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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Benedikt IX. betreibt gemeinsam mit Erzbischof Laurentius von Amalfi und dem Archipresbyter Johannes von S. Giovanni a Porta Latina, dem späteren Gregor VI., Nigromantie, welche die beiden ersten als Jünglinge bei Gerbert (- Silvester II.) erlernt hatten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Beno, Gesta II 3, 4, 5, 9 (Francke, MG Ldl II 376f., 379). Reg.: – . Lit.: Borino, Elezione 173, 183; Poole, Benedict 211; Fliche, Réforme I 375f.; Borino, Quando e dove 235ff., 256ff.; Morghen, L'origine del programma 11f., 15f.; Třeštík, Wenzelslegenden 73, 81f.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 168f.; Edward Peters, The Magician, the Witch and the Law (Hassocks 1978) 28; Oldoni, Gerberto e la sua storia I 666ff.; Cowdrey, Gregory 29; Engelbert, Heinrich III. und Sutri 234; Blumenthal, Gregor 58f.; Sartori, S. Giovanni a Porta Latina 300f.

Kommentar

Im Zuge seines Versuches, Gregor VII. (Hildebrand) zu diskreditieren, entwirft Beno ein Konstrukt, demzufolge Hildebrand in Rom durch eine Clique in die Schwarzkunst eingeweiht worden sei, welche sich um Benedikt IX., Laurentius von Amalfi (vgl. n. 119, n. †213, n. 243, n. 285) und Johannes von S. Giovanni a Porta Latina (den späteren Gregor VI.) gebildet haben soll (a Theophilacto qui cognominatus est nonus Benedictus papa, a Laurentio Amalfitano archiepiscopo, a Iohanne archipresbitero s. Iohannis de Porta Latina, qui postea ... sextus Gregorius papa) . Auch ein Gerhardus Brazutus genannter Zauberer, der nicht weniger als sechs Päpste ermordet habe, sei Mitglied der Gruppe gewesen. Vermutlich dieselbe Person wird in den Acta synodi Brixinensis von 1080 Juni 25 (Pilipp Jaffé, Bibliotheca rer. Germ. V, Berlin 1869, 133-136, 134) Johannes Brachiutus genannt und eher als Meuchelmörder charakterisiert. Erlernt haben sollen die teuflischen Künste Theophylakt-Benedikt und Laurentius bei Gerbert, dessen Name als Papst Silvester II. war (Böhmer/Zimmermann, Papstregesten nn. 855ff.). Da Benedikt IX. 1032 als Jüngling Papst geworden ist (n. 154), kann ausgeschlossen werden, dass er Silvester II. (gestorben 1003, Böhmer/Zimmermann, Papstregesten nn. 974, †973) noch persönlich kannte. Zudem sind die gegen Benedikt IX. erhobenen Vorwürfe z. T. literarischen Ursprungs (Verhexung schöner Frauen wie Apollonius von Tyana nach dessen Vita des Philostratos), z. T. in verbreiteten quasireligiösen bzw. magischen Vorstellungen der Zeit verankert: so sollen Benedikt IX. und Laurentius von Amalfi Vogelstimmen verstanden (vgl. auch bei Leo IX.) oder Ereignisse korrekt vorhergesagt haben. Die ganze Geschichte ist als Polemik Benos zu betrachten, welche abgesehen von gewissen Beziehungen Hildebrands (Gregors VII.) zu den tusculanischen Kreisen um Benedikt IX., vermittelt durch Gregor VI., und Benedikts – trotz gegenteiliger Behauptungen in manchen Quellen (n. †265) – hohe Bildung (vgl. die Beziehungen zu dem gelehrten Laurentius von Amalfi) historische Rückschlüsse nicht zulässt. Abt Bartholomäus von Grottaferrata (n. 270), der Archipresbyter Johannes Gratianus (n. 271, n. 273) und Laurentius von Amalfi sind als Berater Benedikts IX. quellenmäßig sicher überliefert (vgl. auch n. 243). Die chronologische Einordnung erfolgt aufgrund des Amtsantritts Benedikts IX. und der Abreise des abgesetzten Papstes Gregor VI. nach Deutschland (vgl. n. 325).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. †155, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1032-00-00_5_0_3_5_1_155_D155
(Abgerufen am 28.03.2024).