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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Die Erzbischöfe und Bischöfe A(dalbert) von Mainz, F(riedrich) von Köln, U(lrich) von Konstanz, B(urchard) von Worms, A(rnold) von Speyer, Abt U(dalrich) von Fulda, Herzog H(einrich von Bayern), Herzog F(riedrich von Schwaben), Pfalzgraf G(ottfried von Lothringen), Graf B(erengar) von Sulzbach und weitere geistliche und weltliche Fürsten, die zur Beisetzung Heinrichs V. zugegen waren, an Bischof Otto von Bamberg: Nach dem feierlichen Begräbnis des Kaisers schien nach Ordnung der Dinge und Lage der Zeit eine Beratung über den Zustand und den Frieden des Reiches erforderlich, wenn nicht Otto und andere Fürsten gefehlt hätten. Da auf seine und deren Anwesenheit zu warten untunlich gewesen wäre, hätten sie einmütig beschlossen, sofern er dem zustimme, am 24. August in Mainz eine Versammlung der Fürsten zur Königswahl abzuhalten (Quam expectare quia grave erat et difficile, sedit omnium nostrum sententiae, si vestrae tantum non displicuerit concordiae, curiam in festo beati Bartholomei apud Moguntiam celebrare et ibidem convenientibus principibus de statu et successore regni ... ordinare). Ohne seiner Überlegung und Entscheidung irgendwie vorgreifen zu wollen und ohne sich ein besonderes Vorrecht anzumaßen (Nullum tamen praeiudicium deliberationi et voluntati vestrae facientes, nichil nobis singulare ac privatum in hac re usurpamus), stellen sie Otto vor, er möge eingedenk der Bedrückung, unter der die Kirche mit dem Reich bis jetzt gelitten habe, die Hilfe Gottes anrufen, damit dieser bei der Einsetzung eines neuen Königs so für seine Kirche und das Reich sorge, daß jene von nun an des schweren Jochs der Knechtschaft ledig sei und nach ihren Gesetzen und sie alle und das Volk in Frieden leben könnten (quatinus, memor oppressionis, qua ecclesia cum universo regno usque modo laboravit, dispositionis divinae providentiam invocetis, ut in substitutione alterius personae sic ecclesiae suae et regno provideat, quod tanto servitutis iugo amodo careat et suis legibus uti liceat, nosque omnes cum subiecta plebe temporali perfruamur tranquillitate). Auch bitten sie, der Bischof möge dem ihm anvertrauten Volk bis zum Ende der Versammlung und noch vier Wochen darüber hinaus Frieden gebieten, damit jedem eine sichere Hin- und Rückreise gewährleistet sei; zudem möge er so erscheinen, wie es bei einem Hoftag nach Sitte der alten Fürsten schicklich ist, und zwar auf eigene Kosten, ohne den Armen zur Last zu fallen (... ut pacem credito vobis celitus populo infra praescriptum curiae terminum et ultra ad quatuor ebdomadas ordinetis, quatinus omnibus tutior fiat concursus ac reditus; et ut curialiter more videlicet antiquorum principum cum propria impensa neminem pauperum ledentes conveniatis).

Überlieferung/Literatur

Drucke: Eccard, Cod. Udal. S. 334 Nr. 320. Jaffé, Cod. Udal. S. 396 Nr. 225. MGH LL 2, 1 S. 79. MGH Const. 1 S. 165f. Nr. 112. Reg.: Böhmer-Will, Regesten Mainz 1 S. 276 Nr. 161. Ladewig/Müller, Regesten Konstanz 1 Nr. 733. Knipping, Regesten Köln 2 Nr. 221.

Kommentar

Terminus post quem für den Brief ist der Tod Heinrichs V. am 23. Mai 1125 in Utrecht. Der Tag der Beisetzung in Speyer ist nicht bekannt, vgl. MEYER VON KNONAU, Jahrbücher 7 S. 323-325. Wahrscheinlich fand sie an einem der ersten Junitage statt. Zu dem hinsichtlich des Beschlusses des Wahltermins betont vorsichtig formulierten Brief, der einerseits nichts präjudizieren will, aber andererseits der Herrschaft Heinrichs V. ein vernichtendes Zeugnis ausstellt, vgl. H. KELLER, Schwäbische Herzöge als Thronbewerber, in: ZGORh 131 (NF 92) (1983) S. 153 mit Anm. 176, 177, ULRICH SCHMIDT, Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert, 1987 S. 45f. Der Verfasser des Schreibens ist gegen A. HAUCK, Kirchengeschichte Deutschlands 4, 3-4 1913 S. 116, bislang nicht bekannt. Ob sein Inhalt dem Herzog Friedrich von Schwaben, in dessen Namen der Brief ebenfalls verfaßt war, unbekannt gewesen ist, so H. SPROEMBERG, Eine rheinische Königskandidatur im Jahre 1125, in: Aus Geschichte und Landeskunde, Festschr. FRANZ STEINBACH, 1960 S. 54, oder ob sich der Staufer durch öffentlichen Widerspruch gegen die Bewertung Heinrichs V. nicht isolieren wollte oder diese sogar teilte, ist ungewiß, vgl. SCHMIDT, a.a.O. S. 46 Anm. 62. Die Beurteilung des Briefes durch BERNHARDI, Lothar S. 6-9, und HAUCK, a.a.O. S. 116f., wird den Absichten seiner Absender und insbesondere Erzbischof Adalberts von Mainz nicht gerecht, vgl. Reg. 92. Den Wahltermin betrachtet zuletzt U. REULING, Die Kur in Deutschland und Frankreich, 1979 S. 145, als außergewöhnlich spät angesetzt. Jedoch befand sich die auf genau drei Monate nach Heinrichs V. Tod begrenzte Frist im Einklang mit den Vorschriften für kirchliche Wahlen, die binnen drei Monaten zu erfolgen hatten, vgl. Placidus de Nonantola, Liber de honore ecclesiae c. 117, MGH Ldl 2, 1892 S. 624: Nullam enim aecclesiam sacri canones plus tribus mensibus sine pastore esse permittunt, vgl. D. 75 c. 2, und B. SCHIMMELPFENNIG, Papst- und Bischofswahlen seit dem 12. Jahrhundert, in: Vorträge und Forschungen 37 (1990) S. 191.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 88, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1125-05-23_1_0_4_1_1_88_88
(Abgerufen am 20.04.2024).