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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Bischof Johannes von Sabina wird nach der Vertreibung Papst Benedikts IX. (vgl. n. 263) durch die aufständischen Römer zum Papst gewählt und als Silvester III. inthronisiert.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Ann. Rom. (Duchesne II 331); Hermann von Reichenau, Chr. 1044 (MG SS V 125); Liber Pont. CXLVIIII (Duchesne II 270); Beno, Gesta II 8 (Francke, MG Ldl II 378); Bonizo von Sutri, Liber ad amicum V (Dümmler, MG Ldl I 584); Ann. Altahenses (Oefele, MG SS rer. Germ. 4/1891, 42); Desiderius von Montecassino, Dialogi (MG SS XXX 1141f.); Bernold von Konstanz, Chr. (MG SS V 399, 425); Catal. s. Rom. pont. (Oefele, SS rer. Boicarum I 651); Leo Marsicanus, Chr. Casinensis II 77 (MG SS XXXIV 320f.); Ann. s. Blasii 1045 (MG SS XVII 276); Romuald von Salerno, Chr. (Garufi, SS rer. Ital. VII/1, 1935, 178); Anon. Zwettlensis, Hist. Rom. pont. (Migne, PL 213, 1030); Chr. regia Coloniensis 1032 (Waitz, MG SS rer. Germ. 18/1880, 35); Chr. pont. et imp. Tiburtina (MG SS XXXI 259); Chr. pont. et imp. Basileense 1033 (MG SS XXXI 289); Sicard von Cremona, Chr. (MG SS XXXI 159); Gilbert von Rom, Chr. pont. et imp. Rom. (MG SS XXIV 132); Alberich von Troisfontaines, Chr. 1044 (MG SS XXIII 787); Albert Milioli, Liber de temp. (MG SS XXXI 424); Chr. universalis Mettensis 1033 (MG SS XXIV 511f.); Martin von Troppau, Chr. (MG SS XXII 433); Flores temp. - pont. (MG SS XXIV 245); Tholemäus von Lucca, Hist. eccl. XVIII 20, 22 (Muratori, SS rer. Ital. XI 1056, 1057); Johann von Viktring, Liber Hist. (Schneider, MG SS rer. Germ. 36/1, 1909, 68, 69, 113); Andrea Dandolo, Chr. (Pastorello, SS rer. Ital. XII/1, 1937, 210); Eulogium Historiarum (Haydon,SS rer. Brit. 9/1, 259, 260); Konrad von Megenberg, Ökonomik (MG Staatsschriften III/2, 88); Liber Pont. (Přerovský, StudGrat 22/1978, 671; 23/1978, 472f.); Martin von Fulda, Chr. 1046 (Eckhart, Corp. Hist. I 1680); Chr. pont. et imp. s. Bartholomaei in Insula Romani (MG SS XXXI 215); Chr. Venetum (Cessi,FSI 73/1933, 28); Chr. belgicum (Pistorius/Struve, SS rer. Germ. III 112); Jean des Preis (dit Outremeuse), Myreur II (Brognet IV 242, 249); Jakob Twinger von Königshofen, Chr. (Hegel, Chr. der deutschen Städte IX 554); Johannes Rothe, Düringische Chr. 250 (Liliencron 194); Hermann Corner, Chr. novella (Eckhart, Corp. Hist. II 574); Edmund Dynter, Chr. ducum Lotharingiae (De Ram II 34); Thomas Ebendorfer, Chr. pont. Rom. (Zimmermann, MG SS NS 16/1994, 323); Johannes Długosz, Ann. seu Chr. Poloniae III zu 1040, zu 1046 (Dąbrowski II 19, 28, 56); Platina, Liber de vita Christi (Gaida, SS rer. Ital. III/1, 1932, 181, 182); Werner Rolevinck, Fasciculus temp. 1034 (Pistorius/Struve, SS rer. Germ. II 539); Johannes Staindel, Chr. generale 1045 (Oefele, SS rer. Boicarum I 474); Lorenz Fries, Historie der Bischoffen zu Wirtzburg (Wagner/Ziegler I 233).  Reg.: J p. 362; JL I p. 523.  Lit.: Steindorff, Heinrich I 258, 485; Hauck, Kirchengeschichte III 569f.; Kromayer, Vorgänge 162f.; Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2, 982; Mathis, Benedetto 565ff.; Buzzi, Ricerche 187; Borino, Elezione 178ff., 189, 196ff.; Bossi, Crescenzi 160; Poole, Chronology 150; Poole,Benedict 189f.; Messina, Benedetto 88f.; Mann, Popes V 249; Vehse, Sabina 148f.; Kölmel, Rom 70, 160; Fliche,Réforme I 106; Santifaller, Reichskirchensystem 97; Krämer,Papstnamensänderungen 162; Morghen, L'origine del programma 14; Haller, Papsttum II 279; Giovanelli, Bartolomeo Juniore 179f.; Halkin, Abdication de Benoît 230; Zimmermann, Papstabsetzungen 120f.; Partner, Lands of St. Peter 107; Goez, Papa qui et episcopus 29f.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 152ff., 182; Schmale, Sutri 57; Whitton, Papal Policy 80f., 161ff., 168f.; Ghirardini, Benedetto 23f.; Wolter, Synoden 373; McLoughlin, Bridegroom 212; Cowdrey, Gregory 22; Sartori, S. Giovanni a Porta Latina 304; Capitani, Benedetto IX (Enciclopedia dei papi 144); Engelbert, Heinrich III. und Sutri 234f.; Blumenthal, Gregor 59f.; Schieffer, Sutrilied 87; Piazzoni, Riforma, Eigenkirche 1182.

Kommentar

Einig sind sich alle Quellen, dass Silvester III. als Nachfolger des vertriebenen (n. 263) Benedikt IX. gewählt wurde. Ebenfalls herrscht Übereinstimmung bei der Aussage, dass der neu erhobene Bischof von Rom zuvor Bischof der Sabina war (Ann. Rom.: elegerunt sibi Iohannem Sabinensem episcopum, cui posuerunt nomen Silvester); allein Andrea Dandolo meldet den falschen Bischofssitz Albano. Ein Irrtum unterlief auch Johann von Viktring bei der Interpretation der verwickelten Verhältnisse der Schismazeit; er nimmt an, der Bischof Johannes von Sabina habe nach seiner Wahl zum Papst den Namen Gregor VI. getragen (vgl. n. 273). Eine auffallend große Anzahl der Quellen belegt den Gegenpapst sogar mit der korrekten Ordnungszahl III. (Beno, Andrea Dandolo, Eulogium Historiarum, Platina, Lorenz Fries). –  Nur einige der Notizen benennen – über die allgemeine Angabe: die Römer hinausgehend – die Verantwortlichen für die Wahl (wobei von einer eigentlichen Wahlhandlung nirgends die Rede ist; vielmehr spekuliert Tholemäus von Lucca ohne Ergebnis, utrum ... fuerit electus a solo collegio cardinalium vel a clero et populo), mit welcher laut Beno die römische Kirche in ein Schisma fiel: factum est, ut Romana ecclesia in partes diversas scindi videretur (zum Schisma vgl. n. 262). Die Ann. Altahenses verweisen auf die in unum coniurati Romani als Wähler Silvesters III., die Ann. Rom. ähnlich lautend auf die omnes Romani in unum congregati. Nur Bonizo macht den Gerardus de Saxo cum aliis capitaneis dafür namhaft, die quendam Sabinorum episcopum sibi eligunt pontificem, quem verso nomine vocaverunt Silvestrum. Zu der Beteiligung des Gerardus de Saxo vgl. aber n. 249 und n. 263. Während Bonizo – sicher nicht korrekt – die Erhebung Silvesters III. als Folge von Benedikts IX. Verkauf des Papsttums an Johannes Gratianus betrachtet (vgl. n. 273) und somit als antisimonistische Handlung versteht, berichtet Desiderius (ähnlich Tholemäus von Lucca, Konrad von Megenberg und Platina), gerade bei der Wahl des Silvester sei auch Simonie im Spiel gewesen: Johannem … Sabinensem episcopum, non tamen vacua manu, canonica parvipendentes decreta, substituunt. Jean des Preis behauptet sogar, der spätere Silvester III. habe bereits die Vertreibung Benedikts IX. finanziert (fut li pape Benedich hors buteis por argent que li evesque cardinals de Sabine donat) (vgl. n. 263). Interessant ist jedoch die Behauptung Benos, Silvester III. sei nicht durch eigenen Ehrgeiz, sondern durch Gewalt Papst geworden (non ambitio, sed vis ad papatum coegerat), also durch die Macht seiner Anhänger (vgl. auch n. †265, n. †280, n. †282). Da erst 1046 mit Heinrichs III. Eingreifen antisimonistische Bestrebungen in Rom herrschend wurden (vgl. n. 324, n. 327), ist davon auszugehen, dass bei der politisch motivierten Neuwahl des Papstes zu Lebzeiten des Vorgängers nicht nur simonistische Handlungen im weiteren Sinn, sondern auch Geldzahlungen eine Rolle spielten, ohne dass Silvester III. selbst darin verwickelt gewesen sein muss. –  Das Datum der Erhebung Silvesters III. wird in keiner Quelle ausdrücklich genannt, doch muss es nach der Vertreibung Benedikts IX. (n. 263) und noch genauer nach der Schlacht von Trastevere am 7. Januar 1045 angesetzt werden; laut Ann. Rom. (Duchesne II 331) belagerten die aufständischen Römer das Benedikt IX. treu gebliebene Trastevere – und dort vielleicht auch den Papst selbst. Die Römer wurden aber von den Bewohnern von Trastevere und dem tuskulanischen Anhang blutig zurückgeschlagen (VII. die mensis Januarii) (vgl. Kromayer, Vorgänge 162f.; Whitton, Papal Policy 80f.; Blumenthal,Gregor 59f.; Cowdrey, Gregory 22). Am dritten Tag (die tertio) nach dieser Schlacht (also am 9. Januar) ereignete sich ein Erdbeben, das die Papstgegner schließlich zur Neuwahl veranlasste (Ann. Rom.). In Kombination dieser Informationen mit dem Zeitpunkt der Vertreibung Silvesters III. und den Angaben zu dessen Amtszeit (n. 268, vgl. auch n. 267) ergibt sich als Datum für Weihe und Inthronisation einer der beiden Sonntage, entweder der 13. oder 20. Januar 1045. Die Wahl muss demnach in den Tagen zuvor erfolgt sein; die Beteiligung der Bürger Roms daran ist denkbar (nicht jedoch der Bewohner von Trastevere, vgl. n. 249, n. 263), treibende Kraft wird jedoch eine den Tuskulanergrafen feindliche Adelsopposition gewesen sein, in deren Zentrum vermutlich nicht der von Bonizo genannte Graf Gerardus de Saxo, sondern die Stephanier standen, als deren "Hausbischof" der Oberhirte der Sabina gelten kann (vgl. aber Whitton, Papal Policy 161ff., der weder Stephanier noch Octavianer für den Ausgangspunkt der Opposition gegen Benedikt IX. hält.). Silvester III. behielt seinen bisherigen Bischofsitz in der Sabina bei (Goez)Zum Ende des Pontifikats Silvesters III. vgl. n. 268, n. 324 und n. 326.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 266, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1045-01-13_1_0_3_5_1_266_266
(Abgerufen am 29.03.2024).