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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst (Benedikt IX.) flieht nach dem Fehlschlagen eines Komplottes römischer Adliger, die ihm nach dem Leben trachteten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Rodulf Glaber, Hist. IV 17, IV 24, 25 (Prou 112, vgl. auch 105f.; France 196f, 210; Arnoux 266, vgl. 252).  Reg.: JL I p. 520; JL II p. 709; Falce, Bonifacio di Canossa II 46ff. n. 15; vgl. n. 263.  Lit.: Bresslau, Konrad II 174f., 537; E. Millosewich, Benedetto IX e l'eclisse di sole del 29 giugno 1033 (Atti della reale Accademia dei Lincei IV/4, 1888) 68f.; Davidsohn, Florenz I 170f.; Mathis, Benedetto 552ff.; Borino, Elezione 148ff., 178, 154ff., 190; Mann, Popes V 243f.; Kölmel, Rom 69; Quilici, Giovanni Gualberto 53, 57; Vogt, Konrad II. im Vergleich 68ff.; Ghirardini, Benedetto 11ff.; Capitani, Benedetto IX (Enciclopedia dei papi 139).

Kommentar

Rodulf Glaber berichtet unter genauen Angaben zur Datierung von einer Vertreibung des Papstes. Von Mordplänen der Römer gegenüber dem Papst weiß auch die Vita Leonis IX papae I 1 (Poncelet 276) zu berichten. Das Komplott fand laut Rodulf statt am Tag einer Sonnenfinsternis, die auf den 29. Juni 1033 fiel (anno ... eodem, die dominice passionis M, die tercio kal. Juliarum, sexta feria, luna vicesima octava); als weiteres Datierungsmerkmal ist der Festtag St. Peter und Paul (natale ... apostolorum) angegeben, an dem quidam de principibus Romanorum den Papst in ecclesia b. Petri eigentlich hätten aus dem Weg schaffen wollen. Da das Attentat in der Peterskirche (wegen der kosmischen Ereignisse) gescheitert sei, hätten sie ihn nur vertrieben. Diese Ausführungen des Rodulf Glaber führten im Zusammenspiel mit seiner anderen Behauptung, Benedikt IX. sei mehrfach vertrieben worden, dazu, dass in der Literatur teilweise eine den Ereignissen des Jahres 1044 vorausgehende Vertreibung des Papstes angenommen wird, welche den Jahren 1033 (in exakter Anlehnung an Rodulf Glaber von Mathis oder Millosewich) oder 1035/1036 zugeordnet wird (im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in Florenz, vgl. n. 195) (JL I p. 520, II p. 709; Davidsohn, Bresslau, Kölmel, Quilici). Da aus anderen Quellen eine Vertreibung Benedikts IX. vor 1044 nicht bekannt ist, muss angenommen werden, dass Rodulf Glaber die Ereignisse zu früh datiert hat, eventuell beeinflusst durch eine weitere Sonnenfinsternis 1044. Es ist die Möglichkeit einzuräumen, dass der Autor seinen Bericht über die Empörung gegen den Papst in Beziehung zu der von ihm unmittelbar zuvor geschilderten Sonnenfinsternis vom 29. Juni 1033 setzt. Die Sonnenverfinsterung betrachtet er als Zeichen des Unheils. Möglicherweise hat er nur die beiden kosmischen Ereignisse von 1033 und 1044 vermengt (Theodor von Oppolzer, Canon der Finsternisse [Denkschriften der Akademie d. Wissenschaften, Math. - nat. Kl. 52, Wien 1887] 214). Aus Mangel an anderen Informationen von einer Vertreibung haben fast alle Autoren eine solche 1033 abgelehnt; da aber eine Urkunde Benedikts IX. für Florenz (n. 206) vorliegt, von der die Ausstellung an diesem Ort angenommen wurde, haben einige Autoren die Angaben des Rodulf Glaber verwendet, um eine Vertreibung 1035 oder 1036 zu postulieren, die zeitlich besser zu n. †176 passen würde. Dagegen sind all diese Informationen vermutlich auf die Ereignisse 1044 (nn. 263ff., v. a. n. 268) zu beziehen. Die von Rodulf Glaber und anderen Quellen geschilderten mehrfachen tatsächlichen Vertreibungen Benedikts aus dem Papstamt sind am ehesten so aufzulösen: 1) Herbst 1044 (n. 263); 2) 1. Mai 1045 (n. 271, n. 273); 3) Dezember 1046 (d. h. kanonische Absetzung durch die Synode von Rom) (n. 327); 4) Juli 1048 (vor dem Amtsantritt Damasus' II.). Ähnliches berichtet zum 29. Juni des Jahres 1039 Hugo von Flavigny, Chr. (402), allerdings über Papst Clemens (II.), was wiederum Hugo von Fleury (De regia potestate, ed. Sackur, MG Ldl II 488 und Hist. Francorum 1046, Waitz, MG SS IX 389) zu der Aussage veranlasst, die Römer hätten Clemens II. aus Rom und vom Papstamt vertrieben. Baronius nimmt an, die Erzählung über die Vertreibung eines Papstes an einem 29. Juni beziehe sich auf Johannes XIX. (vgl. n. †5).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. †175, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1033-06-29_1_0_3_5_1_175_D175
(Abgerufen am 28.03.2024).