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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,2,4

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Friedrich erneuert der Stadt Speyer das in Goldbuchstaben an der Fassade des Domes angebrachte und mit einem hervorragenden Bild versehene (in fronte maioris templi aureis litteris sollempniter depictum expressam et prominentem continens imaginem) Privileg Kaiser Heinrichs V., das ihr dieser am Tag der Exequien für seinen Vater Kaiser Heinrich (IV.) verliehen hat: Gemäß diesem Privileg werden alle Bewohner von Speyer und deren Erben von dem schädlichen Gewohnheitsrecht des bv°theil befreit, und es wird ihnen damit die freie Verfügung über ihr Erbe zugesichert. Des Weiteren befreit er sie auf Klagen ihres Bischofs Ulrich, der von ihnen das im Privileg Heinrichs V. nicht ausdrücklich erwähnte Hauptrecht (hovbetreht) fordert, unter Berufung auf das Recht des Kaisers, Gesetze nicht nur zu erlassen, sondern auch das, was zweifelhaft ist, zu interpretieren, mit Zustimmung des Bischofs auch von diesem Recht. Er bestätigt weitere Verfügungen Heinrichs V., darunter die Freiheit von jeglichem Zoll in der Stadt, von bestimmten Geld- und den von Schiffen zu leistenden Pfefferabgaben (bamphenning …, scozphennige …, piperis, quod de navibus exigi solebat), von jeglichem Vogttaiding im Umkreis der Stadt und von allen Abgaben von ihren beweglichen und unbeweglichen Gütern außerhalb der Stadt. Er bekräftigt auch den Schutz der Bäcker, Fleischer und anderer vor herrschaftlichen Abgaben, das Verbot des Verkaufs von Bannwein (banwin) und der Beschlagnahme der Schiffe von Bürgern, die Freiheit von Abgaben für den Transport von Eigengütern auf eigenen oder geführten Schiffen, das Verbot der Münzverschlechterung, außer mit gemeinsamen Rat der Bürger, die Freiheit von jeglichem Zoll im Bistum oder in Reichsorten, das Besitzrecht an Haus und Hof nach Jahr und Tag und den Schutz vor der Behandlung städtischer Gerichtsfälle außerhalb der Stadt. Schließlich setzt er (über das Privileg Heinrichs V. hinaus) fest, dass die Speyerer in Straßburg von jedem Schiff nicht mehr als 13 Pfennige Zoll zahlen müssen. Z.: Erzbischof Philipp von Köln, die Bischöfe Hermann von Münster und Balduin von Utrecht, Rudolf, Protonotar des kaiserlichen Hofes, Dompropst Heinrich von Speyer, Propst Johannes von St. German (in Speyer), Domscholaster Andreas (von Speyer), Propst Konrad von Allerheiligen (in Speyer), Propst Markward von St. Paul in Worms, Archipresbyter Eberhard (von St. Peter in Worms oder Mainz?), Pfalzgraf Konrad bei Rhein, Herzog Friedrich von Schwaben, die Grafen Florentius von Holland, Gerhard von Looz/Borgloon und Heinrich von Geldern, (Graf) Otto von Bentheim, die Grafen Simon von Saarbrücken und Heinrich von Diez, (Graf) Poppo von Wertheim, Konrad von Boxberg, Heinrich von Kuik, Hartmann von Büdingen, Rupert von Walldürn, Marschall Heinrich, Mundschenk Konrad (von Oberschüpf), Kuno von Münzenberg, Marschall Anselm, Wezel (Wicelinus) von Berg (Reichsministeriale von Trifels), Anselm von Jöhlingen (Ioningen) und Gottfried. – Godefridus imp. aulę canc. vice Cristiani Moguntine sedis archiep. et Germanię archicanc.; unter Heranziehung des DH.V. von 1111 August 14 (Müller, Urkundeninschriften, 43 no 2; VU.) geschrieben und in den formelhaften Partien verfasst von Robert, wobei die ebenfalls auf das Privileg Heinrichs V. zurückgehende Befreiung der Bürger von Abgaben von ihren beweglichen und unbeweglichen Gütern außerhalb der Stadt, die wohl versehentlich ursprünglich ausgelassen worden war, von anderer Hand mit Verweisungszeichen nach dem Kontext nachgetragen worden ist; SP.2. Maiestas imperialis exigit.

Zeugen:
Erzbischof Philipp von Köln, die Bischöfe Hermann von Münster und Balduin von Utrecht, Rudolf, Protonotar des kaiserlichen Hofes, Dompropst Heinrich von Speyer, Propst Johannes von St. German (in Speyer), Domscholaster Andreas (von Speyer), Propst Konrad von Allerheiligen (in Speyer), Propst Markward von St. Paul in Worms, Archipresbyter Eberhard (von St. Peter in Worms oder Mainz?), Pfalzgraf Konrad bei Rhein, Herzog Friedrich von Schwaben, die Grafen Florentius von Holland, Gerhard von Looz/Borgloon und Heinrich von Geldern, (Graf) Otto von Bentheim, die Grafen Simon von Saarbrücken und Heinrich von Diez, (Graf) Poppo von Wertheim, Konrad von Boxberg, Heinrich von Kuik, Hartmann von Büdingen, Rupert von Walldürn, Marschall Heinrich, Mundschenk Konrad (von Oberschüpf), Kuno von Münzenberg, Marschall Anselm, Wezel (Wicelinus) von Berg (Reichsministeriale von Trifels), Anselm von Jöhlingen (Ioningen) und Gottfried
Incipit:
Maiestas imperialis exigit.
Schreiber:
unter Heranziehung des DH.V. von 1111 August 14 (Müller, Urkundeninschriften, 43 no 2; VU.) geschrieben und in den formelhaften Partien verfasst von Robert, wobei die ebenfalls auf das Privileg Heinrichs V. zurückgehe
Kanzler:
Godefridus imp. aulę canc. vice Cristiani Moguntine sedis archiep. et Germanię archicanc.

Überlieferung/Literatur

Orig.: Stadtarchiv Speyer (A). Faks.: Hilgard, Urkunden der Stadt Speyer, nach S. 566; Koch, Schrift der Reichskanzlei, Abb. 84 Teilfaks. Drucke: Remling, UB. von Speyer 1, 121; Hilgard, Urkunden der Stadt Speyer, 21 no 18; MG.DF.I.827. Regg.: Wauters, Table chronol. 2, 615; Knipping, Reg. Köln 2, no 1186; Müller, Urkundeninschriften, 67 no 10; Stumpf 4341.

Kommentar

Rechtsgeschichtlich interessant ist der im Anschluss an den Cod. Iustinianus formulierte Hinweis auf das Recht des Kaisers, Gesetze nicht nur zu erlassen, sondern sie im Zweifelsfalle auch zu interpretieren, vg. dazu Fichtenau, Arenga, 178 f. – Wiewohl im Text kein ausdrücklicher Befehl enthalten ist, das D. gemäß dem Beispiel Heinrichs V. als Inschrift am Dom zu Speyer zu verewigen, existierte eine inschriftliche Überlieferung, vgl. Müller, a.a.O., 67 ff. – Die in der Pönformel festgelegte Strafe für Übertreter dieses Privilegs erscheint hier nicht als geteilt zwischen dem Empfänger und der kaiserlichen Kammer, sondern sie sollte ausschließlich an letztere fallen. – Zu dem unter den Zeugen genannten Wezel von Berg vgl. Plassmann, Struktur des Hofes, 246 und 277, zum Mundschenken Konrad von Oberschüpf siehe schon oben Reg. 2648; zur Möglichkeit, den Archipresbyter Eberhard auf Mainz zu beziehen, vgl. Plassmann, a.a.O., 283. – Zur stadtgeschichtlichen Bedeutung des D. vgl. Opll, Stadt und Reich, 147 ff. – Seit dem 9. 4. 2011 steht eine deutsche Fassung des DH.V. über dem Portal.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,2,4 n. 2659, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1182-05-27_1_0_4_2_4_80_2659
(Abgerufen am 28.03.2024).