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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,2,4

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Friedrich legt auf Bitten Bischof Rogers und der Bürgerschaft von Cambrai nach dem Spruch der Fürsten und der Rechtskundigen die Rechte der Stadt Cambrai, um die Bischof Roger und die Bürger lange gestritten haben, fest. Dabei wird im Einzelnen Folgendes festgelegt: (1) das Vorgehen bei in der Stadt und innerhalb der Bannmeile begangenem Totschlag und dort begangenen Verwundungen, ebenso bei Schmähungen und Duellen, wobei, je nach Delikt verschieden, Hauszerstörungen, Verbannungen, Körper- und Geldstrafen – letztere gehen teils an den Bischof, teils an die Stadt, die Geschworenen bzw. finden Verwendung zum Ausbau der Befestigung der Stadt – zu verhängen sind – (2) die Zusicherung des Friedens für zum Markt kommende Kaufleute – (3) die Rechte der Geschworenen (iurati pacis) und solche der bischöflichen Gerichtsbarkeit – (4) das Verbot für Bürger, jemanden, der die Heimat mit Krieg überzieht, zu unterstützen – (5) die Einsetzung von sechs Geschworenen im Rathaus (in domo pacis), die gemeinsam mit einem Schöffen Zeugnis ablegen können (qui possunt testimonium portare cum aliquo scabinorum in eis causis, in quibus solent cum eis testificari) – (6) die Verpflichtung, vom Propst unter Strafe von 5 solidi mit Glockengeläut angekündigte Versammlungen aufzusuchen, wobei eingenommene Strafgelder zwischen Bischof und Stadt geteilt werden – (7) die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des städtischen Friedens – (8) das Asylrecht für Mörder und Verbrecher (si homicida civitatem intraverit, persona eius in civitate salva erit, nisi quantum iustitia dictaverit; und nochmals weiter unten: Item quicumque reus vel forisfactor civitatem intraverit, salvus erit et civitas eum retinere debet, quamdiu paratus est stare iusticie secundum legem civitatis) – (9) das Vorgehen gegen Räuber von Tieren im Besitz von Städtern sowie gegen Diebe – (10) die ausschließlich bischöfliche Verfügung über den (Gerichts-)Bann in der Stadt – (11) die Zuständigkeit der Justiziare des Bischofs bzw. des bischöflichen Boten für die Eintreibung der Gerichtsgefälle, wobei Geschworene gegebenenfalls auch stellvertretend tätig werden können – (12) die den Bürgern gewährte Erlaubnis, im Falle, dass der Bischof gegen einen außerhalb der Bannmeile der Stadt zugefügten Schaden nicht vorgehen sollte, selbst tätig zu werden. Z.: Erzbischof Konrad von Mainz, die Bischöfe Hermann von Münster und Roger von Cambrai, Rudolf, Protonotar des Hofes, Propst Johannes von St. German in Speyer, Domdekan Hugo von Cambrai, Domkanoniker Walcher (Walter) von Cambrai, Herzog Friedrich von Schwaben, Landgraf Ludwig von Thüringen, die Grafen Heinrich von Diez, Albert von Eberstein, Poppo von Wertheim, Heinrich von Sayn und Gerhard von Looz/Borgloon, Werner von Bolanden, Vogt Wilhelm von Aachen sowie (die Bürger von Cambrai) Johannes Tassun, Johannes Gerlant, Balduinus Caluus, Michael Plantefuil und Johannes Pilepos . – Gotefridus imp. aule canc. vice Conradi Maguntini archiep. et Germanie archicanc.; nach der Nachzeichnung der Elongata in B und dem Diktat in der Kanzlei unter Übernahme eines Großteils der Bestimmungen aus dem Privileg des Grafen Philipp von Flandern für Saint-Omer von 1168 (Giry, Études sur les institutions municipales: Hist. de la ville de Saint-Omer, 387 no XIV) wohl von Gottfried L ausgefertigt; Goldbulle (vgl. DF.I.858, Anm. g’). Equitas imperatorie maiestatis.

Zeugen:
Erzbischof Konrad von Mainz, die Bischöfe Hermann von Münster und Roger von Cambrai, Rudolf, Protonotar des Hofes, Propst Johannes von St. German in Speyer, Domdekan Hugo von Cambrai, Domkanoniker Walcher (Walter) von Cambrai, Herzog Friedrich von Schwaben, Landgraf Ludwig von Thüringen, die Grafen Heinrich von Diez, Albert von Eberstein, Poppo von Wertheim, Heinrich von Sayn und Gerhard von Looz/Borgloon, Werner von Bolanden, Vogt Wilhelm von Aachen sowie (die Bürger von Cambrai) Johannes Tassun, Johannes Gerlant, Balduinus Caluus, Michael Plantefuil und Johannes Pilepos
Incipit:
Equitas imperatorie maiestatis.
Schreiber:
nach der Nachzeichnung der Elongata in B und dem Diktat in der Kanzlei unter Übernahme eines Großteils der Bestimmungen aus dem Privileg des Grafen Philipp von Flandern für Saint-Omer von 1168 (Giry, Études sur les institutions
Kanzler:
Gotefridus imp. aule canc. vice Conradi Maguntini archiep. et Germanie archicanc.

Überlieferung/Literatur

Kop.: Transsumpt des Bischofs Walter von Tournai von 1225 März 25, Departementalarchiv Lille, 3 G 8/84 (B); Abschrift des 13. Jh. im Cartulaire de l’église de Cambrai ms. 1152 f. 89, Stadtbibliothek Cambrai (C); Abschrift des 15. Jh. im Cartulaire de la cathédrale de Cambrai, Departementalarchiv Lille, 3 G 539 f. 1 (D); Abschrift des 17./18. Jh., ebenda, 3 G 8/84 A (E); Abschrift des 18. Jh. mit dem Original kollationiert von Canonicus Mutte, ebenda, 3 G 548 f. 81 (M); Abschrift des 18. Jh., ebenda, 3 G 545 f. 42 (R). Drucke: (Mutte), Mém. de Cambrai, 24 no 16 aus dem durch Einschnitt kassierten Original; Böhmer, Acta imp., 137 no 146; MG.DF.I.858, vgl. Nachträge und Berichtigungen, a.a.O., 777. Regg.: Wauters, Table chronol. 2, 634; Diestelkamp – Rotter, Urkundenregesten 1, 371 no 472; Stumpf 4377.

Kommentar

Heinrich VI. (B.-Baaken Reg. 660, Deperditum) und Philipp von Schwaben (B.-Ficker Reg. 112) bestätigten dieses Stadtrecht zwar, Otto IV. (B.-Ficker Reg. 252) widerrief es aber dann im Interesse des Bischofs, und Heinrich (VII.) (B.-Ficker Reg. 4025) kassierte es, woraus sich die Einschnitte im verlorenen Original (siehe die Edition durch Mutte) und in B erklären. – An diesem Tag im Juni 1184 stellte der Kaiser eine ganze Serie von Diplomen für Stadt und Bistum sowie Kirchen zu Cambrai aus (vgl. neben diesem auch Regg. 2769–2772), vgl. dazu Opll, Stadt und Reich, 61 ff., und Schwind, Städte, in: Friedrich Barbarossa (VuF 40, 1992) 476 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,2,4 n. 2768, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1184-06-20_1_0_4_2_4_189_2768
(Abgerufen am 28.03.2024).