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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Lothar verkündet Königen, Erzbischöfen, Bischöfen, Fürsten und allen Getreuen Gottes unter Erzählung von den auf dem Wege nach Rom und in Rom geführten Verhandlungen (s. Reg. 331, 340), daß die Unterhändler des Petrus Leonis (Papst Anaklets II.) nach mehrfacher vergeblicher Ladung (sepe commoniti) mit diesem selbst und seinen Anhängern als Betrüger, Treulose und Schuldige an der göttlichen und königlichen Majestät (tam divine quam regie magestatis rei) von den Fürsten seines Hofes (principibus nostre curie) geächtet und zu Feinden erklärt worden seien, und zwar von seinem (Erz)kanzler Erzbischof Norbert von Magdeburg, Erzbischof A(dalbero) von Bremen, den Bischöfen D(iethard) von Osnabrück, B(ernhard) von Paderborn, An(selm von Havelberg) (An. Brandeneburgensi), Be(rnhard) von Parma, R(oboald) von Alba, O(tto) von Asti, O(tbert) von Cremona, G(uido) von Ivrea, den Äbten Heinrich von Fulda, Adalbero von Nienburg, (Anno) von Lüneburg (Alberone Noemburgensi, et Luneburgensi), den Markgrafen Alb(ert) und Heinrich, den Grafen Otto, Bannerträger Siegfried, Hermann, Wilhelm von Lomello, Goizo von Martinengo, Hildebrand und Tankred von Prato und Albert de Castello. Maiestatis divine dispensationi.

Überlieferung/Literatur

Kop.: Paris, Bibl. nat. lat. 1708, 12. Jh., f. 119ra-va. Drucke: Lucas d'Achery, Veterum aliquot scriptorum spicilegium 2, Parisiis 1657 S. 480f. Nicolaus Schaten, Annalium Paderbornensium pars 1, Neuhusii 1693 S. 730f. J.Ch. Lünig, Spicilegium ecclesiasticum pars 1 (Das Teutsche Reichsarchiv tom. 15) Leipzig 1716 S. 155. MGH LL 2, 1 S. 81. J.M. Watterich, Pontificum Romanorum ... vitae tom. 2, Lipsiae 1862 S. 212. MGH Const. 1 S. 166f. Nr. 114. Reg.: Heinemann, Cod. dipl. Anhaltinus 1 S. 165 Nr. 212. Mülverstedt, Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis 1 S. 413 Nr. 1059 (zu 1133 Juni 4), ebenda 3 S. 514 Nr. 123 (zu 1133 Juni). Dobenecker 1 Nr. 1274. Krabbo, Regesten Brandenburg Nr. 23. May, Regesten Bremen 1 Nr. 439. DLo.III. 48. Seegrün/Schieffer, Germ. Pont. VI S. 72 Nr. 115. Stumpf 3277.

Kommentar

Dieses von BERNHARDI, Lothar S. 847ff., als Stilübung beurteilte Rundschreiben gilt sonst seit GIESEBRECHT, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 4 S. 435f. (zu S. 82f.), in seinem Kern als echt, vgl. HIRSCH/ OTTENTHAL, DLo.III. 48, Vorbemerkung; nur an einzelnen Stellen ist sein Text unzutreffend gefaßt oder durch die Überlieferung entstellt. Die Annahme von M. STROLL, The Jewish Pope, 1987 S. 73, es sei wahrscheinlich von Norbert verfaßt, ist nicht näher begründet. Wegen der Narratio, welche Verhandlungen auf dem Weg nach Rom und in Rom erwähnt, und nach der Intitulatio Romanorum rex fällt das Rundschreiben vor den 4. Juni und nach den 30. April, den Tag des Einzugs in Rom, wahrscheinlich also in den Mai. Mit dieser Datierung ist die Nennung des Abtes Heinrich von Fulda als Zeuge nicht zu vereinbaren, da dieser bereits am 26./28. März 1133 gestorben ist, s. M. SANDMANN, Die Folge der Äbte, in: KARL SCHMID (Hg.), Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter 1 (Münstersche Mittelalter-Schriften 8, 1) 1978 S. 201 Nr. 32. Auch der Markgrafentitel des Albrecht ist falsch, sofern es sich bei diesem Zeugen um Albrecht den Bären handelt; denn dieser hatte seine Markgrafenwürde 1131 verloren und erst 1134 wiedererlangt, vgl. PETKE, Lothar S. 355. In der Reihe der Äbte ist der durch die Überlieferung ausgefallene Name Anno, Abt von Lüneburg, zu ergänzen, s. PETKE, a.a.O. S. 22; auch bei der Nennung Norberts als Kanzler statt als Erzkanzler und Brandenburgs statt Havelbergs wird es sich um Fehler der Überlieferung handeln. Da sich alle anderen Zeugen mit Herkunftsbezeichnungen identifizieren lassen, wird man die Nennung Heinrichs als Abt von Fulda und den Markgrafentitel Albrechts, sofern man den Askanier in Betracht ziehen muß, als bei der Mundierung unterlaufene Irrtümer bewerten, vgl. auch TH. GROSS, Lothar III. und die Mathildischen Güter, 1990 S. 91-93, dessen Annahme, daß das Schreiben von einem Anhänger Innozenz' II. verfaßt sei, zwar denkbar, jedoch nicht überzeugend begründet ist. - Die Unterhändler Anaklets wurden offenbar kurzfristig geladen und das Verfahren schnell abgeschlossen, vgl. J. FICKER, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens 1, 1868 S. 185. Von der Weigerung Anaklets, einer Ladung zu folgen, wissen Ernald, Vita Bernardi II, 8, MIGNE PL 185 S. 273, und Falco zu 1133, hg. DEL RE S. 217. - FICKER, a.a.O. 3, 1872 S. 347, weist darauf hin, daß unter den Urteilern fünf deutsche und fünf italienische Bischöfe und zehn weltliche Große genannt werden. Unter diesen sind die fünf zuletzt aufgeführten wiederum Italiener. Vor ihnen würden fünf Deutsche genannt, wenn es sich, was wahrscheinlich ist, bei den Markgrafen Albert und Heinrich um Albrecht den Bären und Heinrich von Groitzsch handelt, vgl. PETKE, a.a.O. S. 206, 213, und bei den Grafen um die Großen Otto von Rheineck, Siegfried von Boyneburg und Hermann von Calvelage, vgl. PETKE, a.a.O. S. 210, 218, 240. - Über Wilhelm von Lomello vgl. R. PAULER, I conti di Lomello, in: Formazione e strutture dei ceti dominanti nel medioevo: Marchesi, conti e visconti nel Regno Italico (secc. IX - XII). Atti del primo convegno di Pisa: 10-11 maggio 1983 (Istituto storico italiano per il medio evo. Nuovi studi storici 1) Roma 1988 S. 196, und unten Reg. 516. Zu Goizo von Martinengo aus dem Hause der Bergamasker Grafen der Giselbertiner s. E. ODAZIO, La discendenza di Lanfranco "de Martinengo", in: Archivio storico Lombardo, NS 5 (1940) S. 32-35, E. ODAZIO, I conti del comitato Bergomense e le loro diramazioni nei secoli X-XII, in: Bergomum 28 (NS 8) (1934) S. 274f., F. MENANT, Les Giselbertins, comtes du comté de Bergame et comtes palatins, in: Formazione e strutture dei ceti dominanti nel medioevo (wie oben) S. 115-186, bes. S. 122f., 154, vgl. J. JARNUT, Bergamo 568-1098 (VSWG Beiheft 67) 1979 S. 243ff. - Hildebrand und Tankred von Prato waren Angehörige der Grafen Alberti, vgl. R. DAVIDSOHN, Geschichte von Florenz 1, 1896 S. 388, R. DAVIDSOHN, Forschungen zur älteren Geschichte von Florenz 1, 1896 S. 79, E. CRISTIANI, II libero comune di Prato secolo XII-XIV, in: Storia di Prato fino al secolo XIV, vol. 1, Prato 1980 S. 365-371, E. COTURRI, Della signoria degli Alberti di Prato, e quindi di un ramo particolare di essi a Capraia e in altri Castelli del Montalbano e della Valdinievole, in: Bulletino storico Pistoiense, ser. 3 vol. 1 (1966) S. 23-38. Albertus de Castello war wahrscheinlich ein Angehöriger der 1152 (DF.I. 19) von Friedrich I. belehnten Grafen von Castello d'Agogna im Novaresischen, zu deren Namengut der Name Albert gehörte, vgl. A. COLOMBO, Due diplomi imperiali del sec. XII e la famiglia Barbavara-De Castello, in: Viglevanum. Rivista della Società Vigevanese de lettere, storia ed arte 1 (1907) S. 244-261, bes. S. 248, 254f.

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 341, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1133-05-04_2_0_4_1_1_341_341
(Abgerufen am 28.03.2024).