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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Graf Heinrich [VII.] von Luxemburg, der spätere Kaiser, ist einer der hohen Gäste bei der Krö­nung des englischen Königspaars Eduard II. und Isabella [von Frankreich] am Sonntag Esto­mihi.

Originaldatierung:
apud Westmonasterium die dominica in quinquagesima, scilicet XXVO die Februarii

Überlieferung/Literatur

Erwähnungen: 1) [...] et apud Westmonasterium die dominica in quinquagesima, scilicet XXVO die Februarii, tam ipse quam ipsa regina fuerunt coronati per episcopum Wyntoniensem Henricum ex commissione domini Rober­ti archiepiscopi Cantvariensis. Et dictae coronationi interfuerunt Karolus, frater reginae, qui postea fuit rex Franciae, dux Britanniae, H(enricus) comes Luceburgiae, qui postea fuit imperator, et Petrus de Gavestone [...]. Item Lodowycus, frater regis Franciae, fuit ibidem; Adae Murimuth Continuatio chronicarum, ed. von Thomp­son (...1889) S.12. – 2) […] rex Edwardus [...] VII. kalendas Marcii (= 23. Februar 1308), regiam por­tans coro­nam, cum regina coronata apud Westmonasterium dominicam in Quinquagesima (Estomihi 1308 = 25. Februar) solemnizavit. […] Predicte coronacioni affuerunt Karolus frater regine, futurus rex Francie, item Ka­ro­lus de Va­loys frater regis Francie et pater Philippi, primi intrusoris regni Francorum, et dux Britannie; item Hen­ricus comes Luceburgie, postea imperator. Set Petrus de Gavestone […]; Chronicon Galfridi le Baker de Swyne­broke, ed. von dems. (1889) S.3f. – 3) […] VIIO kalendas Martii (= 23. Februar) Isabella coronata est West­monasterii. […] Reginae coronationi interfuerunt Carolus de Valois, frater regis Franciae et pater Philippi primi intrusoris, et dux Britanniae, Henricus comes Lucenburghe, postea imperator. Sed cultu facile omnes ex­cel­luit et ornamen­tis Petrus (sc. de Gaveston); Vita et mors Edwardi Secundi regis Angliae, conscripta a Thoma de la Moore, ed. von Stubbs (...1883) S.297.

Kommentar

Estomihi (dominica quinquagesime o.ä.) fiel im Schaltjahr 1308 tatsächlich auf den 25. Februar; die Datierung bei Galfrid und in der von dessen Chronik abhängigen Vita hätte also nach klassischer Kalenderzählung bis VIo kal. Martii lauten müssen. Galfrid und Vita datieren übrigens unmittelbar vorangehend auch die Königshochzeit zu Boulogne vom wohl 25. Ja­nuar und die England-Ankunft des Paars vom 8. Februar auf [Sonntag (!),] den 28. Januar bzw. den 5. Februar 1308, also ab­wei­chend von modernen Forschungsergebnissen, wie sie festgehalten sind bei McKisack, Fourteenth Century (1959) S.4f. oder Eli­zabeth A. R. Brown in: Speculum 63 (1988) S.575 und ebd. 64 (1989) S.373 sowie Handbook of British Chronology (31986) S.39. Tatsächlich gilt denn auch beispielsweise Galfrid als »careless in his dates«; Thompsons Chronicon-Edition S.180 z.St.

Heinrich VII. kann Ende Februar 1308 nicht in England gewesen sein, weil er noch am 20. Februar in der päpstlichen Kam­mer zu Poitiers persönlich für Servitien gebürgt hat, die sein Bruder Balduin, Erzbischof-Elekt von Trier, für seine neue Wür­de am Papsthof zu entrichten hatte; Wampach, UQB 7 (1949) S.199f. Nr.1140, siehe das vorige Regest. – Mehrere päpst­li­che Gratialsachen vom 27. Februar 1308 aus Poitiers für das Luxemburger Grafenpaar machen es wahrscheinlich, wenn auch nicht zwingend notwendig, daß Heinrich VII. damals ebenfalls noch an der Kurie weilte; unter dem 1. März wur­de Gräfin Mar­garete allein privilegiert, aber für den 10. und 11. März 1308 ist wieder wahrscheinlich, daß auch Graf Hein­rich VII. bei den kirchlichen Weihen seines Bruders Balduin in Poitiers dabeiwar; ebd. S.200-204 Nrn. 1141-1144 und 1146. Der spätere rö­misch-deutsche König war somit keineswegs Zeuge jener Verhandlungen, in denen Englands Barone ihrem neuen König »in [gleichsam] letzter Stunde« einen erweiterten Königseid abnötigten; dieser ging »weit über den nun bereits seit drei­hun­dert Jahren gültigen hinaus« und setzte den neuen Herrscher der Gefahr aus, »ganz von der Gesetzgebung des Par­laments [– in der Eidesformel vulgus –] abhängig zu werden«; Schramm, Geschichte des englischen Königtums (1937) S.80 und 204-207 sowie ders., Gesammelte Aufsätze 4 I (1970) S.239.

Ähnlich unmißverständlich Vaticinium post eventum ist die Unterstellung, König Albrecht I. habe auf Reisen mit dem ihm vertrauten Adligen, Rechtsgelehrten und inzwischen Zisterziensermönch Lupold von Weiltingen aus Heilsbronn für den Fall seines [plötzlichen] Todes als seinen Nachfolger im Königtum den Grafen Heinrich [VII.] von Luxemburg bezeichnet, da dieser über [entsprechende] Freunde und Seelenstärke verfüge: Nobilis eciam vir L~poldus de Weltingen, dominus legum, ca­nonicus Herbipolensis, postea monachus Halsprunensis, regi Alberto intimus, retulit, regem, dum simul pergerent, sepius edi­xisse, Heinricum comitem, si eum de medio tolli contingeret, sibi in regno propter amicos et virtutem animi successurum; Jo­hann von Viktring, Liber certarum historiarum IV 5 der Fassung A, ed. von Fedor Schneider,Bd.2 (1910) S.10f. Hier nach Schilderung von Königserhebung und Regierungsantritt Heinrichs VII. an die Tröstung der Albrecht-Söhne durch ihre Mutter und Königin Elisabeth wie eine zusätzliche Begründung angefügt, ist die Nachricht in einer jüngeren Fassung des Liber certarum historiarum wie eine Nachfolgeregelung noch vor den Bericht über die luxemburgische Königserhebung vor­ge­zogen, noch stärker auf den Weiltinger als königsnahen Informanten und auf dessen seinerzeitige Würde als Würzburger Ka­noniker zugeschnitten sowie direkt an die Einführung des Luxemburgers als eines im [ganzen] Reich berühmten Grafen an­geschlossen: Cuius (= des luxemburgischen Grafen Heinrich) Albertus rex adhuc vivens, sicut audivimus a Leupoldo de Wel­tingen, canonico Herbipolensi, domino legum, monacho postea Heilprunnensi, qui suorum secretorum auricularius ex­ti­tit, sepius memoriam habebat et de succesione eius in regno, si ipse subduceretur, crebrius revolvebat; Kap.1 von Buch IV der Fassungen B, D und A2, bei SchneiderS.31, aber so nur in B2; denn während der Weiterarbeit hat Johann von Viktring die Episode verkürzt und schließlich ganz gestrichen. Was wie eine Verstärkung der luxemburgischen Königslegitimation wirkte, ist als dann doch eher minderbezeugtes Faktum ausgeschieden worden – nach Kamptner,Zeitgeschichte (...1997) S.55f. infolge des Autors Bemühen nicht nur um Verknappung, sondern auch um erhöhte Objektivität und »ausschließlich an Fakten orientierte Geschichtsschreibung« zu Lasten des Anekdotenhaften. Im Unterschied zu Böhmer,Heinrich VII. (...1844) S.252 wird man in Johann von Viktrings Mitteilung also nicht »eine [...] gut verbürgte nachricht« sehen können, zu­mal dieser Zisterzienserabt, obgleich seit 1312 in diesem Amt, anscheinend erst seit 1340 schrieb; Schneidera.a.O. Bd.1 (1909) S.V und VIII. J.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. n, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1308-02-25_1_0_6_4_1_14_n
(Abgerufen am 28.03.2024).