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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Benedikt IX. verzichtet nach vorherigen Beratungen mit (dem Hegumenos Bartholomäus von Grottaferrata) (vgl. n. 270) (und dem (Archipresbyter Johannes (Gratianus von S. Giovanni a Porta Latina) auf sein Amt, indem er eine Selbstabsetzung ausspricht.

Überlieferung/Literatur

Erw.: De ordinando (Dümmler, MG Ldl I 10; Anton 77; Frauenknecht 82); Ann. Rom. 1046 (Duchesne II 331); Hermann von Reichenau, Chr. 1044 (MG SS V 125); Petrus Damiani, De abdicatione episcopatus (n. 72) (Reindel,Briefe des Petrus Damiani, MG Briefe IV/2, 327-366, 363); Bonizo von Sutri, Liber ad amicum V (Dümmler, MG Ldl I 584); Beno, Gesta II 5, 7 (Francke, MG Ldl II 377, 378); Ann. Altahenses 1046 (Oefele, MG SS rer. Germ. 4/1891, 42); Desiderius von Montecassino, Dialogi (MG SS XXX 1141f.); Bernold von Konstanz, Chr. (MG SS V 399, 425); Ann. Augustani 1046 (MG SS III 126); Gregor von Catino, Chr. Farfense (Balzani, FSI 34/1903, 244); Catal. s. Rom. pont. (Oefele,SS rer. Boicarum I 651); Ann. Admuntenses 1044 (MG SS IX 574); Ann. s. Blasii 1045 (MG SS XVII 276); Leo Marsicanus, Chr. Casinensis II 77 (MG SS XXXIV 321); Romuald von Salerno, Chr. (Garufi, SS rer. Ital. VII/1, 1935, 178); Anon. Zwettlensis, Hist. Rom. pont. (Migne,PL 213, 1030); Chr. regia Coloniensis (Waitz, MG SS rer. Germ. 18/1880, 35); Alberich von Troisfontaines, Chr. (MG SS XXIII 787); Andrea Dandolo, Chr. (Pastorello, SS rer. Ital. XII/1, 1937, 210); Liber Pont. (Přerovský, StudGrat 22/1978, 671; 23/1978, 472f.); Platina, Liber de vita Christi (Gaida, SS rer. Ital. III/1, 1932, 181); Lorenz Fries, Historie der Bischoffen zu Wirtzburg (Wagner/Ziegler I 233).  Reg.: JL I p. 522.  Lit.: Steindorff, Heinrich I 259f., 485; Hauck, Kirchengeschichte III 570; Bréhier, Schisme oriental 28; Kromayer, Vorgänge 164f.; Mathis,Benedetto 286ff.; Borino, Elezione 174ff.; Poole, Benedict 206f.; Messina, Benedetto 96ff.; Mann, Popes V 251; Borino, Invitus 4; Mikoletzky, Vorgeschichte 252; Brezzi, Aspetti della vita politica 123f.; Morghen, L'origine del programma 19f.; Haller, Papsttum II 279; Giovanelli, Bartolomeo Juniore 179ff.; Halkin, Abdication de Benoît 231, 233ff.; Zimmermann, Papstabsetzungen 120, 122f.; Herrmann, Päpstlicher Amtsverzicht 106f.; Partner, Lands of St. Peter 107; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 154f., 165; Schmale, Sutri 71f.; Whitton, Papal Policy 63f.;Ghirardini, Benedetto 33ff.; Anton, De ordinando 33ff.; Cowdrey, Gregory 22; Sartori, S. Giovanni a Porta Latina 299f., 304f.; Engelbert, Heinrich III. und Sutri 235f.; Benericetti, Cronologia dei papi 65; Piazzoni, Riforma, Eigenkirche 1182f.

Kommentar

Die Ann. Rom. nennen nicht nur das exakte Datum für die Resignation des Papstes (in die kal. Maias), sondern erwähnen als einzige Quelle ein eigentliches Resignationsdokument: per cartulam refutavit Iohanni archipresbitero s. Iohannis ad portam Latinam, suo patrino. Als Motiv für den Rückzug Benedikts IX. aus dem Amt und in den Laienstand führt diese Quelle an, dass der Papst das römische Volk nicht ertragen habe (Benedictus non sufferens Romanum populum). Eine ähnliche Begründung geben die Ann. Altahenses, denen zu folge der Papst ira permotus sibi subpositum hoc (officium papatus) possidere noluit. Der spät schreibende Lorenz Fries dagegen nimmt als Ursache für den Amtsverzicht Benedikts IX. die Furcht vor den Anhängern Silvesters III. an: ... weil ihm aber vor Sylvester und seinen anhängern etwas grauet. Eine ausführlichere Motivation für den Amtsverzicht gibt Desiderius in seinen Dialogen, welcher als Grund für die Differenzen des Papstes mit dem römischen Volk, die zur Resignation führten, die Verachtung des letzteren anführt sowie den Wunsch Benedikts nach einem ausschweifenden Lebensstil: Cumque se a clero simul et populo propter nequitias suas contemni conspiceret ... tandem reperto consilio, quia voluptati deditus, ut Epycurus magis quam ut pontifex vivere malebat – eine Begründung, die auch schon die Chr. von Montecassino unterstellte. Bonizo zufolge ist die Motivation für die Resignation des Papstes in den Problemen zu suchen, die sich mit dem Wunsch Benedikts IX. nach einer Heirat (n. 249) ergaben. Wegen seiner Heiratsabsichten habe Benedikt den sacerdotem Iohannem befragt und eiusque consilio semetipsum dampnavit pontificatuique renuntiavit. Bonizo nimmt demnach nicht einen einfachen Amtsverzicht an, sondern geht (wie auch Bernold von Konstanz) darüber hinaus auch noch von einer Selbstverurteilung Benedikts IX. aus; diese dürfte allerdings trotz des bedeutungsschweren Wortes dampnavit eher einer Unfähigkeitserklärung als einer Exkommunikation vergleichbar sein. –  In der Abfolge der Ereignisse nimmt Bonizo jedoch eine von den anderen Quellen abweichende Haltung ein; seiner Darstellung nach erfolgte zuerst die Amtsübergabe Benedikts an Gregor VI. (Johannes Gratianus) und erst als deren Folge kam es zur Vertreibung Benedikts IX., während alle anderen Quellen davon ausgehen, dass die Amtsübergabe erst ein Versuch war, die durch Vertreibung und Rückkehr Benedikts IX. nach Rom instabile Situation zu meistern (n. 263, n. 264, n. 266, n. 267, n. 268, n. 269, n. 270). Hermann von Reichenau berichtet ebenfalls von dem Verzicht im Rahmen seiner Erzählung von den 1044 beginnenden schismatischen Ereignissen und auch Petrus Damiani verweist darauf, dass Benedictus papa ... apostolici se culminis amministratione privavit. Bernold von Konstanz legt (wie die Ann. Augustani und s. Blasii) besondere Betonung auf die Freiwilligkeit des Amtsverzichtes: a papatu sponte recessit, bzw. Platina: pontificium munus libere cessit. Bezüglich der exakten zeitlichen Einordnung sind die Quellen – abgesehen von den Ann. Rom. – nicht genau; sie geben einerseits 1044 (vgl. n. 262, n. 263), andererseits 1046 (n. 324, n. 327) als Datierung an, womit der Anfang bzw. das Ende der schismatischen Verwicklungen bezeichnet wird. –  Nur Gregor von Catino bestimmt im Chr. Farfense den Zeitraum zwischen der Rückkehr des vertriebenen Papstes nach Rom (n. 269) und seiner Abdankung genauer mit: post mensem I, während Romuald die selbe Zeitspanne mit post mensem unum et dies viginti angibt. Die beratende Tätigkeit des Johannes Gratianus bei der Resignation Benedikts IX. ergibt sich neben Bonizo und den Ann. Admuntenses auch aus n. 243, n. 270, n. 273; Beno (Gesta II 5, MG Ldl II 377) bezeichnet ihn als consoci(us) Benedikts, Sigebert und Alberich von Troisfontaines sprechen ausdrücklich von der Vermittlung des Rücktritts durch diesen Kleriker: mediante Graciano cessit. Alle angeführten Quellen stehen Benedikt IX. negativ gegenüber; daher sind bei der Frage nach seiner Abdankung auch Lukas und die anderen Grottaferratenser Quellen heranzuziehen, welche sich vermutlich auf eben dieses Ereignis beziehen (vgl. aber den Kommentar zu n. 270). Als Motivation gehen sie von Gewissensbissen des Papstes aus. Zu falsch konstruierten Zusammenhängen der Übernahme des Papstamtes durch Gregor VI. vgl. auch n. 153, n. 154 und n. †280, n. †281, n. †282.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 271, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1045-05-01_2_0_3_5_1_271_271
(Abgerufen am 24.04.2024).