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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,2,4

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Friedrich schließt mit Graf Balduin (V.) von Hennegau einen Vertrag über die Errichtung der Markgrafschaft Namur, wobei im Einzelnen Folgendes festgelegt wird: (1) Graf Balduin wird dafür sorgen, dass das gesamte Allod seines Oheims, Graf Heinrichs von Namur und Luxemburg (Lucelburc), das er bereits innehat, durch seine oder seines Oheims Hand dem Reich übertragen wird. Danach wird der Kaiser dem Grafen alle Reichslehen seines Oheims übertragen und aus den Lehen und Allodien die Markgrafschaft Namur errichten, die der Graf vom Herrscher empfangen und sodann als princeps imperii et ligius homo gelten wird. – (2) Sämtliche Ministerialen des Grafen Heinrich von Namur und Luxemburg werden an die Markgrafschaft übergehen und dürfen ihr nicht entfremdet werden. – (3) Für die Markgrafschaft wird das Erbrecht des Sohnes bzw. des jeweiligen Bruders oder auch der Tochter ihres Inhabers festgelegt. – (4) Nach Abschluss dieser donatio wird der Graf von Hennegau dem Kaiser und dessen Sohn, König Heinrich (VI.), sowie dem Hof 800 Mark Silber, der Kaiserin fünf Mark Goldes zahlen. – (5) Falls der Kaiser vor der Realisierung dieses Abkommens sterben sollte, wird es der König, dessen Sohn (Heinrich VI.), abschließen. – (6) Nach Realisierung dieses Abkommens werden es der Kaiser und der König dem Grafen durch Privilegien bestätigen. Z.: die Bischöfe Otto von Bamberg und Hermann von Münster, Gottfried, Kanzler des kaiserlichen Hofes, Protonotar Rudolf, die Grafen Gerhard von Looz/Borgloon und Heinrich von Diez; die Reichsministerialen Werner von Bolanden, Kuno von Münzenberg, Philipp von Bolanden und Vogt Wilhelm von Aachen; von den Leuten des Grafen von Hennegau Eustachius von Rœulx (Ruez), Almannus von Prouvy, Nikolaus von Barbençon, Hugo von Croix-les-Rouveroy und Polins von Villers-Pol. – Ohne Beteiligung der Reichskanzlei wohl von Gislebert von Mons in seiner Eigenschaft als Notar des Grafen von Hennegau verfasst (vgl dazu Gislebert von Mons, ed. Vanderkindere, 161), wobei der gemäß der Sitte durch Eidesleistungen abgeschlossene Vertrag in einer chirographierten und mit Zeugen versehenen, formlosen Niederschrift abgeschlossen wurde; Siegel des Kaisers (vgl. die Vorbemerkung zum D.). Hoc est conventio.

Zeugen:
die Bischöfe Otto von Bamberg und Hermann von Münster, Gottfried, Kanzler des kaiserlichen Hofes, Protonotar Rudolf, die Grafen Gerhard von Looz/Borgloon und Heinrich von Diez; die Reichsministerialen Werner von Bolanden, Kuno von Münzenberg, Philipp von Bolanden und Vogt Wilhelm von Aachen; von den Leuten des Grafen von Hennegau Eustachius von Rœulx (Ruez), Almannus von Prouvy, Nikolaus von Barbençon, Hugo von Croix-les-Rouveroy und Polins von Villers-Pol
Incipit:
Hoc est conventio.
Schreiber:
Ohne Beteiligung der Reichskanzlei wohl von Gislebert von Mons in seiner Eigenschaft als Notar des Grafen von Hennegau verfasst (vgl dazu Gislebert von Mons, ed. Vanderkindere, 161), wobei der gemäß der Sitte durch Eide

Überlieferung/Literatur

Kop.: Vidimus der Bischöfe Wilhelm von Beauvais und Wilhelm von Nevers von 1258 Februar, Staatsarchiv Lüttich (B). Drucke: Bormans – Schoolmeesters, Cart. de S.-Lambert de Liège 1, 101 no 61; MG. Const. 1, 423 no 298; Wampach, UB. der altluxemburg.Territorien 1, 712 no 512; MG.DF.I.857. Regg.: Wauters, Table chronol. 2, 634; Stumpf 4375.

Kommentar

Aus der Chirographierung und den Hinweisen auf die Besiegelung ergibt sich, dass zwei gleich lautende Ausfertigungen von den Vertragspartnern ausgetauscht wurden: Das aus dem Archivbestand der Hennegauer Grafen stammende Exemplar, das in B vidimiert wurde, wies das Siegel des Kaisers auf: Item alias litteras sigillatas sigillo serenissimi viri Friderici dei gratia Romanorum quondam imperatoris et semper augusti; im Text des D. wird dagegen die Besiegelung durch den Grafen erwähnt, vgl. dazu Riedmann, Verträge, 153. – Zu den bereits am 11. März 1184 eingeleiteten Verhandlungen siehe oben Reg. 2752; in Mainz waren dann die Verhandlungen fortgesetzt worden, wobei der Kaiser den Hennegauer Grafen von seiner Absicht, seinen Vetter, Herzog Berthold von Zähringen, mit einer Zahlung von 1.600 Mark Silber für den Verlust der Erbschaft Namur-Luxemburg zu entschädigen, abhielt und in der Folge das vorliegende Privileg über den Vertrag ausstellen ließ; die Hennegauer Anliegen wurden in diesen Verhandlungen insbesondere von Kanzler Gottfried, dem späteren Bischof von Würzburg, Protonotar Rudolf, dem späteren Bischof von Verden, den Reichsministerialen Werner von Bolanden und Kuno von Münzenberg sowie Graf Heinrich von Diez gefördert, vgl. dazu Gislebert von Mons, ed. Vanderkindere, 161 f.; die Übertragung seiner Allodien an Balduin hatte Graf Heinrich von Namur und Luxemburg bereits am 1. April 1174 zu Gerpinnes bestätigt (Bormans – Schoolmeesters, Cart. de S. Lambert de Liège 1, 100 no 60); die Datierung des D. ergibt sich aus dem damals zu Pfingsten in Mainz tagenden, großen Hoftag, den der Hennegauer Graf am 25. Mai wieder verließ (siehe dazu Reg. 2766). – Vgl. dazu Engels, Niederrhein, in: Ders., Stauferstudien (1988) 191 ff., Kupper, Barbarossa im Maasgebiet, in: Friedrich Barbarossa (VuF 40, 1992) 234 ff., sowie Hauser, Staufische Lehnspolitik, 81 ff. und 334 ff. – Zu den Beziehungen des Grafen Balduin zum Kaiser siehe auch oben Reg. 2578; zu den zugesagten Geldzahlungen siehe unten Regg. 3199 und 3411 (Bemerkungen).

Nachträge

Nachträge (1)

Nachtrag von Clemens Beck, eingereicht am 27.02.2019.

In dem Regest befindet sich ein Tippfehler. Graf Heinrich von Namur und Luxemburg bestätigte die Übertragung seiner Güter an Balduin von Hennegau erst am 1. April 1184 (und nicht 1174). Siehe dazu auch Camille Campach: Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien. Band 1: Bis zum Friedensvertrag von Dinant 1199. Luxembourg 1935, Nr. 510 und Rousseau, Félix: Actes des comtes de Namur de la première race (946-1196). Brüssel 1936, Nr. 25

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,2,4 n. 2764, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1184-05-00_1_0_4_2_4_185_2764
(Abgerufen am 29.03.2024).