Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

Sie sehen den Datensatz 43 von insgesamt 319.

Elekt Heinrich bestätigt und erneuert dem Trierer Erzbischof Balduin mit Zustimmung [auch] von Rudolf und Ludwig, Pfalzgrafen und Herzögen von Bayern, alle Privilegien, Rechte und Schen­kungen, die diesem, dessen Vorgängern und der Trierer Kirche von den verewigten Kai­sern und Königen (a divis imperatoribus et regibus), seinen Vorgängern, verliehen wor­den waren, und verspricht, ihn und seine Kirche in deren Besitz nicht zu beeinträchtigen.

Überlieferung/Literatur

Deperditum, erwähnt im Willebrief der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Baiern Rudolf und Ludwig vom 28. November 1308, Frankfurt: Abschriften aus dem 14.Jh. in den Balduineen LHA Koblenz, Bal­duineum I: Best. 1 C Nr.1, Nr.274; Balduineum II: Best. 1 C Nr.2, Nr.252; Balduineum III: Best. 1 C Nr.3, Nr.309; Bal­dui­neum IV (sog. Balduineum Kesselstatt): Best. 1 C Nr.3a, Nr.280: Nos Růdolphus et Ludowicus, co­mites Pa­la­tini seu .. duces Bawarie, notum facimus universis et publice profitemur, quod cum serenissimus do­mi­nus noster Henricus in regem Romanorum electus reverendo in Christo patro ac domino Baldewino, Dei gratia Trevirensis archiepiscopo, omnia privilegia, iura et donaciones a divis imperatoribus et regibus suis pre­de­cessoribus ipso et ecclesie Treverensi datas, collatas et concessas approbaverit et ratificaverit, innovaverit et con­firmaverit nobis­cum deliberatione prehabita diligenti, ipsumque et ecclesiam Treviren. in bonis dicte ecclesie Tre­viren. et in pos­sessione eorundem sicut sui predecessores hucusque possiderunt et habuerunt non inquietare, tur­bare et mo­le­stare promiserit suis litteris aut alias impedire. Ad ratihabicionem premissorum in predicti do­mi­ni nostri in Romanorum regem electi litteris plenius expressorum quatenus nostra interest nostrum adhibebimus et adhibe­mus consensum auctoritate presentium voluntarium et expressum, dantes eas in testimonium evidens predic­to­rum nostri sigilli munimine roboratas. Datum in Frankevort IIII kl. decembr. anno domini MO CCCO oc­ta­vo.Druck des Willebriefs: -. – Dessen Regesten: Koch/Wille, Pfalzgrafen am Rhein 1 (1894) Nr.1595; Mötsch, Die Balduineen (1980) Nr.334. – Ohne das Balduineum Kesselstatt verzeichnet bei Sprinkart,Kanz­lei der Pfalz­grafen (1986) S.501f. als Nr.895.

Kommentar

Chronologisch liefert der kurpfälzische Willebrief lediglich den Terminus ante quem; entsprechend kann das Diplom schon am Wahltag ausgestellt worden sein. Dem steht nicht entgegen, daß gleichdatierte Willebriefe vom Tag der Diplomaus­stel­lung bekannt sind, beispielsweise für die Pfalzgrafen und Baiernherzöge vom 28. November 1308, unten die nächste Nr.; denn in anderen Fällen datieren Willebriefe durchaus vom Folgetag, ggf. auch Wochen später, z.B. für die Habsburger-Be­leh­nung des 17. September 1309 vom 18. des Monats bzw. vom 10. Oktober 1309; MGH Const. 4 I (1906) S.277f. und 280f. Nrn.316 bzw. 321f. Entsprechend empfiehlt es sich, mit dem Deperditum für des neuen Königs wahl­aktiven Bruder die Serie der Diplome Heinrichs VII. zu beginnen. – Den Charakter von Willebriefen erläutern zusam­men­fassend Mohrmann, Lauen­burg oder Wittenberg? (1975) S.20f. und Ernst Schubert in: Lex. des MA. 9 (1998) Sp.207. – Die der Bischofserhebung analoge Unterscheidung von electus und confirmatus spricht an Schubert, Königswahl und Königtum (...1977) S.271f.

Konnte Heinrich VII. noch in der Frankfurter Königspfalz unterkommen oder schlief er bei reichen Bürgern oder in einem von Frankfurts Ordenshäusern? Die Nutzung der Dominikanerkirche für die Altarsetzung von 1308 XI 27 (oben Re­gest ao) ist gelegentlich damit erklärt wor­den, daß die Nachfolgerin der Pfalzkapelle, die Bartholomäus-Kirche – vielleicht wegen »umfangreicher Bauarbeiten«; Koch, Dominikanerkloster (1892) S.82 und Schalles-Fischer, Pfalz Frankfurt (1969) S.205 [Zitat] – nicht benutzbar ge­we­sen sei; Michael Gockel/Fred Schwind in: Deutsche Königspfalzen 1 IV (1996) S.443. Dies auch für den Saalhof, also die stau­fische Pfalz in Frankfurt, anzunehmen, ist angesichts der häufigen Frankfurt-Aufent­halte seit König Adolf kaum nahe­liegend, zumal Verlehnung des Saalhofs zunächst nur für 1282, also durch den Frankfurt nur zweimal aufsuchenden König Rudolf I., vermutet wird; Elsbeth Orth, ebd. 1 II (1985) S.178 sowie Liste der Frankfurt-Auf­enthalte bei Gockel/Schwind a.a.O. S.426-438: Von 121 Königsbesuchen (einschließlich der Erhebungshandlungen) der Jahre 1262-1410 entfallen allein 11 auf König Adolf (1292-1298) und 13 auf König Albrecht I. (1298-1308), und dieser ver­weil­te hier zuletzt vier Wochen lang – wahrscheinlich mit dem Saalhof als Residenz wie dann wohl auch sein Nachfolger Hein­rich VII. Daß 1317 »die aula regia zu den Reichslehen des damaligen Landvogtes der Wetterau Eberhard von Breuberg [...] gehörte«, wird infolge mög­licher Gleichbelehnung schon von Eberhards Vater Gerlach als Indiz dafür gewertet, daß das Königtum »die unmittelbare Ver­fü­gungsgewalt über den Saalhof [...] wohl noch vor Ausgang des 13. Jhs. aufgegeben« hat; so ebd. S.423 [Zitate] und Schal­les-Fi­scher a.a.O. S.205 und 491f. Ob dies angesichts der verhältnismäßig starken Stellung des Frankfurter Reichs­schult­heißen, der hier in Königsabwesenheit residierte (Gockel/Schwind a.a.O. S.395-398 und 423), wirklich wahr­schein­lich ist, steht dahin; auf jeden Fall wird durch die Möglichkeit (vorübergehender?) Verlehnung nicht aus­ge­schlossen, daß die Pfalz »auch jetzt noch bei einem Aufenthalt des Königs der geeignete Mittelpunkt der Hofhaltung war«; Schwind, Land­vogtei in der Wetterau (1972) S.126.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 1, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1308-11-27_3_0_6_4_1_43_1
(Abgerufen am 28.03.2024).