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RI V Jüngere Staufer (1198-1272) - RI V,1,1

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Königswahl auf einer fürstenversammlung in Thüringen von Philipp ungern angenommen nachdem er die unmöglichkeit einsah seinem neffen das reich zu erhalten. Ueber den tag sagt Philipp selbst, der es doch wohl wissen musste und den wir uns als anwesend denken dürfen, in seinem brief an den pabst vom iuni 1206 in Inn. Epp. ed. Bal. 1,746: nos in Romanorum regem eligi permisimus et consensimus in ea feria sexta qua canitur Fac mecum domine signum in bonum, also am freitag vor Lätare d. i. am 6 märz. Dagegen geben alle andern zeugnisse einstimmig den sonntag Lätare oder den 8 märz, nämlich Contin. Weing. Honorii 479 (dominica mediae quadragesimae, während das dominica quadragesime bei Hess 72 allerdings auf den 15 feb. führen würde), Chron. Sampetr. (media quadragesima, was auch sonst überwiegend Lätare selbst, nicht den mittwoch vorher bezeichnet), Braunschweig. Reimchr. v. 1827 und Ann. Einsidl. mai. [Die lösung wird mit Winkelmann Ph. 501 dahin zu suchen seien, dass auf den 6 märz die thatsächlich entscheidende vorwahl und annahme durch den herzog, auf den 8 märz die feierliche wahlhandlung zu setzen ist. Dann erklären sich auch leichter] die abweichenden angaben über den ort. Erfurt nennen die Ann. Colon., in campis Erpisfordie Chron. Montis Ser. und Schöppenchr., Ichtershausen (südwestlich von Erfurt, nahe bei Arnstadt) Chron. Sampetr., Arnstadt Gesta ep. Halberst. 113, Nordhausen als ersten und Arnsperch (lies Arnstadt) als zweiten zusammenkunftsort, während Otto Sambl. Arnstadt als ersten nennt. Es mögen an mehreren dieser nahe bei einander gelegenen orte berathungen der dort zerstreut gelegenen wähler stattgefunden haben. [Auf eine wesentlich andere versammlung wird es sich aber beziehen, wenn Chron. Ursp., Ann. Einsidl., Br. Reimchr. das entferntere Mühlhausen nennen; hält dann Otto Sambl. ausdrücklich Arnstadt als ort einer früheren, Mühlhausen einer späteren versammlung auseinander, so wird das für die verbindung mit den beiden tagesangaben massgebend seien müssen.] Ueber die anwesenden fürsten ist folgende stelle die genauste: Hoc anno in media quadragesima dux Suevorum Philippus, frater Heinrici imperatoris, collectis in unum principibus in loco qui dicitur Ucherithusen in Thuringia, scilicet Lutolfo Magdeburgensi aepo, Eberhardo Merseburg. epo, Timone Babenbergensi epo, Lupoldo Worm. epo et Hartwico Eistatensi epo, Heinrico Fuld. abbate, Ludowico Noricorum (der Baiern) duce, Bernhardo Saxonum duce, Dieterico marchione Misinensi [vgl. aber Winkelmann Ph. 133.500], Sigefrido comite de Orlamunde et aliis quibusdam comitibus electus est in regem, ibique sese invicem iuramento constrinxerunt. Chron. Sampetr. ed. Stübel 45. Ueber die gefassten beschlüsse weicht folgende angabe etwas ab: Orientales itaque principes videlicet dux Bawarie et Bernhardus dux Saxonie cum ceteris baronibus, et episcopi Magdeburgensis et Salzaburgensis cum ceteris episcopis orientalibus diem colloquii in partibus Tnringie apud villam Arnisperc prefixerunt. Quo veniente Philippo duce cum ceteris quos supra diximus, habito consilio ipsum in defensorem imperii eligere decreverunt quoad usque nepos suus, imperatoris filius, dudum tam ab ipso quam a ceteris principibus electus, in Alamanniam deveniret. Soluto ergo colloquio ad oppidum Mulnhusin venientes Philippum ducem in regem eligunt promissaque sibi subiectione digressi sunt. Otto Sambl. Weitere Belege für die auffassung eines gleichsam stellvertretenden königthums bei Winkelmann Ph. 501. ‒ Von diesem zeitpunct an scheint Philipp denn auch die in beiläufig dem vierten theil seiner urkk. angegebenen regierungsiahre zu rechnen, wie sich am nächsten daraus ergibt dass die urk. vom 22 feb. 1199 mit reg. 1, dagegen die vom 15 märz 1200 mit reg. 3 versehen ist. ‒ Zu derselben zeit waren mehrere nordwestliche fürsten in Cöln vereinigt. Da sie durch den bischof Hermann von Münster die vorgänge in Thüringen inne wurden, richteten sie ihrerseits eine vorwahl auf herzog Berthold von Zähringen. [Ueber die angaben, welche die wahl Bertholds als der wahl Philipps vorangehend und dieselbe veranlassend darstellen, vergl. Winkelmann Ph. 501.] Als dieser aber bald mit Philipp in verhandlungen trat und sich demselben anschloss, und auch herzog Bernhard von Sachsen nicht an seine stelle treten wollte, so folgten nun für Philipp zehn ruhige wochen bis zur aufstellung eines andern gegenkönigs in der person Ottos um die mitte des mai. Vgl. Philipps brief an den pabst vom iuni 1206. Reg. Imp. ep. 126 in Innoc. Epp. ed. Baluze 1,746.

 

Verbesserungen und Zusätze:

*Bezüglich der electio in defensorem imperii vgl. Scheffer-Boichorst in Hist. Zeitschr. 46,141.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI V,1,1 n. 15a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1198-03-06_1_0_5_1_1_68_15a
(Abgerufen am 28.03.2024).