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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Abt Bernhard von Clairvaux drückt gegenüber Lothar seine Verwunderung aus, daß die Pisaner, welche seine ungeschmälerte Gnade verdient hätten, da sie als erste und einzige (gegen Roger von Sizilien) das Banner ins Feld geführt und die Krone des Kaisers verteidigt hätten (imperialem defensare coronam), von ihm Gegenteiliges erführen. Kürzlich (nuper) hätten sie (Roger) zur Aufgabe der Belagerung Neapels gezwungen, hätten Amalfi, Ravello, Scala und †Atturnia zerstört und wären damit für Lothar in der Ferne gewesen, während sie gleichzeitig zu Hause dem Papst (Innozenz II.) Gastfreundschaft gewährten und dienten. Die Dinge seien verkehrt; denn Gnade empfingen die Gegner und Zorn die Diener, wovon der Kaiser aber vielleicht bislang gar nicht wisse. Da das mit diesem Brief jetzt anders sei, bittet der Abt, daß Lothar seinen Sinn ändern und die Pisaner hinfort entsprechend ihren großen Verdiensten behandeln möge.

Überlieferung/Literatur

Bernardi ep. 140, hg. J. Leclercq/H. Rochais (S. Bernardi opera 7) 1974 S. 336.

Kommentar

Roger II. mußte nach dem 5. Juni 1135 die Belagerung Neapels aufheben, wo am 24. April 1135 Fürst Robert II. von Capua auf pisanischen Schiffen eingetroffen war. Am 4./5. August überfielen die Pisaner mit einer verstärkten Flotte das mit Roger II. verbündete Amalfi nebst den umliegenden Orten, unterlagen aber, was Bernhard verschweigt, am 6. August bei der Belagerung des Kastells Fratta dem sizilischen König, vgl. BERNHARDI, Lothar S. 624-629, E. CASPAR, Roger II., 1904 S. 146, 150-157. Fratta ist der alte Name des nördl. über Ravello gelegenen Kastells, s. M. CAMERA, Memorie storico-diplomatiche dell'antica città e ducato di Amalfi 1, Salerno 1876 S. 324 Anm. 2. Neben dem Kastell lag der Borgo †Atturnia, M. CAMERA, S. 315. - Der 5. August ist der terminus post quem für den vorliegenden Brief. Wegen des Berichts über die pisanischen Unternehmungen kann er nicht allzu lange nach diesen Ereignissen verfaßt worden sein, vgl. BERNHARDI, Lothar S. 648 Anm. 45, und CASPAR, a.a.O. S. 174, die aber ungenau die Uninformiertheit Lothars auf die erwähnten pisanischen Aktivitäten und nicht auf die Beziehungen des Hofes zu Pisa (und Lucca?) beziehen. Die Gründe für Lothars Unzufriedenheit mit Pisa sind nicht bekannt. Im Jahre 1136 hat Pisa dem beim Kampf um das ehedem kadolingische Fucecchio den Lucchesen zunächst unterlegenen Markgrafen Engelbert von Tuszien Waffenhilfe geleistet, vgl. BERNHARDI, a.a.O., und R. DAVIDSOHN, Geschichte von Florenz 1, 1896 S. 419f. - Über Bernhards Verständnis der corona als Inbegriff des Reiches vgl. P. CLASSEN, Corona Imperii, in: Festschr. P.E. SCHRAMM 1, 1964 S. 94, Wiederabdruck in: P. CLASSEN, Ausgewählte Aufsätze (Vorträge und Forschungen 28) 1983 S. 507.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 452, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1135-08-05_1_0_4_1_1_452_452
(Abgerufen am 19.04.2024).