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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Johannes (XIX.) bestätigt dem Kloster Reichenau (D. Konstanz) unter Abt Bern (... Bernoni Augiensi abbati ... [Sindelezzesowe] ...) [wunschgemäß auf Intervention des Bischofs Petrus von Silva Candida (... durch fürmundung Petters, bischoff .... des wissen waldes ...) die von den Mönchen Liupert und Erkanger (... von Liuperto priester und Erkangero ewangelier ...) überbrachten Privilegien der Päpste Formosus, Stephan (IV.), Bonifaz (VI.), Johannes (VIII.), Leo (VIII.), Johannes (XV.) und Gregor (V.) (... Formosi, Stephani, Bonifacii, Johannis, Leonis, aber Johannis und Gregorii ...) und gemäß diesen insbesondere das Recht der freien Abtwahl, das Verbot, ohne Erlaubnis des Abtes Messe zu feiern, das Recht, Weihen von beliebigen Bischöfen einzuholen und die Freiheit von der Synodalpflicht]; gemäß einem von Papst Gregor (V.) auf Intervention Kaiser Ottos III. für Abt Alawich (... Alavincus, tertio Octone mediante ... a ... Gregorio papa ...) ausgestellten Privileg reserviert er die Weihe des Abts dem Papst, wofür ein Rekognitionszins von einem Sakramentar, einem Evangeliar, einem Lektionar und zwei Zeltern zu entrichten ist (abbas consecrationis donum ab apostolica sede percipiens ... librum sacramentorum cum lectionario et evangeliorum librum cum duobus caballis albis dono deferens); der Papst erlaubt dem Abt, während seines Romaufenthaltes dem Papst in Pontifikalien bei der Messe zu assistieren und in Synoden den Platz an der Seite des Papstes einzunehmen. – [Wir wellen sin zu wissen ...] Notum esse facimus ...[Geschriben mit der hand Sergii, der hayligen röm. kilchen not. und secret. in dem monet Oct., V. kal. des Nov., römisch zal XV].

Überlieferung/Literatur

Orig.: – .  Kop.: 1) 12. Jh., Rom, Bibl. Vat., Cod. Ottobon. 3057 fol. 139 (fragm.); 2) 16. Jh., Gallus Oehem (deutsche Übersetzung).  Erw.: Hermann von Reichenau, Chr. 1032 (MG SS V 121); Bernold von Konstanz, Chr. 1032 (MG SS V 424); Aegidius Tschudi, Chr. Helveticum (zu 1031 Oktober 27) (Stadler/Stettler I 40).  Drucke: 1. lat. Version: Liber Censuum (Pflugk-Harttung, Acta II 67 [fragm.]; Fabre/Duchesne II 96) [fragm.]; Zimmermann, PUU II 1117 n. 592 [fragm.]); 2. deutsche Version: Gallus Oehem, Chr. (Brandi, Quellen der Reichenau II 82; Karl August Barack, Gallus Oehems Chronik von Reichenau [Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 84, Stuttgart 1866] 99; Meinrad Meichelbeck, Historischer Abriss derer Beschwerden, welche Conventus der hochfürstlichen Abtey Reichenau ... beklagen müssen [o. O. 1751] Litt. D. I).  Reg.: J 3118; Pflugk-Harttung, Iter Italicum 140, 187 n. 102; Ladewig/Müller, Regesta ep. Constantiensium I 57 n. 442; Brandi, Quellen der Reichenau I 19f. und 120 n. 74 und n. 75; GP II/1 152 n. 13; Santifaller, Elenco 344; Santifaller, Verzeichnis 70 n. 73; JL 4093 und 4094.  Lit.: Bresslau, Konrad II 124f.; Brandi, Quellen der Reichenau I 19, 78, 120; Hauck, Kirchengeschichte III 559; Braun, Liturgische Gewandung 396, 398; Lerche, Privilegierung 136, 149, 154, 156, 168, 173, 176; Beyerle, Von der Gründung 112/30f.; Göller, Reichenau 439ff., 448; Jordan, Päpstliche Finanzgeschichte 72 (ND 96); Goetting, Exemtion 130f.; Wühr, Wiedergeburt Montecassinos 427; Tüchle, Kirchengeschichte Schwabens I 338; Salmon, Mitra und Stab 34; Heinrich Schmidinger, Roma docta (Salzburg - München 1973) 8f.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 41; Maurer, Rechtlicher Anspruch 263ff.; Beumann, Pontifikalinsignien 25; G. Tellenbach, Zur Geschichte der Päpste im 10. und frühen 11. Jahrhundert (Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter, FS für Josef Fleckenstein, Sigmaringen 1984, 165-177) 175; Hoffmann, Buchkunst und Königtum 352; Quarthal, Reichenau 507; Rathsack, Fuldaer Fälschungen I 352f., 382f.; Falkenstein, Alexander III. und Corbie 96; Maurer, Konstanzer Bischofskirche 184; Hoffmann, Mönchskönig 131; Seibert, Abtserhebungen 112, 121, 155, 393f.; Falkenstein, Papauté et abbayes françaises 55, 185; Erkens, Konrad 186; Rappmann, Totengedenken 331; Wiech, Amt des Abtes 121; Wolfram, Konrad 303f.; Engelbert, Bischöfe und Klöster 188f.; Schieffer, Papsttum und mittelalterliche Welt 381.

Verbesserungen und Zusätze (2011):

Kop.: auf einen Handschriftenfund in 2o Cod. Aug. 395 fol. 160v-162r machen KÜNAST/
ZÄH, Bibliothek Konrad Peutingers II n. 977.15 [XII] aufmerksam. Es handelt sich dabei
um den einzigen erhaltenen vollständigen lateinischen Textzeugen für die ansonsten nur
durch ein lateinisches Fragment und den deutschen Text des Gallus Öheim bekannte Urkunde.
Druck: POKORNY, Augiensia 77 n. 17 (†), vgl. den Kommentar. Reg.: POKORNY,
Augiensia 169 n. 106, 170 nn. 107, 108.

 

 

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. GP und Zimmermann, PUU. Von der Urkunde existiert ein lateinisches Fragment im Liber Censuum sowie eine deutsche Übersetzung in der Chronik des Gallus Oehem; [ ] bezeichnet die nur in deutscher Übersetzung überlieferten Teile. Bei dem von Meichelbeck gegebenen lateinischen Text handelt es sich um eine Rückübersetzung der deutschen Version Oehems ins Lateinische. Ein anderes Exzerpt stammt (von Lazarus Lippus) aus dem 17. Jahrhundert, vgl. Oskar Breitenbach, Die Quellen der Reichenauer Chronik des Gallus Oehem und der historische Wert dieses Werkes (NA 2/1877) 199. Die Ausstellung eines Privilegs ist bezeugt durch Hermann von Reichenau; allerdings hat dieser als Datum nur das Jahr 1032, während Aegidius Tschudi den 27. Oktober desselben Jahres angibt. Mit GP wurde das Datum nach der Abschrift Oehems festgelegt. Die noch von JL vertretene Ansicht, an diesem Tag sei sowohl ein Privileg für Abt Bern persönlich (JL 4094) als auch für das Kloster (JL 4093) ausgestellt worden, widerspricht sowohl Hermann als auch der Überlieferung bei Oehem. Bei den genannten Vorurkunden handelt es sich um Privilegien der Päpste Formosus (GP II/1 151 n. *7), Stephan (IV.) (GP II/1 150 n. *4), Bonifaz (VI.) (GP II/1 151 n. *8), Johannes (VIII.) (GP II/1 151 n. *6), Leo (VIII.) (GP II/1 151 n. *9; Böhmer/Zimmermann,Papstregesten n. 377), Johannes (XV.) (GP II/1 151 nn. *10 und *11; Böhmer/Zimmermann,Papstregesten n. 689) und Gregor (V.) (JL *3880 und JL *3881; GP II/1 151 n. 12; Böhmer/Zimmermann,Papstregesten n. 825), von denen allerdings keine im Text erhalten ist. Nach der Erzählung Hermanns hat sich der Konstanzer Bischof Warmann gegen dieses Privileg an Kaiser Konrad II. gewendet, woraufhin Abt Bern die Urkunde und Pontifikalien verbrennen musste (vgl. auch die Urkunde Leos IX. [1049-1054] JL †4156; ed. Brandi, Quellen der Reichenau II 91; Helmut Maurer, Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206 [Germania Sacra NS 42, 1: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Konstanz 2, Berlin - New York 2003] 177f.). Von Kontakten nach Rom in liturgischen Fragen berichtet Abt Bern in einem Brief an Erzbischof Aribo von Mainz (1021-1031) (Franz-JosefSchmale, Die Briefe des Abtes Bern von Reichenau, Stuttgart 1961, 39ff., 44; vgl. GP IX 16 n. *17). Der Abt teilt darin mit, er habe sich durch den zu jener Zeit in Rom weilenden Bischof Adalbold von Utrecht (1010-1026) über die römische Liturgie und insbesondere die genaue Terminierung der Adventszeit informieren lassen. Der römische Aufenthalt des Bischofs von Utrecht könnte möglicherweise in die Amtszeit Johannes' XIX. fallen.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 142, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1031-10-28_1_0_3_5_1_142_142
(Abgerufen am 19.04.2024).