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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,5

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Cölestin III. antwortet Bischof (Hugo) von Lincoln (episcopo Lincolniensi) auf dessen Bericht, wonach Graf Wilhelm von Roumare (von Lincoln) (comes Willelmus de Rumare vir nobilis parochianus tuus) dem Bischof heimlich anvertraut habe, daß seine Ehefrau ihn davon in Kenntnis gesetzt habe, daß zwischen ihnen eine Verwandtschaft bestehe, und vom damaligen Erzbischof Richard von Canterbury (Ricardum olim Cantuariensem archiepiscopum) die Scheidung erbeten habe; zwar habe der Graf an keine Verwandtschaft geglaubt, sei aber über den Trennungswunscht seiner Frau so ungehalten gewesen, daß er keinen Widerspruch erhoben habe; nach dem Scheidungsurteil seien beide neue Ehen eingegangen; nun aber beunruhige den Grafen sein Gewissen, daß er sich unter falschen Voraussetzungen von seiner ersten Ehefrau habe trennen lassen; der Papst teilt dem Bischof mit, daß der Graf seine zweite Ehefrau weder verlassen noch ihr die ehelichen Rechte verweigern dürfe; der Bischof solle ihm aber Buße für die wissentlich unrechtmäßig erfolgte Scheidung auferlegen und ihm zudem befehlen, die ehelichen Rechte seiner Frau zu erfüllen, selbst aber keine zu fordern.

Originaldatierung:
Dat. Rome apud sanctum Petrum eodem anno ( = 1).
Incipit:
Comes Willelmus de Rumare vir

Überlieferung/Literatur

Überl.: Kopie 13. Jh., Lissabon, Bibl. nac., Codices de Alcobaça 173 (304) fol. 118.

Drucke: Comp. 2 lib. 4 tit. 13 c. 2 (ed. Friedberg S. 96); Migne, PL 204 Sp. 1485 Nr. 18 (zu Clemens III.); Holtzmann/Kemp, Decretals Lincoln S. 56 Nr. 23 (zu 1191–1192 mit engl. Übersetzung S. 57).

Reg.: JL 16611 (J 10243) (zu Clemens III., 1187–1191).

Kommentar

Zur weiteren Überlieferung dieser Dekretale vgl. Erdmann, PUU Portugal S. 120, Heckel, Dekretalensammlungen S. 209 (zu Clemens III.), Holtzmann, Collectio Seguntina S. 431 Nr. 44 sowie Cheney/Cheney, Studies S. 173 und S. 289. Sie ist in der Sammlung Walther Holtzmanns als WH 133 (KI 149) verzeichnet. – Das Datum ergibt sich aus der Nennung des Ausstellungsorts St. Peter und des ersten Pontifikatsjahrs in der chronologisch angeordneten Collectio Seguntina, wo dieses Stück zwischen Reg. 193 und Reg. 195 steht, vgl. Holtzmann, Collectio Seguntina S. 415f., wobei das von Holtzmann erschlossene Datum 1191 (April 15–Oktober 25) durch die von ihm unberücksichtigten Reg. 13 und Reg. 14 von 1191 April 25 mit dem Ausstellungsort Lateran und Reg. 196 von 1191 Oktober 31, ausgestellt bei St. Peter, genauer auf das oben genannte Datum eingegrenzt werden kann. Das verlorene Schreiben des Bischofs von Lincoln an Cölestin III. ist bei Smith, EEA 4: Lincoln 1186–1206 S. 32-33 Nr. *40 A verzeichnet. Erzbischof Richard von Canterbury starb bereits 1184, Graf Wilhelm wurde also erst nach sieben Jahren von seinem schlechten Gewissen geplagt. Zur Sache vgl. Stenton, English Woman S. 46f., Weigand, Unauflöslichkeit S. 48, Pfaff, Eherecht S. 98, Duggan, Equity S. 71 und Rousseau, Prudent Sheperd S. 299 Anm. 55.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,5 n. 191, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d61176c8-04f7-43e7-800e-80d4e452ac18
(Abgerufen am 19.04.2024).