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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst (Benedikt IX.) will heiraten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Ann. Altahenses (Oefele, MG SS rer. Germ. 4/1891, 42); Bonizo von Sutri, Liber ad amicum V (Dümmler, MG Ldl I 584).  Reg.: – .  Lit.: Steindorff, Heinrich I 258, 485; Dresdner, Sittengeschichte 312; Mirbt, Publizistik 241; Kromayer, Vorgänge 164; Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2, 982f.; Mathis, Benedetto 568ff.; Borino, Elezione 174ff., 181f., 186f.; Messina, Benedetto 92f.; Mann, Popes V 250f.; Kölmel, Rom 160; Fliche, Réforme I 106f.; Zimmermann, Papstabsetzungen 120; Herrmann, Päpstlicher Amtsverzicht 106f.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 151; Denzler, Amtszölibat I 49; Schmidt, Alexander 104; Ghirardini, Benedetto 28f., 31; Engelbert, Heinrich III. und Sutri 235.

Kommentar

Die Ann. Altahenses sprechen davon, dass der erste der drei in das Schisma von 1044-1046 verstrickten Päpste (also ist eindeutig Benedikt IX. gemeint) das Papsttum aufgegeben habe propter illicitum, quod contraxerit connubium. Nach dieser Aussage zu urteilen, wäre es sogar zu einer Ehe – oder doch eher zu einem Konkubinat – des Papstes gekommen. Dieses müsste aufgrund des Niederaltaicher Berichts vor dem 1. Mai 1045 (n. 271, n. 273) angesetzt werden. Bonizo weiß über den Vorgang jedoch anscheinend besser Bescheid und weicht in dieser Hinsicht von den Ann. Altahenses ab. Ihm zufolge geschah die Resignation Benedikts IX. (n. 271) post multa turpia adulteria et homicidia, und auch weil der Papst vellet consobrinam accipere coniugem. Diese Quelle vermag sogar zu sagen, dass die auserwählte Verwandte Theophylakt-Benedikts IX. die Tochter Girardi de Saxo gewesen sei und die gesamten schismatischen Verwicklungen, angefangen von der ersten Vertreibung Benedikts (n. 263), der Wahl Silvesters III. (n. 266, n. 267) bis zum Amtsverzicht des Papstes (n. 271, n. 273), nur entstanden seien, weil dieser Girardus de Saxo sich weigerte, einer Verbindung seiner Tochter mit Theophylakt als amtierendem Papst zuzustimmen. Allerdings ist Bonizo in der Chronologie der Ereignisse nicht völlig zu trauen, da er die Autodeposition Benedikts IX. (n. 271) und die Übertragung des Amtes an Johannes Gratianus (n. 273, n. 276) vor die Vertreibung Benedikts setzt (n. 263) (vgl. aber Kromayer, Vorgänge 165f.). Bonizo behauptet auch, jener Girardus de Saxo habe anschließend die Situation ausgenutzt, um den Gegenpapst Silvester zu installieren, doch ist nach den Ann. Rom. Graf Gerardus de Saxo einer der Heerführer Benedikts IX. bei der Schlacht von Trastevere (n. 263, n. 266). Eine mögliche Lösung dieses Widerspruchs ist, dass der Papst in der Tat eine Ehe einzugehen beabsichtigte und deshalb Beratungen über seinen Rücktritt und die Amtsnachfolge führte. Nach der erneuten Amtsübernahme (n. 269) dürften die Ehepläne des Papstes zwar gescheitert gewesen sein, er jedoch aufgrund der Vorfälle und auch durch seine Berater zum Rücktritt gedrängt (nn. 269, n. 271) das Interesse am Amt verloren haben. Trotz der Erzählung Bonizos sind Ehepläne des Papstes, falls sie überhaupt historische Realität haben, in die Zeit vor seiner ersten Vertreibung (n. 263) anzusetzen und dauerten evtl. bis zum Rücktritt. Da die meisten Quellen den Amtsverzicht (n. 271, n. 273) in Verbindung zum unmoralischen Lebenswandel des Papstes bringen (z. B. Desiderius, Dialogi [MG SS XXX 1141f.]: se a clero simul et populo propter nequitias suas contemni conspiceret et fama suorum facinorum omnium aures impleri cerneret; Ann. s. Blasii [MG SS XVII 276]: propter scelera; Platina, Liber de vita Christi [Gaida, SS rer. Ital. III/1, 1932, 181]: Romani Benedictum, hominem ignavum et nullius pretii perosi) und gelegentlich sogar mit dessen Gewissensbissen (vgl. n. 270), kann möglicherweise auch ein dem Amtsverzicht vorhergehendes Konkubinat Benedikts IX. angenommen werden. Engelbert hält die Gerüchte über die Ehepläne allerdings für eine "ganz und gar unglaubwürdige Geschichte".

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 250, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1044-05-01_1_0_3_5_1_250_250
(Abgerufen am 29.03.2024).