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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Konrad hält einen Hoftag ab, auf dem auch Johannes Dukas, Gesandter des byzantinischen Kaisers, anwesend ist. – Zur Feier des Weihnachtsfestes findet eine Festkrönung des Königs statt. – Durch Vermittlung Konrads, der Fürsten und Bernhards von Clairvaux wird der Streit zwischen Erzbischof Albero von Trier und dem Grafen Heinrich von Namur beigelegt (siehe Reg. 425). – Konrad trifft am 27. Dezember mit Bernhard, welcher ihn zuvor in öffentlicher Predigt zur Kreuznahme aufgefordert hatte, zu einer vertraulichen Unterredung zusammen, in der dieser die Zusage des Königs erreicht, die Angelegenheit zu überdenken und mit den Seinen zu beraten. Nach einer bewegenden Predigt Bernhards beim Gottesdienst desselben Tages gelobt Konrad, am Kreuzzug teilzunehmen und empfängt das Kreuz und die Fahne aus Bernhards Hand; gleich ihm nehmen auch sein Neffe Friedrich (III.) von Schwaben und andere Fürsten das Kreuz.

Überlieferung/Literatur

DKo.III. 164; DF.I. 156; Balderich, Gesta Alberonis c. 20, MGH SS 8 254; Ann. Palidenses, MGH SS 16 82; Annalium S. Blasii Brunsvicensium maiorum fragmenta, MGH SS 30 19; Otto von Freising, Gesta Friderici I 40, MGH SSrerGerm 46 59; Helmold von Bosau, Cron. Slavorum I c. 59, MGH SSrerGerm 32 115; Hist. monasterii Corbeiensis 76; S. Bernardi Vita prima, PL 185 Sp. 381ff; Kaiserchronik von 17275ff., MGH Dt. Chron. 1 392; Brief Konrads an Papst Eugen III. DKo.III. 184 (Reg. 455). – Reg.: Ehlers, Metropolis 290ff.

Kommentar

Zur Beilegung des Streites um St. Maximin vgl. Reg. 425 (D 164). – Der byzantinische Gesandte, dessen Anwesenheit nur durch die Bernhardsvita bezeugt ist (vgl. auch Dölger – Wirth Nr. 1350), könnte nach Vollrath, Konrad III. 336, die griechische Ausfertigung des Bündnisvertrags zwischen Konrad und Manuel (siehe Reg. 332) überbracht haben. – Konrads Entschluß zum Kreuzzug, dessen nähere Umstände nur aus der Bernhardsvita bekannt sind, wird von der Forschung sehr unterschiedlich interpretiert. Im Gegensatz zu Bernhardi, Konrad III. 530ff., und Vacandard, Saint Bernard 2 317, hat Cosack, Konrads III. Entschluß 292, diesen nicht als durch die Predigt Bernhards hervorgerufene spontane Reaktion beurteilt, sondern als wohlüberlegte Handlung, die auf der Kreuznahme Welfs (VI.), seines Hauptgegners im Reich, drei Tage zuvor beruhte, die Bernhard ihm in der vertraulichen Unterredung am Morgen des 27. Dezember 1146 mitgeteilt habe, vgl. auch Althoff, Demonstration 248–250, der von einer „wirkungsvollen Veröffentlichung“ einer vorher ausgehandelten Entscheidung spricht. Nicht wenige neuere Autoren schreiben Konrads Kreuznahme aber sehr wohl dem Einfluß der Beredsamkeit Bernhards zu, so Mayer, Kreuzzüge 92; Runciman, History of the Crusades 2 256f.; Lutz, Kaiserdom zu Speyer 201f.; Diers, Bernhard von Clairvaux 272f.; Dinzelbacher, Bernhard von Clairvaux 295. – Bredero, Studien 343, hält neben anderen Faktoren auch die Beendigung der Fehde wegen St. Maximin, die er aufgrund einer zuvor unbekannten Handschrift der Bernhards-Vita in Douai (ed. 338f.) als Hauptmotiv für Bernhards Reise nach Deutschland betrachtet, für bedeutungsvoll für Konrads Entschluß, will aber nicht ausschließen, daß Bernhards Predigt am 27. Dezember doch den letzten Ausschlag gab. Eine ausgleichende, multikausale Interpretation vertreten auch Waas, Kreuzzüge 1 168 (Welfs Kreuznahme „erleichterte ihm den Entschluß, den zuletzt noch B.´s Beredsamkeit zum Reifen brachte.“), und Cole, Preaching of the Crusades 46 („Comforted, therefore, by Bernards assurance that, were he to take the cross and go to the Holy Land, Germany would not be vulnerable to Welfish attack, Conrad attended mass that day prepared to be convinced.“). – Zu Kahls These über die Motivation von Bernhards Bemühungen um Konrad siehe Reg. 412. – Eine äußerst kritische Nachbildung von Bernhards Auftritt in Speyer findet sich nach Kahl, Ludus de Antichristo 77 bzw. 104f., in dem in dessen Titel genannten, möglicherweise auf dem Regensburger Hoftag Friedrichs I. im Jahr 1155 (B-Opll-Mayr 365) aufgeführten Drama, in dem der Antichrist (nach Kahl) deutlich bernhardinische Züge trägt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 422, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1146-12-24_2_0_4_1_2_424_422
(Abgerufen am 29.03.2024).