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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst (Benedikt IX.) auferlegt dem Ilderad von Comazzo (Ilderadus filius quondam Agini, qui et Otto de loco Comatio) als Buße für ungenannte Vergehen eine dreimalige Pilgerreise nach Jerusalem in drei aufeinanderfolgenden Jahren, welche er auf kniefälliges Bitten des Pönitenten in die Verpflichtung, ein Kloster zu gründen und mit dem Zehnt all seiner Besitzungen auszustatten, abwandelt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Schenkungsurkunde des Ilderad und seiner Frau Rolenda von 1038 Dezember 14 bzw. 23 (CesareVignati, Cod. dipl. Laudense I = Bibl. hist. Italica 2, Mailand 1879, 46), (zu Textvarianten vgl. GiorgioGiulini, Memorie spettanti alla storia, al governo ed alla descrizione della città e della campagna di Milano III [Mailand o. J. ca. 1765] 500).  Reg.: IP VI/1 247 n. *1. *2.  Lit.: Giulini, Memorie di Milano III 66ff.; GiovanniAgnelli, Monasteri Lodigiani. Monastero di S. Vito a Castiglione (Arch. storico per la città e comuni del circondario di Lodi 28/1909, 181-187); Alessandro Caretta, La città antica (374-1159) (Diocesi di Lodi [= Storia religiosa della Lombardia 7], Brescia 1989, 23-46) 32.

Kommentar

Die von Ilderad von Comazzo und dessen Frau Rolenda (Rolenda filia quondam Lanfranci comitis) vollzogene Schenkung ist in Anwesenheit von deren Bruder Graf Arduin (von Lodi) (in presentia Arduini comitis) und anderer Zeugen durchgeführt. Gegründet wurde damit das Kloster S. Vitus in Castiglione d'Adda (hedificare visi sumus monasterio in honore ss. martirum Viti et Modesti atque Crescentiae ... intus castro, qui nominatur s. Viti). Datiert ist die Schenkung a. ab incarn. D. nostri Iesu Christi MIX, X. kal. Jan., ind. VI., also am 23. Dezember 1008, was Vignati unter Hinweis auf die genannten Personen in 1039, Kehr in IP ohne nähere Angaben (wegen der Indiktionsangabe ?) jedoch in 1038? emendiert. –  Im Rahmen der Schenkungsurkunde berichtet Ilderad von seinem Gelübde, für seine Sünden eine Pilgerfahrt nach Jerusalem durchzuführen, was der apostolische Stuhl in eine dreimalige Pilgerreise verschärft habe. Weil der Pönitent keine Möglichkeit sah, diese Auflage zu erfüllen, habe er den Papst kniefällig gebeten, die Strafe zu lindern, und von diesem den Auftrag erhalten, das Kloster zu gründen und auszustatten: votum vovi Deo adire in Hierusalem ... pro peccatis indulgentiam adorare. Insuper sancte sedis apostolice, cum fecissem ei notum reatum meum ... precepit mihi, ut irem in peregrinatione per tres continuos annos, scilicet tres vices, in Hierusalem ad limina s. sepulcri et ceteris oraculis sanctorum Deum adorare cum nudis pedibus et sine ulla sustentatione equi ... Cum ergo vidissem ego nequaquam posse sufferre tantos labores, cecidi ad pedes eius [Romani pontificis]... rogans, ut allevaret me tanto pondere ... ille vero ... iussit mihi monasterium hedificare et decimas omnium bonorum ... meorum ... offerre. Das Vergehen des Pönitenten wird in dem Schriftstück nicht genannt, doch kann es sich angesichts der Strafe nur um ein Kapitalverbrechen gehandelt haben. Die päpstliche Maßnahme muss zum Zeitpunkt der Schenkung einige Zeit zurückgelegen haben, doch ist angesichts der Masse der geschenkten Güter nicht an einen langen Zeitraum zwischen der Auferlegung der Buße und deren Vollzug zu denken. Falls die Urkunde wie angenommen 1038 ausgestellt ist, wird das päpstliche Eingreifen vermutlich in den Pontifikat Benedikts IX. fallen. Eine genauere Datierung lässt die Quelle nicht zu. Gegen die Gliederung in IP, wo zwischen der ersten Bußauferlegung durch den Papst und deren Reduzierung unterschieden wird und der Vorgang demgemäß in zwei Regesten unterteilt wird, stellt sich der Ablauf in der Quelle so dar, dass Ilderad nach dem eigenen Wallfahrtsgelübde vermutlich wegen der Pönitenz den Papst (bzw. den apostolischen Stuhl) aufsuchte und von diesem die verschärfte Auflage der dreifachen Pilgerfahrt erhielt, daraufhin sich zu Füßen des Papstes niederwarf, Milderung erbat und mit der Auflage der Klostergründung auch erhielt. Nach der Darstellung der Quelle ist an einen unmittelbaren persönlichen Kontakt zwischen Papst und Klostergründer zu denken.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 211, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1038-12-14_1_0_3_5_1_211_211
(Abgerufen am 29.03.2024).