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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Den Römerkönig Heinrich VII. bittet König Philipp IV. von Frankreich brieflich, dem Kame­richer Bischof Philipp von Marigny die Frist zum persönlichen Empfang seiner Lehen aus der Hand König Heinrichs zu verlängern, da der Bischof aus verschie­denen Gründen zur Zeit dazu nicht in der Lage sei.

Überlieferung/Literatur

Deperditum, erwähnt in der Urkunde König Heinrichs VII. vom 10. April 1309, Breisach: Ab­schrift im zeit­ge­nös­sischen Cambraier Pergament-Rotulus Pisa Archivio Capitolare Nr. 1309: Litteras excel­len­tis­simi prin­ci­pis Ph(ilippi) regis [Francie] amici nostri karissimi favorem, quo personam tuam amplectitur, ex­primentes rece­pi­mus, quibus studiose nos rogavit et monuit, quatinus concessum tibi terminum ad recipiendum de nostris mani­bus feoda tua sue dilectionis intuitu prorogare velimus, cum ex quibusdam causis in eisdem litteris ap­pa­rentibus diebus istis presentiam tuam nostre maiestatis conspectibus commode non valeas exhibere.Drucke des Hein­ri­cianums: Ficker,Überreste (1855) S.201f. Nr.42; MGH Const. 4 I (1906) S.326 Nr.269. – Dessen Regesten: Böhmer, Heinrich VII. (...1857) Nr.613, unten Nr.115.

Kommentar

Bereits am 12. Januar 1309 hatte König Heinrich dem Kamericher Bischof Philipp de Marigny auf dessen durch Boten vor­ge­tra­gene Bitte hin gestattet, die Temporalien seines Bistums schon vor seiner Belehnung bis zum Osterfest 1309 (30. März) zu ver­walten; siehe oben Nr.15. Am 1. April 1309 verlängerte er die Frist bis zum persönlichen Empfang der Be­leh­nung noch­mals auf die dringlichen Bitten des Namürer Grafen Johann von Flandern und von dessen Bruder Wido hin bis zum 24. Juni; siehe oben Nr.109. Am 10. April 1309 gewährte König Heinrich auf Bitten des Königs von Frankreich einen erneuten Auf­schub, nunmehr bis zum Osterfest 1310 (19. April 1310); siehe unten Nr.115. Philipp der Schöne setzte sich zu dieser Zeit auch beim Papst für den in seiner Gunst stehenden Bruder seines wichtigen Ratgebers Enguerran de Marigny ein; er bat Cle­mens V., dem Kamericher Bischof bei sich bietender Gelegenheit einen ehrenvollen Erzbischofs- oder Bischofssitz in seinem Reich zu übertragen (ut venerabilem fratrem nostrum Philippum, Cameracensem episcopum, transferre, cum se facul­tas of­fer­ret, ad aliquam honorabilem archiepiscopalem vel episcopalem regni tui ecclesiam dignaremur); siehe Baluze/Mollat, Vitae paparum Avenionensium 3 (21921) S.117f. Tatsächlich providierte der Papst Philipp de Marigny nach dem Tod Erz­bi­schof Stephans auf den Erzbischofsstuhl von Sens, dessen Wiederbesetzung sich Clemens V. am 23. April 1309 vor­behal­ten hatte (Baluze/Mollat a.a.O. S.116f. und das königliche Dankschreiben S.119f.). Zu einer Be­leh­nung Philipps mit den Ka­me­richer Temporalien durch den Römerkönig kam es also nicht mehr; bereits unter dem 29. Juli 1309 (siehe unten Nr.239) teilte der Papst diesem brief­lich mit, er habe das freigewordene Bistum Kamerich Peter von Mirepoix, dem bis­he­rigen Bi­schof von Ma­guelonne, übertragen; Ficker a.a.O. S.202f. Nr.44 mit verdrucktem Datum »19. Juli«. Vgl. zur Sache Kraus­sold,Die politischen Be­ziehungen (1900) S.108f., der das Interesse des französischen Königs be­tont, in Bischof Philipp »ei­nen ge­treuen und brauch­baren Anhänger der Oberherr­lich­keit des Königs Heinrich möglichst lange zu entziehen«, und Hüt­te­bräuker, Cambrai, Deutschland und Frankreich (...1939) S.90-93, die umgekehrt besonders auf König Heinrichs Un­willen über die Ver­zö­ge­rungen und dessen Be­stre­ben, »gerade diesem Philipp dem Schönen so nahestehenden Reichs­bi­schof gegen­über [...] seine Ober­hoheit möglichst sinn­fäl­lig zur Geltung zu bringen« (ebd. S.92) hinweist. Siehe auch Dubrulle, Cam­brai à la fin du moyen âge (1903) S.267f., der in der Übertragung der Ka­me­ri­cher Grafschaft an den Namürer Grafen und Königs­ver­wandten Johann von Flandern am 30. Mai 1309 (unten Regest Nr.158) eine Reaktion Heinrichs VII. auf die Hin­hal­te­taktik Bischof Philipps und des französichen Königs sieht mit dem Ziel, die Position des Reiches in diesem Randgebiet zu festigen und den fran­zö­si­schen Einfluß zurückzudrängen, a.a.O. S.268. Th.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 114, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-04-10_1_0_6_4_1_156_114
(Abgerufen am 19.04.2024).