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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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In Anwesenheit Lothars setzt ein päpstlicher Legat den Abt Udalrich von Fulda ab, nimmt die Leitung des Klosters in eigene Hände und löst die Laien von ihrem Treu- und die Mönche und Kanoniker von ihrem Gehorsamseid.

Überlieferung/Literatur

Fragment der Chronica Fuldensis, Christophorus Browerus, Fuldensium antiquitatum libri IIII, Antverpiae 1612 S. 297. Reg.: Jakobs, Germ. Pont. IV S. 391 Nr. *98: Qui (sc. Udalrich) V. ordinationis suae anno tale praeiudicium passus est. Nam quidam legatus Honorii papae, qui semper implacabilis Fuldensi ecclesiae fuit, cum rege Fuldam superveniens et quasi gladium de vagina educens abbatiae gubernacula, se ipsum intrudendo, ex praecepto D. Honorii suscepit: laicosque a sacramentorum obligatione, monachos et canonicos de obedientia praefato abbati promissa, qui tunc adhuc absens, absolvit; et ita omnibus subditis dolentibus deponitur.

Kommentar

Über die nur fragmentarisch überlieferte und bis zur Mitte des 14. Jh. geführte Chronica Fuldensis und ihre Benutzung durch Brower vgl. W. HEINEMEYER, Chronica Fuldensis. Die Darmstädter Fragmente der Fuldaer Chronik (AfD Beiheft 1) 1976, bes. S. 21ff. Nach der eingehenden Kritik der fuldischen Überlieferung von TH. FRANKE, Studien zur Geschichte der Fuldaer Äbte im 11. und frühen 12. Jh., in: AfD 33 (1987) S. 196ff., zur Absetzung Abt Udalrichs steht allein der von Brower tradierte Bericht der Chronik - nicht aber etwa Browers eigene Darstellung a.a.O. S. 297, derzufolge Udalrich als Anhänger Konrads von Staufen seines Amtes enthoben worden sei, und auch nicht die Eberhardsche Fälschung Reg. 229 - als Quelle zur Verfügung; die Ausführungen von H.-P. WEHLT, Reichsabtei und König, 1970 S. 299, und M.-L. CRONE, Untersuchungen zur Reichskirchenpolitik Lothars III., 1982 S. 140, über die Gründe von Udalrichs Absetzung sind ohne Quellengrundlage. - Terminus ante für Udalrichs Absetzung ist der 4. November 1126, an dem sein Nachfolger Heinrich als Elekt bezeugt ist, vgl. Reg. 130. Der Terminus post läßt sich nur annähernd aus der Angabe erschließen, daß sie V. ordinationis suae (sc. Udalrichs) anno erfolgte. Udalrichs Vorgänger Erlolf starb am 11. Oktober 1122; Udalrich wurde darauf gewählt, am 11. November 1122 investiert und nach dem 8. April 1123 von Calixt II. geweiht, vgl. FRANKE, a.a.O. S. 184, 187. Der Versuch von FRANKE, S. 200ff., den Begriff der ordinatio allein auf die Investitur zu beziehen, woraus sich die Unzuverlässigkeit der chronologischen Angabe der Chronica Fuldensis hinsichtlich des Zeitraums der Absetzung ergäbe, ist nicht überzeugend, da nicht geklärt wird, was der Chronik-Verfasser unter der ordinatio verstanden wissen wollte. Wenn dieser - im Einklang mit c. 64 der Benediktsregel - die Bestellung des Abtes mit der Wahl beginnen ließ, ergeben sich hinsichtlich der Chronologie der Absetzung keine Schwierigkeiten; sie würde dann nach dem 11. Oktober 1126 erfolgt sein. - Die von der Quelle behauptete Feindschaft des Papstes Honorius II. gegenüber Fulda läßt sich nicht zwingend falsifizieren; daß die Ereignisse von 1126 im Wissen um die Absetzung Abt Ruggers von Fulda im Jahre 1148 dargestellt wurden, erscheint als möglich, vgl. FRANKE, a.a.O. S. 207-217. - Bei dem Kardinal handelt es sich am wahrscheinlichsten um den durch Reg. 130 bei Lothar bezeugten Gerhard von S. Croce in Gerusalemme, vgl. FRANKE, a.a.O. S. 203f., und Reg. 126. - Udalrich ist noch am 2. Januar 1126 an Lothars Hof bezeugt, vgl. Reg. 111. - Am 3. Oktober 1126 wurde der Elekt Heinrich von Olmütz in Worms von Erzbischof Adalbert von Mainz geweiht, Ann. Gradic. zu 1126, MGH SS 17 S. 649: Presul Heinricus ... eodem anno Deo annuente honorifice Vormacie in aecclesia sancti Cyriaci martyris consecratus est V. non. octobris. Die Vermutung von BERNHARDI, Lothar S. 115, und F. SCHNEIDER, Analecta Toscana, in: QFIAB 17 (1914) S. 34, 35f., 41, daß Lothar bei der Weihe anwesend gewesen sei, trifft vielleicht das Richtige, ist aber nicht sicher, vgl. KUCK, Itinerar S. 4.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 128, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1126-10-11_1_0_4_1_1_128_128
(Abgerufen am 28.03.2024).