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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Elekt Heinrich, den die Kurfürsten nach Aachen führen, wird von einer Abordnung dieser Stadt gut eine Meile vor den Toren als König empfangen, nimmt die Stadtschlüssel entgegen und zieht unter Jubel der Aachener in die Stadt ein.

Überlieferung/Literatur

[...] Baldewinus et alii sex [!] principes coelectores anno Domini millesimo trecentesimo octavo dominum Hen­ri­cum Septimum Romanorum regem [!] ad auream regni sedem Aquisgrani, per Carolum imperatorem si­tua­tam, adduxerunt. Ibi eum cives Aquenses, clavibus civitatis plus quam per leucam obviam portatis et traditis, in Ro­ma­norum regem laetabundis vocibus receperunt, et ibi per dominum Henricum [...]; Gesta Baldewini II 2, ed. bei Wyttenbach/Müller, Gesta Trevirorum integra 2 (1838) S.205, hieraus der Auszug bei Kaemmerer, Aache­ner Königs-Krönungen (1961) S.62/64 mit unzuverlässiger neuhochdeutscher Übersetzung S.63/65, nur an­gelehnt an GDV 80 (1883) S.171. Hintangestellt wird damit das 40-tägige [Königs-]Lager mit großem Heer vor Aachen, von dem der Lütticher Notar Jean d’Outremeuse spricht: Par-devant Ays-le-Grain Henris s’en allat à grans oust, car tous les prinches [!] d’Allemangne [!] li aidarent fortement et furent al siege deleis luy; et de­dens les XL jours vinrent les electeurs et si fisent ovrir les portes et le lassont dedens, et fut coroneis […]; Ly myreur des histors III, ed. von Bormans, Bd.6 (1880) S.112f.

Kommentar

Schlüsselübergabe gehörte regelmäßig zum herrscherlichen Ersteinzug in eine Reichsstadt; Schenk, Zeremoniell und Politik (2003) S.347f. u. 414f. Ob dieser Ersteinzug schon mit all jenen Zeremonialelementen angereichert war, die Dotzauer, An­kunft des Herrschers (... 1973) S.255 und Schenka.a.O S.240-242 von der Einholung »eine Meile vor der Stadt in Weiden« bis zum Blasen der Aachener Wetterhörner beim Zug durch die geschmückten Straßen für die Zeit seit Rudolf von Habsburg zusammengestellt bzw. von Occursio bis Einherbergung in fünf Phasen systematisiert haben, bleibt offen. Als gesichert gilt, daß Heinrich VII. – wie schon König Adolf – dem Brauch gehorchte, sein sogenanntes Krönungspferd dem Herrn von Alfter als dem kurkölnischen Erbmarschall zu überlassen; Drabek, Reisen und Reisezeremoniell (1964) S.38f. und 105 A.126 so­wie Schenk a.a.O. S.479f. nach beurkundeten Zeugenaussagen von 1349f. für Heinrich VII. und von 1351 für König Adolf bei Giersberg, Erbmarschallamt (...1874) S.319f., hier zu 1349 und 1350 datiert. – Über das Itinerar des Elekten zwi­schen dem 30. November 1308 (Frankfurt am Main) und dem 6. Januar 1309 (Aachen) liegen keine ausdrücklichen Zeug­nis­se vor. Die Königslager-Beschreibung des Lütticher Notars aus der zweiten Hälfte des 14.Jh. gilt nicht als faktenschildernder Be­richt; Weirich, Über das Königslager (... 1939) S.214f. Die verblüffende 40-Tage-Frist mag aus den Daten für Kö­nigs­wahl und Königsweihe errechnet worden sein, auch wenn sie auf den ersten Blick eigentlich nur für »27. November bis 6. Ja­nuar« zu­trifft, nicht für die Zeitspanne seit dem Katharinentag (25. November), den Jean d’Outremeuse als Wahltag nennt; aber eini­ge Tage waren ja ohnehin für die Reise von Frankfurt am Main nach Aachen einzukalkulieren. Anderseits ward auch auf dem Weg nach Aachen die Zahl der Kurfürsten nicht um den Böhmenkönig vermehrt: »Balduin plus 6« der Gesta ent­spricht der Trierer Tendenz, die Einmütigkeit bei dem Erhebungsvorgang zur Einstimmigkeit hochzustilisieren. So bleibt Raum für Hypo­thesen, und die begannen anscheinend schon bei den Zeitgenossen: Ottokars Österreichische Reimchronik schil­dert, der Marschall von Pappenheim sei durch den Mainzer Erzbischof nach Luxemburg gesandt worden, um dem Elek­ten nicht nur die Nachricht von seiner Wahl [das war überflüssig!], sondern auch die kurfürstliche Aufforderung zu über­bringen, in Aa­chen die Weihe zu erlangen; Graf Heinrich habe geantwortet, er wolle nach Weihnachten zur Weihe nach Aachen reiten; so die Verse 95726-736, bes. 95728-31 (Zitat), 95795-801, bes. 95800f. (Zitat) bzw. 95828-31: Der Mainzer enphalch / von Pap­penheim dem marschalch, / er solde an der wîlen / gegen Lutzelburge îlen / [...]; zur Botschaft gehörte, daz er (= grâve Hein­rich von Lutzelburc Verse 95717f.) denn hinz Âche kæme / unde dâ die wîhe næme [...]. Heinrich ant­wor­tete, er wold ez alsô ahten, / daz er nâch wîchnahten / sîner wîhe nâch / wolt rîten hinze Âch; ed. von Seemüller, Bd.2 (1893) S.1242f. Dar­aus ist geschlossen worden, Heinrich sei vom Wahlort nach Luxemburg und erst von dort aus direkt nach Aachen gezogen; Volk, Von Grenzen ungestört (... 1999) S.266f. – insofern nicht völlig aus der Luft gegriffen, als die Weih­nachts­feier des Elekten am Main, am Rhein oder in Trier eigentlich historiographische Reaktionen erwarten läßt, anderseits sich das Auf­bie­ten eines heimischen Gefolges zur Aachenfahrt und auch die Mitnahme von Heinrichs Ehefrau Margarete von Bra­bant zur Herrscherweihe empfahl; Gräfin Margarete hat sich während der Verhandlungsmonate von Nivelles im Mai bis Rhens und Frankfurt am Main im November wohl in Luxemburg aufgehalten, um dort die Großgrafenherrschaft zu reprä­sen­tie­ren. Aller­dings legt »(die Kurfürsten) führten [...] Heinrich VII. als Römerkönig zum goldenen Reichssitz zu Aachen« der Gesta Bal­dewini einen Quasi-Abstecher nach Luxemburg nicht gerade nahe, schließt ihn aber auch nicht aus. – Daß Heinrich VII. und Margarete schon zu Weihnachten 1308 in Aachen sein wollten, suggeriert von Gundling,Geschichten und Thaten (1719) S.51. J.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 7, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-01-06_1_0_6_4_1_49_7
(Abgerufen am 28.03.2024).