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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Wie schon in Speyer lehnt König Heinrich die Erneuerung der städtischen Privilegien für Straßburg ab, weil die städtische Gesandtschaft bzw. Abordnung »ihre Straßburger Herren« als Auftraggeber nennt und nicht von »seinen (= des Königs) Straßburger Bürgern« spricht.

Überlieferung/Literatur

Schilderung: Venientibus autem nunciis Argentinensium ad regem ac proponentibus se per ›dominos suos Argen­tinenses‹ pro gracia regis et privilegiorum innovacione transmissos, nec Spire nec Argentine ab ipso habue­re responsum. Ascendentes autem versus Columbariam ad regem, edocti a quodam regis secretario dixe­runt regi: »Cives vestri Argentinenses hec petunt«. Quos rex dicens se ante non intellexisse, quorum fuissent nuncii, cum ›do­minos Argentinenses‹ nominassent, favorabiliter exaudivit; Chronica Mathiae de Nuwenburg 37 (ed. von Hof­meister, 1924-40) S.78f. und 348. – [...] umbe die mittelvaste kam er gen Stroße­burg; Fritsche Closener’s Chronik Bl.24a (ed. von Hegel, 1870) S.65.

Kommentar

Closeners Datierung »um Lätare« folgt im Erzählzusammenhang gleich auf die Nachricht über die Königswahl von aus­drück­lich 1308 und die Regierungsdauer Heinrichs VII. Das Itinerar des Königshofs läßt aber weder zu 1309 noch zu 1310 einen so frühen Straßburg-Aufenthalt, also um den 9. bzw. 29. März, zu, und die Stadt Straßburg erhielt wohl Privile­gien­bestätigungen ohnehin erst seit dem 30. Mai 1310 und aus Speyer, so daß die durch Mathias erwähnte Colmarer Audienz tat­sächlich erst zu einem Colmar-Aufenthalt von Mitte Mai 1310 gehört haben mag; so Hofmeister a.a.O. S.78 A.7 z. St. Demge­genüber zielen die auslösenden Handlungszusammenhänge bei Mathias von Neuenburg und bei Closener auf den Erst­umritt und damit auf den Zug rheinaufwärts im Jahr 1309. Da in die Zeit zwischen Hagenau-Besuch (21. März) und Colmar-Aufenthalt (seit 25. März) der Sonntag Palmarum (23. März) fällt, empfiehlt sich folgende Hypothese: Von Hagenau nach Straß­burg waren knapp 30, von Straßburg nach Colmar rund 65 Straßenkilometer zurückzulegen, also ein bzw. zwei Tage­reisen. Heinrich VII. scheint zu Palmarum 1309 den Straßburger Dom besucht zu haben, zog dann aber gleich weiter, um – we­gen Schwierigkeiten in oder mit der Stadt Straßburg – das Osterfest in Colmar zu feiern.

Daß Mathias auf eine gewünschte städtische Unterwerfungsterminologie abhob, mag des Königs Absichten nur teilweise getroffen haben. Jedenfalls weiß man aus dem 15.Jh., daß Herrscher schon Tagereisen vor ihrer zu erwartenden Ankunft in einer Stadt von deren Gesandten formell zum Besuch aufgefordert wurden und dabei bereits der Gehorsam der Stadt dem Reichs­oberhaupt gegenüber betont zu werden pflegte; Drabek, Reisen und Reisezeremoniell (1964) S.10-12. Das könnten Straß­burger Gesandte nach Speyer im Februar/März 1309 teilweise versäumt haben. Wenn ebd. S.14 herausgestellt wird, daß das Empfangszeremoniell im engeren Sinne, also vor Ort selbst, vom Hochmittelalter bis ins 15.Jh. im wesentlichen gleich geblieben ist, mag das auch für den Auftakt in Gestalt formvollendeter Einladungen gelten. Die Wortkargheit von Zeugnissen des 14.Jh.s in dieser Hinsicht steht einer solchen Hypothese nicht entgegen; vgl. ebd. S.84 A.25. – Straßburgs Ge­schichts­schrei­bung von Jakob Twinger († 1420) über Daniel Specklin († 1589) bis ins »Straßburger Kaiserbuch« von Hermann Lud­wig (1889) hat übrigens die Schilderung des Mathias fast unverändert (vgl. allerdings unten!) weitergegeben und sich weder um Closeners Frühdatierung noch um andere Straßburg-Besuche dieses Königs gekümmert; Twinger von Königshofens Edi­tion durch Hegel in: Deutsche Städtechroniken 8 (1870) S.460f., Specklin-Edition durch Reuss (1890) S.179 Nr.1225 bzw. Ludwig, Deutsche Kaiser und Könige in Straßburg (1889) S.144, wonach dies Heinrichs VII. einziger Straßburg-Besuch war. – Im Unterschied zu Mathias, Closener und Twinger unterstellt Specklin das Königsitinerar Speyer – Hagenau – Straß­burg – Colmar und fixiert die Gewährung der städtischen Privilegierungsbitten auf Colmar und kurz vor den Italienzug, also 1310. Da sich das nicht vollständig mit einem der bekannten Itinerare deckt, ist Vorsicht bei dem Versuch geboten, Specklins Schilderung des zugehörigen Empfangs in Straßburg auf einen bestimmten Besuch zu beziehen, so gut sie sich für den Erst­be­such des neuen Königs eignet: Zu Strassburg [...] ward er herrlich von geistlichen und weltlichen, auch vom bischof Jo­hann empfangen. Da sprachen [die städtischen Gesandten] den könig gleichmässig wieder an; er gab ihnen aber noch keine ant­wort; Specklin-Edition Reuss a.a.O. – Vgl. auch oben Reg. Nr.99. J.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 105, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-03-21_3_0_6_4_1_147_105
(Abgerufen am 18.04.2024).