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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Heinrich [VII.], Graf von Luxemburg und Laroche sowie Markgraf von Arel, verbündet sich mit Herzog Johann von [Nieder-]Lothringen, Brabant und Limburg; Graf Wilhelm von Henne­gau, Holland und Seeland sowie Herrn von Friesland; Johann von Flandern als Grafen von Namür; Graf Gerhard [V.] von Jülich und Graf Arnold von Looz und Chiny (Jehans, par le gras­ce de Diu dus de Lothr. [Lesart Lothier], de Brebant [Braybant] et de Lembourch [Lem­bourc], Guillaumes par celle meisme grace cuens de Haynnau, de Hollande, de Zelande et sires de Frize, Henris cuens de Luxembourch [Lussembourc] et de la Roche et marchis d'Er­lons, Jehans de Flandres cuens de Namur, Gerars cuens de Juler [Iulers] e Arnous [Ernoulz] cuens de Lous [Los] et de Chyni [Chinni]) auf (§ 6) Lebenszeit, aber [1] nicht gegen die Kö­ni­ge von Deutschland und von Frankreich als ihre Lehnsherrn. Bei Konflikten unter­ein­an­der soll der Schuldige überzeugt und gegebenenfalls durch alle anderen zum Einlenken ge­bracht wer­den. [2] Dasselbe gilt für Lehnsleute der Vertragspartner untereinander oder mit den Part­nern. [3] Als Kriegshilfe stellen der Herzog von Brabant und der Graf vom Henne­gau je 100 Gepanzerte (cent armures de fier), die Grafen von Luxemburg und von Namür je 50 sowie die­jenigen von Jülich und Looz je 40. Die Truppen, die durch Brabant und Henne­gau von den Part­nern angefordert werden, leben bis zu ihrer Ankunft in jenen Ländern auf eigene Kosten, da­nach durch die Unterstützten. Im Umkehrfall gilt Analoges, es sei denn, der Graf vom Hen­ne­gau kommt dem Grafen von Jülich mit mehr als 150 Gepanzerten zu Hilfe. Auch für die Trup­pen des Herzogs von Brabant und diejenigen des Grafen vom Hennegau gilt An­marsch auf eigene Kosten. [4] Analoges leisten die Grafen von Luxemburg, von Namür, von Jülich und von Looz bei Hilfe untereinander. Keiner von ihnen beginnt einen Krieg, bevor er die Grün­de nicht den Partnern dargelegt und ihren Rat erhalten hat, es sei denn, es geht ums je­wei­lige eigene Erbe. Von gemeinsamer Gegnerschaft ausgenommen bleiben je­wei­lige Lehns­her­ren: Durch Graf Johann von Namür der Graf von Flandern, [5] durch den Her­zog und die Grafen vom Hennegau und von Namür der Bischof Wido von Utrecht als On­kel und Bruder, durch den Grafen von Luxemburg der Erzbischof von Trier als sein Bruder. Der Graf vom Henne­gau wird den Bischof Wido von Utrecht, der Graf von Luxemburg den Erzbischof von Köln sogar gegen die Vertragspartner unterstützen, wenn es um das Erbgut (hyretage) bzw. die Verteidigung ihres Landes (sa terre a defendre) geht. [6] Das Bündnis bleibt auch bei Ab­le­ben eines Partners in Kraft. – [A] tous ceaus, qui ces presentes lettres verront et oront, Je­hans, par le grasce de Diu dus.

Originaldatierung:
a Nivelle l'an de grace mil troiscens et wijt, le onsime jour dou mois de Mai

Überlieferung/Literatur

Drucke: Ficker, Überreste (...1854) S.196-198 Nr.36 aus zeitgenössischer Abschrift in Kaiser Heinrichs VII. Re­gistratur zu Pisa (B1) = ders., Überreste (1855) S.60-66 Nr.36; *MGH Const. 4 I (1906) S.200-202 Nr.237 aus B1 und aus hennegauischer Chartularüberlieferung nach Druck, beruhend auf Chartular III in Lille, AD, B 1584, Nr.18 (C); gleichzeitige Rückschrift auf B1: Cest li transcript dele alloiiance, que on doit donner a chancelier le [!] roi des Romains. – Wampach, UQB 7 (1949) S.231-236 Nr.1173 aus MGH nach Konsultation von C und einer hennegauischen Einzelabschrift in Brüssel, inzwischen in Mons, Archives de l'État, Trésorie des chartes Nr.394 (B2). – Regest: Wampacha.a.O Nr.1173 zum Text.

Kommentar

Knapp besprochen bei Jäschke, Europa um 1300 (1999) S.101, wo zu wenig berücksichtigt ist, daß der Ausstellungs- und des­halb wohl auch Versammlungsort Nivelles nicht nur zu Brabants führenden Städten gehörte, sondern auch als Hauptort des wal­lonischen Teils des Herzogtums fungierte. So zählte Nivelles schon seit Ende des 12. Jahrhunderts zu Brabants bonnes villes, obgleich das ansehnlich besetzte adlige Damenstift am Ort – gerechnet wird mit bis zu 40 Damen und 30 Chor­her­ren im Spätmittelalter; Ursula Vones-Liebenstein in: LThK 7 (31998) Sp.883, auch zum Folgenden zu vgl. – hartnäckig auf alten Rechten bestand, bis zum Ende des Ancien Régime die Rechtsfiktion des Abteifürstentums mit Prärogative der Fürstin von Nivelles aufrechterhielt und sich auch bei Streitigkeiten mit Stadtbürgern zu behaupten wußte, die ihrerseits den her­zog­li­chen Amtsträgern vor allem als Abgabenlieferanten dienten; vgl. Jean-Jacques Hoebanx in: Communes de Belgique 2 (1980) S.1099 Sp.1 mit Georges Despyin: Lex. des MA. 6 (1993) Sp.1203, wo auf dess. Recherches sur les tarifs de ton­lieux dans le duché de Brabant au XIIIe siècle (1988) verwiesen wird. Da vom Damenstift in diesem und dem nächsten Stück nichts verlautet, dürfte Heinrichs VII. Schwager Herzog Johann II. von Brabant (1294-1317, * 1275) Gastgeber gewesen sein – gleichsam als Herr der Zölle. – Gegen ältere Forschungen betont Roscheck, Französische Kandidaturen (1984) S.73 den Willen zur friedlichen Konfliktregelung, der hinter dem Bünd­nis gestanden habe. – Die luxemburgisch-kurkölnische Aus­nah­me­regelung (§ 5) verdient Beachtung als Angebot Hein­richs VII. an jenen Heinrich II. von Virneburg, der zu Anfang seiner Kar­riere bei Worringen 1288 auf der Gegenseite ge­stan­den hatte; oben Regest b. Noch zu Anfang von des Virneburgers Erzbi­schofszeit hatte »der Graf von Luxemburg« (le conte de Luscenbor) zu denjenigen gehört, gegen die sich der neue Erzbi­schof mit dem Lütticher Bischof Theobald von Bar ver­bün­det hatte. Als beider Gegner galten auch der Herzog von Brabant so­wie die Grafen von Jülich, von Flandern, von Namür und von Looz und »alle anderen« (tous autres), von denen die beiden Kir­chenfürsten lediglich den Papst und den »König von Deutschland« (le roi Dalemagne) ausgenommen hatten; Lacomblet,UB Niederrhein 3 (1853) S.32f. Nr.45 von 1306 VII 12 aus Prüm, dazu Schleidgen,Lacomblet-Nachweis (1981) S.100, wodurch Angaben bei Kisky,Erzbischöfe von Köln (1915) Nr.172 und Wampach,UQB 7 (1949) Nr.1066 aktualisiert wer­den. J.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. o, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1308-05-11_1_0_6_4_1_15_o
(Abgerufen am 28.03.2024).