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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,1

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Lucius III. nimmt Abt Garnerus von St-Pierre zu Étival und dessen Brüder (Garnero abbati ecclesie sancti Petri Stivagiensis eiusque fratribus) auf deren Bitten wie Eugen (III.) in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Augustinerregel, die Institution der Prämonstratenser sowie den Besitz, darunter namentlich den Ort Étival (locum Stivagii), an dem durch Kaiser Karl (III.) (Caroli quondam Romanorum imperatoris) eine Abtei begründet wurde, die er nach dem Tode seiner Gemahlin Richgard (Rechardis sue coniugis), der der Ort gehörte, dem von ihr gegründeten Kloster Andlau (Andelacensi monasterio) unterstellt hatte und die durch die ehemalige Äbtissin Mathilde von Andlau (Mathildis eiusdem Andelacensis ecclesie quondam abbatissa) mit Einwilligung der Nonnen und Kanoniker und des Grafen Hugo (von Dagsburg), ihres Vogtes (comitisque Hugonis eiusdem ecclesie advocati), den dortigen Prämonstratensern unter Abt Gilbert (ordini Premonstratensi existente abbate Gilliberto et fratribus suis) überlassen wurde; bekräftigt die im einzelnen aufgeführten Bestimmungen über die gegenseitigen Rechte und Pflichten Étivals und Andlaus, bestätigt den genannten Besitz, die Schenkungen erwähnter Personen, die ihnen durch die Bischöfe Heinrich und Peter und den Archidiakon Friedrich von Toul (Henricus quondam et ... Petrus Tullenses episcopi de consilio et assensu Friderici archidiaconi) sowie den Erzbischof Hillin von Trier (Hillino quondam Trevirensi archiepiscopo) eingeräumten Rechte, besonders bei der Besetzung ihrer Pfarreien ohne Mitwirkung des Bischofs, Archidiakons oder des Dekans (von Toul) (inconsulto episcopo et archdiacono et decano), so daß sie auch die cura animarum übertragen, und bekräftigt die dafür geschuldeten genannten Abgaben; befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter, untersagt jedermann, die ihnen zukommende Kopfsteuer zu behalten, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, das Stift nach abgelegter Profeß unerlaubt zu verlassen, gestattet den Gottesdienst bei Interdikt, verbietet die Vergabe ihrer Güter ohne Zustimmung des Kapitels und erklärt in anderer Form erfolgte Veräußerungen für ungültig, untersagt die Leistung von Bürgschaften durch ihre Kanoniker ohne Zustimmung von Abt und Kapitel sowie die vom Kapitel nicht genehmigte Kreditaufnahme außer bei offensichtlichem Nutzen und entbindet den Konvent von der Haftung, wenn solche Geschäfte ohne ihn getätigt wurden, gewährt ihnen Zeugnisrecht in eigener Sache und das Recht, in ihren Grangien Oratorien zu errichten und dort Gottesdienst zu halten, erlaubt ihnen, für Chrisma, Heiliges Öl, Konsekrationen und Ordinationen den Bischof frei zu wählen, der dafür wie auch für die Einsetzung des Abtes nichts fordern darf; gewährt ihrem Abt genannte Weiherechte sowie das Recht, Übeltäter zu exkommunizieren und Exkommunizierte zu lösen, erlaubt die freie Sepultur, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien.

Originaldatierung:
Dat. Lat. pm. Alberti SRE. presb. card. et cancellarii 11 kal. feb. ind. 15 inc. 1181 pont. a. 1.
Incipit:
Religiosam vitam eligentibus apostolicum convenit
Unterschriften:
  • Lucius catholice ecclesie episcopus
  • Theodinus Portuensis et s. Rufine sedis ep.
  • Paulus Prenestinus ep.
  • Petrus presb. card. s. Susanne
  • Vivianus presb. card. s. Stephani in Celio monte
  • Cynthius presb. card. s. Cecilie
  • Hugo presb. card. s. Clementis
  • Arduinus presb. card. s. Crucis in Ierusalem
  • Matheus presb. card. s. Marcelli
  • Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti
  • Iacinthus diac. card. s. Marie in Cosmedin
  • Rainerius diac. card. s. Georgii ad velum aureum
  • Gratianus diac. card. ss. Cosme et Damiani
  • Rainerius diac. card. s. Adriani

Überlieferung/Literatur

Überl.: Angebl. Orig., Épinal, Arch. dép. Vosges, 17 H 3 Nr. 3; Kopie 13. Jh., Épinal, Arch. dép. Vosges, 17 H 3 (Vidimus von 1297 März 25, verfälschte, erweiterte Fassung); Kopie 17. Jh., Nancy, Bibl. mun., Ms. 1788 (1007) p. 51-57. Druck: Meinert, PUU Frankreich 1 S. 349 Nr. 198 (Teildruck). Reg.: – .

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. auch Meinert, PUU Frankreich 1 S. 116, S. 130 (wahrscheinlich ist das hier erwähnte Vidimus von 1297 März 18 mit dem oben erwähnten von 1297 März 25 identisch) und S. 135 sowie Ramackers, Verzeichnis Sammlung Hugo S. 134. Das bei Meinert erwähnte Orig. in St-Dié ist nach freundlicher Auskunft der Bibl. mun. Nancy wie das von Reg. 112 im Jahr 1944 verbrannt; es existiert davon jedoch ein Foto in Marburg, Forschungsinstitut Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden (LBA) Nr. 6113, vgl. Bischoff, Urkundenformate S. 142. Der Text des angebl. Orig. weicht an einigen Stellen von dem bekannten Formular für die Prämonstratenser wie auch von der VU stark ab, und die Schrift scheint nicht zeitgemäß. Wie bei Reg. 112 existiert auch von diesem Text eine erweitere Fassung, die in dem erwähnten Vidimus von 1297 und in zwei Kopien in Nancy, Bibl. mun., Ms. 1788 (1007) (17. Jh.) p. 58-65 und Ms. 1787 (1008) (18. Jh.) p. 158-162 erhalten ist. Die Überlieferung dieses zweifelhaften Stückes und des Privilegs Reg. 112 bedarf noch eingehender Untersuchung, die auch die Diplome einzubeziehen hat, zumal der Fälscher der Urk. Kaiser Friedrichs I. von 1178 (1177) Oktober 11 (DF.I. 4 Nr. 1072 S. 407-413, Stumpf 4239) diese Urk. Lucius' III. benutzt hat, vgl. die Vorbem. von Appelt zum Druck sowie Herkenrath, Reichskanzlei 1174 bis 1180 S. 192 f. – Der im Text erwähnte Abt Gilbert ist auch der Empfänger der Urk. Eugens III. für Étival von 1147 September 6 (JL 9128, Hugo, Annales 2 Probationes Sp. 543-546, Migne, PL 180 Sp. 1274-1278), die VU ist. – Vgl. zu Étival LexMA 4 Sp. 58 sowie Ardura, Abbayes de l'ordre de Prémontré S. 238 ff.; zur Gründung und zur Schenkung an Andlau vgl. GP III S. 39 ff. sowie Barth, Hb. der elsässischen Kirchen Sp. 64 ff.; zur Gründung Andlaus und zur Schenkung Étivals vgl. auch Büttner, Kaiserin Richgard und Andlau S. 88 f.; tatsächlich überlebte die Kaiserin ihren Gemahl.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,1 n. 113, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1182-01-22_2_0_4_4_1_113_113
(Abgerufen am 29.03.2024).