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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,2,4

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Hoftag: Friedrich hält den nach dem Scheitern des Hoftags in Quedlinburg (siehe Reg. 2625) (ursprünglich) zu Martini (11. November) nach Erfurt einberufenen Hoftag, wo Heinrich (der Löwe) unter dem Geleit Erzbischof Wichmanns von Magdeburg erscheint und sich entsprechend dem im Vorjahr zu Würzburg gefällten Fürstenspruch (= Reg. 2530) vollends seiner Gnade unterwirft. Der Kaiser hebt den sich ihm zu Füßen werfenden Welfen auf, küsst ihn unter Tränen, setzt ihn aber dennoch nicht wieder in seine frühere Stellung ein. Er schwört vielmehr, Heinrich, dem sein patrimonium (Ann. s. Petri Erph. maiores, Ann. Patherbrunnenses und Hugonis Chron. Cont. Weingartensis: Braunschweig und Lüneburg; Gislebert: Braunschweig, Haldensleben et quadam terra que Nova-terra dicitur) verbleiben soll, nur im Einvernehmen mit den Fürsten künftig wieder in seinen früheren Rang einzusetzen. Der Welfe verpflichtet sich eidlich zu einem um Jakobi (25. Juli 1182) anzutretenden, dreijährigen bzw. siebenjährigen (Ex Rogeri de Hoveden Chronica, a.a.O.: dreijährig und Roberti canonici s. Mariani Autissiodorensis Chron.: siebenjährig) Exil im Land seiner englischen Gemahlin, aus dem er nur auf Ruf des Kaisers früher zurückkehren werde (Arnoldi Chron. Slavorum). Auf diesem Hoftag investiert Friedrich (Ulrich), den Sohn des verstorbenen Herzogs Hermann von Kärnten, und (Friedrich), den Sohn Herzog Leopolds (V.) von Österreich, mit den Herzogtümern ihrer Väter (Cont. Zwetlensis altera). Hermann, der Bruder des Landgrafen Ludwig von Thüringen, wird nach Verzicht seines Bruders auf diese Würde zum Pfalzgrafen von Sachsen erhoben.

Überlieferung/Literatur

Ann. Marbacenses, ed. Bloch, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 52 = ed. Schmale, Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe XVIIIa,166; Ann. Palid., MG. SS XVI, 96; Scheffer-Boichorst, Ann. Patherbrunnenses, 177; Ann. s. Petri Erph. maiores, ed. Holder-Egger, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 66 f.; Ann. Stadenses, MG. SS XVI, 349; Ann. Stederburg., MG. SS XVI, 214 f.; Arnoldi Chron. Slavorum l. II cap. 22, MG. SS XXI, 142; Cron. s. Petri Erford. mod., ed. Holder-Egger, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 191; Cron. Reinhardsbrunn., MG. SS XXX/1, 541 (zu 1182: thüringische Angelegenheiten); Hugonis Chron. Cont. Weingartensis, MG. SS XXI, 475; Roberti de Monte Cronica, MG. SS VI, 532; Roberti canonici s. Mariani Autissiodorensis Chron., MG. SS XXVI, 245; Ex Rogeri de Hoveden Chronica, MG. SS XXVII, 146; Gottfried von Viterbo, Gesta Frid., MG. SS XXII, 333 V. 1192 ff.; vgl. des Weiteren Ann. Floreffienses, MG. SS XVI, 625; Ann. Aquenses, MG. SS XXIV, 38 (zu 1182); Ann. Egmund., ed. Oppermann, Werken uitgeg. d. h. hist. genootschap Utrecht 3. Ser. 61 (1933) 184 (zu 1178); Ann. s. Georgii, MG. SS XVII, 297 = Hofmeister, Annalen von St. Georgen, ZGORh N.F. 33 (1918) 47 (ohne Ort und Datum); Ex Annalibus Melrosensibus, MG. SS XXVII, 436 (zu 1182, dem Antritt des Exils Heinrichs des Löwen); Ann. Welfici Weingartenses, ed. König (Schwäb. Chroniken d. Stauferzeit 1,21978) 92 (zu 1180 zwischen Oktober 16 und November 11; exilii proscriptione dampnavit); Chron. princ. Sax., MG. SS XXV, 475 f.; Chron. reg. Col., ed. Waitz, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 12 (ohne Ort und Datum); Gislebert von Mons, ed. Vanderkindere, 84 (ohne Datum). Zu den Herzogtümern Kärnten und Österreich vgl. Cont. Zwetlensis altera, MG. SS IX, 542 (ohne Datum). Zur Pfalzgrafschaft Sachsen vgl. Ann. s. Petri Erph. maiores, ed. Holder-Egger, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 66 f., und Cron. s. Petri Erford. mod., ed. Holder-Egger, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 191.

Kommentar

Der Beginn des Hoftags hatte sich verzögert; noch am 13. November (Reg. 2627) war Friedrich in Altenburg gewesen, bereits am 16. November (Reg. 2628) weist die Datierung eines Diploms auf den feierlichen Hoftag in Erfurt hin. – Zu diesem Hoftag vgl. aus der jüngeren Literatur insbesondere Engels, Entmachtung, in: Ders., Stauferstudien (1988) 116 ff., Weinfurter, Sturz Heinrichs des Löwen, in: Köln – Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters. FS. für Odilo Engels zum 65. Geburtstag, hg. von Vollrath und Weinfurter (Kölner Hist. Abhandlungen 39, 1993) (jetzt in: Ders., Gelebte Ordnung – Gedachte Ordnung. Ausgewählte Beiträge zu König, Kirche und Reich. Aus Anlaß des 60. Geburtstages, hg. von Kluger – Seibert – Bomm, 2005, 335 ff.), Ders., Entmachtung, in: Heinrich der Löwe und seine Zeit. Bd. 2. (Katalog der Ausstellung Braunschweig 1995) 188 f. (irrig zu November 11), Althoff, Sturz Heinrichs des Löwen, in: Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hg. von B. Schneidmüller (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien, 7, 1995) 163 ff., und Görich, Jäger des Löwen, in: Staufer & Welfen, hg. von Hechberger und Schuller (2009) 98 ff.; auf die 2008 erschienene Biographie von Ehlers, Heinrich der Löwe, passim, ist hier generell zu verweisen. – Von der Verpflichtung des Löwen zu einem siebenjährigen Exil ist auch später die Rede, siehe dazu unten Reg. 2653; zur Bedeutung der Stadt Braunschweig für die Welfen vgl. Schneidmüller, Burg – Stadt – Vaterland, in: Heinrich der Löwe, hg. von J. Fried und O. G. Oexle (VuF 57, 2003) 27 ff. – Herzog Hermann II. von Kärnten war am 4. Oktober 1181 verstorben, seine Söhne Ulrich und Bernhard standen danach unter der Vormundschaft Herzog Leopolds von Österreich, vgl. dazu Opll, Kärnten und das Reich, in: Kärntner Landesgeschichte und Archivwissenschaft. FS. Alfred Ogris zum 60. Geburtstag (Archiv für vaterländ. Geschichte und Topographie, Bd. 84, 2001) 78. – Die Erhebung Hermanns zum Pfalzgrafen von Sachsen hing mit der Regelung der Hinterlassenschaft Graf Heinrichs III. Raspe von Hessen (gest. 18. Juli 1180) zusammen, die an Landgraf Ludwig von Thüringen fiel, vgl. dazu Hauser, Staufische Lehnspolitik, 304.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,2,4 n. 2633, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1181-11-30_2_0_4_2_4_54_2633
(Abgerufen am 25.04.2024).