burg beherbergt worden« waren und nach Sigmund »auch Martin V., Friedrich III. von Habsburg und Papst Felix V. im Do­mi­ni­kanerkloster zu Gast gewesen« seien, nimmt Keller, König Sigmunds Besuch in Bern (1937) S.18 als sicher an, ohne Belege zu besprechen. Dominikaner waren in der Stadt seit 1269 tätig; anderseits war schon in der Berner Handfeste von vor­geb­lich 1218 von einer Unterbringung in Gasthäusern die Rede, und auch die großen Familien der Stadt sollten bei Bedarf Gäste aufnehmen; Braun a.a.O. S.319 mit A.34 aus Rennefahrt,Stadtrecht von Bern 1 I (1945) S.6 § 9 = Strahm, Berner Hand­feste (1953) S.156 mit neuhochdeutscher Übersetzung S.157.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 133, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-04-30_1_0_6_4_1_175_133
(Abgerufen am 24.04.2024).