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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,2

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Lucius III. schreibt Bischof Rain(ald) von Noyon (Rayn. Noviomensi episcopo), er habe aus vielfachen Klagen erfahren, der Dekan und die Kanoniker von Noyon (decanus et canonici ecclesie tue) hätten von ihm (dem Bischof) das Recht erwirkt, über ihre Bedrücker ohne dessen Zustimmung das Anathem verhängen zu können; sogar dann, wenn ihnen Unrecht durch ihn (den Bischof), den Kastellan, Amtsleute oder die Kommune geschehe, dürften sie nach eigenem Ermessen die ganze Stadt dem Interdikt unterwerfen, so daß auch Abteien und Pfarreien betroffen seien; erklärt diese Erlaubnis, da sie den Kanones entgegenstehe, sich gegen Unschuldige wende und durch das Aussetzen des Gottesdienstes den Seelen der Gläubigen großen Schaden zufüge, für ungültig und kassiert sie, da die Kanoniker an der Kurie, vor dem Metropoliten, dem Bischof oder delegierten Richtern Recht erhalten könnten und es der kirchlichen Würde und dem Recht zuwiderlaufe, die Exkommunikation, die zur Jurisdiktion des Bischofs gehöre, dem Urteil einer Menge zu überlassen, die öfters von Feindschaft als von Vernunft bewegt werde.

Originaldatierung:
Dat. Verone non. mar. / 7 kal. apr.
Incipit:
Ex suscepto tenemur administrationis officio

Überlieferung/Literatur

Überl.: 2 Kopien 13. Jh., Laon, Arch. dép. Aisne, G 1 fol. 1'-2 Nr. 3 und fol. 39 Nr. 103 (mit non. mar.) (Petit cart. de l'évêché de Laon, STEIN Nr. 1876, LE BRAZ, Cartulaires /12/ S. 121f., Répertoire des microfilms S. 94 Nr. 45716); Kopie 14. Jh., Beauvais, Arch. dép. Oise, G 1984 fol. 338 (mit 7 kal. apr.) (Cart. R des Domkapitels von Noyon, STEIN Nr. 2781, Répertoire des microfilms S. 41 Nr. 20426-20427).

LAUNOY, Opera omnia 3,1 S. 462; PFLUGK-HARTTUNG, Acta 1 S. 323-324 Nr. 371; LEFRANC, Histoire Noyon S. 199 Nr. 18 (alle zu März 7); LOHRMANN, PUU Frankreich 7 S. 570-572 Nr. 266 (zu März 7 oder März 26).

JL 15378 (J 9737) (zu 1185 März 7).

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. RAMACKERS, PUU Frankreich 4 S. 23; zur Überlieferung und zum Streit zwischen Bischof und Kapitel vgl. LOHRMANN, PUU Frankreich 7 S. 95ff., wo das Stück S. 99 Nr. *56 zitiert ist, und S. 101. Zur Überlieferung vgl. auch BECQUET, Abbayes et Prieurés 18: Reims S. 82ff. Das Datum einer weiteren, in der gleichen Auseinandersetzung an den Bischof von Noyon gerichteten Urk. (Reg. 1550) lautet ebenfalls 7 kal. apr. – Dieses Mandat ist im Cart. R im 14. Jh. nachgetragen, dann aber mit der Bemerkung Ista ad decipiendum capitulum falso sunt fabricata wieder ausgestrichen worden; eine 'freie Fälschung' liegt nach Lohrmanns Vorbem. zum Druck sicher nicht vor, zumal der fast gleichlautende Text auch durch ein Mandat an das Stift St-Barthélemy in Noyon mit der Adresse abbatibus, clero et populo Noviomensis episcopatus überliefert ist, vgl. Reg. 1567. Mit diesem Streit in Zusammenhang steht auch die nur als franz. Regest überlieferte Littera Reg. 1537 für St-Éloi bei Noyon, in der Lohrmann eine weitere Ausfertigung des Textes sieht. Die entsprechenden Textstellen aus den Statuten Bischof Rainalds von 1183, in denen der Bischof dem Domkapitel das Recht zur Exkommunikation ohne bischöfliche Zustimmung gewährte, sind bei Lohrmann S. 572 Anmm. 1 und 2 gedruckt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,2 n. 1551, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1185-03-07_4_0_4_4_2_385_1551
(Abgerufen am 28.03.2024).