RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1
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Herzog Albrecht von Sachsen, Engern und Westfalen (Albertus, Dei gratia dux Saxonie, Angarie et Westphalie) verspricht angesichts der derzeitigen Vakanz des Königreichs der Römer durch den Tod des Römerkönigs Albrecht [I.] ruhmvollen Angedenkens (vacante hiis diebus regno Romanorum ex morte inclite memorie domini Alberti Romanorum regis), bei der Wahl des künftigen Römerkönigs für sich und seinen Bruder Fürst Johann, der ihn für diese Wahl durch Offenen Brief (per suas patentes litteras) bevollmächtigt hat, mit dem Kölner Erzbischof Heinrich als Mann seines besonderen Vertrauens ohne Widerruf zu stimmen. – Siegel des Ausstellers angekündigt. – Universis presentes litteras visuris et audituris nos Albertus.
- Originaldatierung:
- datum die dominica post festum beati Petri ad vincula
Überlieferung/Literatur
Überlieferung: Original (Pergament, leicht beschädigtes Herzogssiegel an Pergamentstreifen) Düsseldorf, HStA, Kurköln U.216 (früher Köln Domstift Nr.459). Daraus alle Drucke: Kindlinger,Sammlung merkwürdiger Nachrichten (1806) S.35f.; Bodmann,Codex epistolaris Rudolfi (1906) S.320 Nr.12; Lacomblet,UB für den Niederrhein 3 (1853) S.48 Nr.65; *MGH Const. 4 I (1906) S.216 Nr.252. – Regesten: Böhmer,Regesten 1246-1313 (1844) S.375 Nr.272; Thomas,Zur Königswahl (1875) Nr.15; Wauters,Table chronologique 8 (1892) S.305; Kisky,Erzbischöfe von Köln 4 (1915) Nr.339.
Kommentar
Albrecht III. von Sachsen-Lauenburg († am 1. November 1308) scheint gegenüber seinem Vollbruder Johann II. (1286-1322) keineswegs im Hintergrund geblieben zu sein, obgleich er naturgemäß die altersbedingte Reihung der Brüder in der Kurkölner Urkunde vom selben Tag aus Lechenich (siehe das vorige Regest) zu akzeptieren hatte. Es war eben der jüngere Bruder gewesen, der anscheinend 1302 die brandenburgische Askanierin Margarete, seit 1296 Witwe König Przemysławs II. von Großpolen, geheiratet hatte; unten Regest ae, Kommentar. Obgleich Margarete erst 1315 starb, wurde sie wie ihr zweiter Ehemann im Ratzeburger Dom bestattet; von Notz, Kapellen und Totengrüfte (...1929) S.59 und Steffen, Barock im Ratzeburger Dom (1997) S.20. Das spricht dafür, daß sie nach dem Tod Albrechts III. nicht nach Brandenburg zurückgekehrt ist, also weiter im Lauenburgischen Hof hielt: wahrscheinlich in Ratzeburg selbst; denn Schloß Ratzeburg stand an der Spitze ihres Leibgedinges, und aus Ratzeburg datiert auch eine Urkunde, mit der die Herzogswitwe einen Zehntverkauf ihres Vogts Otto Holste an Kloster Reinbek bestätigte, während ihr Schwager Herzog Erich I. zu ihren Lebzeiten Ratzeburg mied und vornehmlich in Lauenburg urkundete; Hasse, Schleswig-Holstein-Lauenburgische Urkunden 3 (1896) S.160 und 136f. Nrn.306 und 260 von 1314 XII 20 und 1313 I 20 bzw. S.102f., 109f., 118 u.s.f. Nrn.195, 206, 219 u.ö. von 1309 II 12 und IX sowie 1310 VII 22, in Ratzeburg erst 1318 X 22 laut ebd. S.200f. Nr.371. Entsprechend kann die Einordnung Ratzeburgs als sachsen-lauenburgische Nebenresidenz der Periode 1295/96 bis 1619 (Hauptresidenz: Lauenburg) hin zur zeitweisen Witwenresidenz konkretisiert werden, was bei Helmut Assing in: Höfe-und-Residenzen-Handbuch 2 (2003) S.321 § I und S.402 § ~ zu ergänzen ist. Daß hiermit ebensowenig wie mit dem Wunsch nach der sächsischen Kurwürde die lauenburgischen Ressourcen überfordert wurden, dürfte mit Holzausfuhr und Transithandel zusammenhängen: Die großen Hansestädte einschließlich der holzverschlingenden Siedesalz-Monopolistin Lüneburg versorgten sich auch aus den lauenburgischen Eichenwäldern; Karlheinz Blaschke in: Lex. des MA. 7 (1995) Sp.1235, zu vgl. mit Harms/Wohlfahrt, Alte Salzstraße (1989) S.34 Sp.2 und Kirschbaum, Lüneburg spätmittelalterliche Großstadt (2000) S.7f. und 11f. Die Alte Salzstraße von Lüneburg nach Lübeck, die sonst durchweg Städte mied, wurde nicht nur im lauenburgischen Artlenburg kräftig mit Zoll und Fährgeld belegt, sondern auch im lauenburgischen Mölln einträglich genutzt, und zwar nicht nur für die Salzfracht, deren Prahme auf der Stecknitz schon seit 1237 bezeugt sind; denn in Gegenrichtung trugen die Verkehrswege durch Sachsen-Lauenburg den gesamten Lübeck-Handel »mit dem deutschen Westen und Süden«. Tatsächlich ist auch die Wirtschaft der Landhandelsstadt in der Wegespinne Mitträger der Mölln-Bergedorfer Linie der Lauenburger geworden, die mit Johann II. begann; Hasse a.a.O. 2 (1888) Nr.545 von 1278 (Zollherrschaft auch in Artlenburg und Mölln); Schleswig-Holsteinische Regesten und Urkunden 4 (1924) S.38, 158 und 463 Nrn.46, 243 und 1067 von 1342 (oppidum mit consulibus), 1346 (herzogliches passagium) bzw. 1364 (Herzöge-Aufenthalt in Artlenburg); Harms/Wohlfahrt a.a.O. S.41 Sp.2, S.78f. und S.81 Sp.2 [Zitat] sowie Kurt Langenheim in: Handbuch hist. Stätten »Schleswig-Holstein und Hamburg« (1958) S.141f., hier = (31976) S.182f., und Hoffmann, Spätmittelalter (1990) S.346, wo S.346f. jedoch die schmale Lauenburger Machtgrundlage betont wird ähnlich wie bei Krammer, Laienkurrecht (...1914) S.458 und Hans-Georg Krause in: Bl.dt.LG. 112 (1976) S.652 [Buchbesprechung Mohrmann (1975)]. – Die merkwürdig schwache Position der Lauenburger in diesem Wahlbündnis – nicht einmal Konsultation der Bündner untereinander wird unterstellt, sondern bedingungsloser Anschluß an den Kölner – dürfte damit zusammenhängen, daß die Lauenburger angesichts der Konkurrenz um die Kurwürde mit ihren »Vettern« in Sachsen-Wittenberg schon als Plus verbuchten, daß der Kölner Erzbischof ihre Kurwürde laut dieser Urkunde ohne Einschränkung anzuerkennen schien. Vgl. dazu die bloße Akzeptierung der Lauenburger »Beteuerung« ihres Kurrechts in Erzbischof Heinrichs II. Quasi-Notariatsurkunde vom selben Tag aus Lechenich: das vorige Regest. – Natürlich datieren die vorliegenden Vereinbarungen nicht »fünf Tage« nach dem Wahlbündnis vom 29. Juli 1308 (oben Regest x), wie Seng,Heinrich II. von Virneburg (1977) S.22 schreibt. J.
Nachträge
Empfohlene Zitierweise
RI VI,4,1 n. z, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1308-08-04_2_0_6_4_1_26_z
(Abgerufen am 19.04.2024).