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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Die Bürger von Erfurt bitten König Heinrich im Zuge ihrer Auseinandersetzungen mit Mark­graf Friedrich von Meißen, Sohn Landgraf Albrechts von Thüringen, um Hilfe.

Kommentar

Eine ausführliche Darstellung des Krieges zwischen Erfurt und dem Markgrafen Friedrich liefert die Cronica S. Petri Er­for­den­sis moderna zu 1309 bei Holder-Egger, Monumenta Erphesfurtensia (= MGH SS rer. Germ.-Schulausgabe [42], 1899) S.336-340; weitgehend wörtlich übernommen in der Cronica Reinhardsbrunnensis, ed. Oswald Holder-Egger, in: MGH SS 30 I (1896) S.649f.; eine leicht verkürzende deutsche Übersetzung aus der Mitte des 14. Jahrhunderts bietet die Thüringische Fort­setzung der Sächsischen Weltchronik, ed. Ludwig Wei­land, in: MGH Dt. Chroniken 2 (1877) S.312f., was Holder-Egger, Monumenta Erphesfurtensia (a.a.O.) S.443f. nach Erfurt lokalisiert, Text S.475f. Ursache der Streitigkeiten zwischen Erfurt und Friedrich von Meißen, die bereits seit Jahresbeginn 1309 ihren Anfang nahmen, war demnach der aus Sicht der Erfurter un­recht­mäßige Versuch des Markgrafen, die Vogteien und Ge­richts­barkeiten, welche die Bürger von dessen Vater Albrecht erworben hatten, wieder an sich zu bringen. Nach­dem Verhandlungen ohne Erfolg geblieben waren und die öf­fent­li­chen Straßen immer wieder unter Plünderun­gen zu leiden hatten, zerstörten die Erfurter am Lichtmeßtag 1309 [2. Februar] die markgräfliche Burg Andis­leben und eröffneten damit die kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich fast anderthalb Jah­re hinziehen sollten. Sie verbündeten sich mit dem Grafen Hermann [IV.] von [Orlamünde-]Weimar und den Bürgern der Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen und ver­pflichteten zahlreiche Söldner (coniuracione habita cum Hermanno comite de Wimar et civibus de Mulhusin et Northusin, datis utrobique solariis [Lesart salariis] multis se armigeris tutaverunt; Cronica S. Petri Erfor­den­sis moderna, a.a.O. S.336), konnten sich jedoch nicht gegen den Markgrafen durch­setzen. Daher wen­deten sie sich an den König um Unterstützung (Erphordenses super his omnibus Romanorum regis auxilium implora­bant; ebd. S.339. Da baten die von Erforte des Romischen koniges hulfe; Erfurter Fortsetzung der Weltchronik, a.a.O. S.476). Diese wurde ihnen am 18. Juli in Form einer Schutzur­kunde zuteil, in der König Heinrich zudem die Entsendung eines seiner Getreuen mit 200 Berittenen zusagte; siehe unten Regest Nr.223, für die entsprechende Gegenurkunde der Erfurter Bürger vom 1. August 1309 unten Regest Nr.243. Am 26. August 1309 bestimmte Hein­rich VII. den Landgrafen Johann III. von Nie­der-Hessen, den die Erfurter nach Bericht der Cronica S. Petri Er­for­densis moderna bereits selbst um Hilfe angegangen hatten (Insuper Iohannem lantgravium Hassie voca­verunt; a.a.O. S.339), zum Gubernator der durch den Krieg stark in Mit­leidenschaft gezogenen thürin­gi­schen Reichs­städte Goslar, Mühl­hausen und Nordhausen und zum Anführer des in Aussicht ge­stellten könig­li­chen Kon­tin­gents; siehe unten Regest Nr.272. Der Landgraf hatte den Erfurtern ebenso wie den Städten Mühl­hausen und Nordhausen bereits am 25. März 1309 seine Hilfe zugesagt; Regest: Grotefend/Rosenfeld, Landgrafen von Hessen 1 (1929) Nr.507. – Zur Sache Wegele, Friedrich der Freidige (1870) S.303-311; Patze,Geschichte Thüringens 2 I (1974) S.67-69; Leist, Landesherr und Landfrieden in Thüringen (1975) S.94-105; Mägdefrau, Erfurt in der Geschichte Thüringens (...1992) S.31f.; ders., Könige und Landgrafen im späten Mittelalter (2000) S.80-82 und Pilvousek, Erfurt im Spät­mittelalter (...2000) S.556f. Th.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 222, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-02-02_5_0_6_4_1_264_222
(Abgerufen am 29.03.2024).