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RI V Jüngere Staufer (1198-1272) - RI V,1,1

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(apud Franckenfurth) nimmt die burg (burgum) Bern in Burgund, welche Bertold herzog von Zähringen mit aller freiheit wie Conrad Freiburg erbaut, und mit bestätigung kaiser Heinrichs VI und der einwilligung der fürsten mit cölner stadtrecht begabt hat, nebst deren ietzigen und künftigen bürgern unter seine und des römischen reichs herrschaft und beschirmung, macht dieselben frei von ieder dienstlichen leistung ausser dass iede hofstätte von hundert fuss länge und sechzig fuss breite iährlich zwölf denare grundsteuer an das reich zu zahlen hat, und bestätigt denselben in einer sehr umfassenden und höchst merkwürdigen urkunde ihre rechte und freiheiten. Presentibus et annuentibus corone nostris principibus, videlicet ... dei gratia Mettensi et Spirensi episcopo cancellario nostro, ... eadem gratia Babenbergensi episcopo, Lodewico de Oetingen, Gothfrido de Hohenlon, Anselmo de Justingen consiliario curie nostre, magistro Chunrado de Ulma notario nostro, Eberhardo de Wintersteten pincerna, Chunrado de Walpurch dapifero, ... de Papenheim marescalco nostro. Mit goldbulle. Schöpflin Hist. ZarBad. 5,146. Schreiber Urkb. von Freiburg 1,26‒42. Huill. 1,541. Walter Versuch zur Erläuterung des vaterländ. Rechts 134. König Beitr. zur Bernischen Rechtsgesch. 1,4. Gaupp Deutsche Stadtrechte 2,44. Zeerleder Urkk. von Bern 1,182. Fontes rer. Bern. 2,2. ‒ Mit 1218, ind 6. Mir lag auf der hiesigen stadtbibliothek das treffliche facsimile in steindruck vor, welches dessen verfertiger Matile dorthin geschenkt hat. Schon die mitgetheilte stelle zeigt, dass das original wenn auch acht doch nicht in der gewöhnlichen schreibart der damaligen reichscanzlei abgefasst ist. [Die unechtheit dürfte keinem zweifel unterliegen; die fälschung wird in den ersten zeiten könig Rudolfs geschehen sein. Vgl. Wattenwyl Gesch. der Stadt u. Landsch. Bern 1,353. Fontes rer. Bern. 2,2. Für die zeugenreihe mag irgendwelche echte vorlage benutzt und willkürlich umgestaltet sein. Der truchsess Conrad dürfte sich aus einem missverstehen der sigle E. ergeben haben; vgl. Wiener Sitzungsber. 39,480. Gottfrid von Hohenlohe ist vor 1223 nie zeuge einer königsurk. Eberhard von Winterstetten ist vor 1223 als schenk nicht nachzuweisen. Der marschall Heinrich kommt in dieser zeit selten vor und nennt sich dann von Kalentin, erst später wieder von Pappenheim. Die zeugenreihe entspricht iedenfalls der datirung nicht. Danach muss es mindestens sehr zweifelhaft erscheinen, ob wenigstens ort und zeitangaben gemeinsam einer echten vorlage entnommen sind, wenn auch das bekannte itinerar nicht dagegen spricht]

 

Verbesserungen und Zusätze:

Facs. der handfeste für Bern in der Festschrift zur VII Säcularfeier der Gründung Berns (1891). Daselbst tritt A. Zeerleder gegen v. Wattenwyl für die echtheit des ganzen inhalts der angeblich von Friedrich II gegebenen urk. ein, ebenso Hidber, der die ansicht vertritt, dass das vorliegende stück eine zur bestätigung durch Karl IV 1365 gefertigte copie des echten, aber damals beschädigten originals sei. Die anstösse der zeugenreihe werden dabei nicht berücksichtigt. — Vgl. auch Huber Die histor. Grundlage des ehelichen Güterrechts der Berner Handfeste. Basel 1884. 4.

Verbesserungen und Zusätze (1983):

Fälschung auf der Grundlage eines echten, mit einer Goldbulle besiegelten Deperditums Friedrichs II. von 1218 IV. 15 unter Heranziehung des Freiburger Stadtrodels, der Urk. Herzogs Konrad von Zähringen (erweiterte Form im Tennenbacher Urbar) und weiterer Aufzeichnungen Berner Rechts für den Großteil des Textes und unter Zuhilfenahme weiterer Diplome Friedrichs II., Heinrichs (VII.) und Konrads IV. für die Zeugenliste, geschrieben zwischen 1249--1255 von einem Mönch des Klosters Frienisberg. Angebliches Or. mit echter Goldbulle in Bern, StA., Fach Bern-Freiheiten. Beschreibung: Philippi 74 -- die unten genannten Werke von Strahm und Heinemeyer. Druck: F. E. Welti, Die Rechtsquellen des Kantons Bern. I. Teil. Stadtrechte. I. Bd. Das Stadtrecht von Bern. Arau 1902. 1 (1218--1539), 1--24 mit ältester deutscher Übers. (Anfang 14. Jh.) -- 2. Aufl. dieser Veröffentl. bearb. von H. Rennefahrt und H. Specker, 1971. S. 39--60 -- Keutgen, Urkunden zur städtischen Verfassungsgeschichte. 1901 (Neudruck 1965). 1,126 Nr. 134 -- Strahm, Die Berner Handfeste. S. 152--181 mit moderner deutscher Übers. und Abb. Taf. I und II. Zur Kritik: F.E. Welti, Das Stadtrecht von Bern S. XIX ff. -- Ulr. Stutz, Besprechung in ZRG Germ. Abt. 23 (1902), 349 ff. -- H. Rennefahrt, Freiheiten für Bern aus der Zeit Friedrichs II. (1218--1250/54), in: Zs. für schweizerisches Recht NF. 46 (1927), 413 ff. -- H. Rennefahrt, Die Entstehung der Berner Handfeste, in: Berner Zs. für Geschichte und Heimatkunde. 1941, 205 ff. -- O. Homburger, Das Goldene Siegel Friedrichs II. an der Berner Handfeste, in: Berner Zs. etc. 1941, 220 ff. -- H. Rennefahrt, Zähringer Stadtrecht in der Berner Handfeste, in: Archiv des Histor. Vereins des Kantons Bern 39 (1948), 291 ff. -- Strahm, Die Berner Handfeste. 1953. -- H. Rennefahrt, Um die Echtheit der Berner Handfeste, in: Zs. für Schweizer Geschichte 4 (1954), 177 f. -- Strahm, Um die „Fälschung" der Berner Handfeste, in: Zs. für Schweizer Geschichte 4 (1954), 478 ff. -- H. Rennefahrt, Nochmals um die Echtheit der Berner Handfeste, in: Zs. für Schweizer Geschichte 6 (1956), 145 ff. mit Nachwort von Hs. Strahm S. 175 f. -- P. Zinsmaier, Zur Kritik der Berner Handfeste, in: ZGO 111 (1963), 95 ff. -- W. Schlesinger, Das älteste Freiburger Stadtrecht. Überlieferung und Inhalt., in: ZRG, Germ. Abt. 83 (1966), 64 ff., bes. S. 94 ff. -- W. Heinemeyer, Die Berner Handfeste, in: Archiv für Diplomatik 16 (1970), 214 ff. (umfassender und gründlicher Nachweis der Unechtheit) -- Das Stadtrecht von Bern I und II, 2. Aufl. Bearbeitet und hg. von H. Rennefahrt unter Mitarbeit von H. Specker. 1971. S. 35 ff. Weitere Lit. ebda. S. 689 (J. Brülisauer). Die hier angekündigte Studie von H. Strahm, Ulrich von Bollingen, der Verfasser und Schreiber der Berner Handfeste, ist gedruckt in: Historische Forschungen für Walter Schlesinger, hg. von Helmut Beumann (Köln-Wien 1974) (Nachweis der angeblichen Echtheit auf willkürlicher Zuweisung der Schrift zu Ulrich von Bollingen und Notar Alduin beruhend verfehlt und völlig wertlos). Zu dem genannten Notar (FD) s. Zinsmaier, Urk. Phil. S. 40 ff. und W. Heinemeyer, Ulrich von Bollingen -- Weder Verfasser noch Schreiber der Berner Handfeste, in: Archiv für Diplomatik 24 (1978), 381--407.

Nachträge

Nachträge (1)

Nachtrag von Suse Andresen, eingereicht am 10.04.2018.

Auf die Neuuntersuchung der Siegelschnur im Jahr 2016 an der ETH Zürich und ihre Datierung zwischen 1222 und 1266 macht Regula Schmid aufmerksam in: Regula Schmid, Die Berner Handfeste von 1218. Eine Fälschung schafft Wissen, in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Bd. 80, Heft 1, 2018, S. 44-47.

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Empfohlene Zitierweise

RI V,1,1 n. 935, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1218-04-15_2_0_5_1_1_1574_935
(Abgerufen am 25.04.2024).