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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Johannes XIX. verfügt die Unterstellung des Klosters S. Maria in Organo in Verona (s. Marie in Organo) und dessen Abt Benedikt (Benedicto Veronensi abbati) mit S. Maria Antiqua, S. Margarita, S. Maria in Solaro (s. Marie antique, s. Margarite, s. Marie in Solario) und weiteren genannten Kirchen sowie allem Zubehör unter das Patriarchat von Aquileia (ad s. sedem Acquilegiensis), wie sie zu Zeiten der Patriarchen Paulinus und Elias sowie des (ersten) Abtes Ferox (sub Pauli et Helie patriarcharum et Ferocis abbatis) bestanden hatte, um dem Kloster die gewünschte Sicherheit zu gewährleisten; er verbietet die Ausübung geistlicher Funktionen im Klosterbereich und den angegliederten kirchlichen Einrichtungen ohne Erlaubnis von Abt oder Patriarch, reserviert Klerikerweihen und die Beaufsichtigung des Klerus dem Patriarchen Poppo (sit Poponis patriarche) und erlässt ein insbesondere gegen den Bischof von Verona gerichtetes (specialiter Veronensi episcopo) Perturbationsverbot. – Astantibus Romane perfectionis pontificibus et ...Scr. pm. Johannis card. et canc. vice Petri diac. in mense Sept. et ind. VIII.Dat. pm. Dodonis ep. et bibl. SRE in mense et ind. suprascripta in sacratissima sede b. Petri apostoli a. I., a. Deo propitio pont. d. Johannis, summi pont. et universalis XIX. pape.

Überlieferung/Literatur

Orig.: – .  Kop.: 1) 11. Jh., Oslo-Spikkestadt, Schøyen Collection Ms. 590/2; 2) 16. Jh., Verona, Arch. di stato, Fondo S. Maria in Organo, Diplomi, busta 41; 3) 16. Jh., Verona, Arch. di stato, Fondo S. Maria in Organo, Diplomi, busta 41; 4) Ende 16. Jh., Verona, Arch. di stato, Reg. n. 6 fol. 26v; 5) 1612, Perugia, Bibl. com., Cod. 1394 fol. 36 (zu 913); 6) 1625, Verona, Arch. di stato, Fondo S. Maria in Organo, Processi 49 fol. 1; 7) 1625, Verona, Arch. di stato, Fondo S. Maria in Organo, Processi 53 fol. 1; 8) 17. Jh., Rom, Arch. Vat., Arm. LIV/1 fol. 520 (zu 920); 9) 18. Jh., Verona, Arch. di stato, Fondo S. Maria in Organo, Processi 428 fol. 3; 10) 18. Jh., Venedig, Arch. di stato, Arch. propri, Fontanini, Misc. II p. 13; 11) 18. Jh., San Daniele, Bibl. com., Collectanea Ms. vol. N fol. 113; 12) 18. Jh., Udine, Bibl. com., G. G. Liruti, Apographa de rerum Foroiuliensium hist. p. 508; 13) 18. Jh., Verona, Bibl. cap., Cod. DXX/II (zu 929); 14) 18. Jh., Verona, Bibl. cap., Cod. DXX/IV (zu 1025).  Erw.: Urkunde P. Alexanders III. von 1177 Juli 10 (JL 12880; Migne, PL 200, 1126).  Drucke: Stampa del rettore moderno di S. Margarita di Verona (Verona, Bibl. com., 18. Jh.) 1; Cocquelines, Bull. Rom. I 240 (zu Johannes X.); Giambatista Biancolini, Notizie storiche delle chiese di Verona V/1 (Verona 1761) 14; Tomassetti, Bull. Rom. I 381; Francesco Liverani, Opera IV (Orvieto - Macerata 1859) 51; Vittorio Fainelli, Cod. dipl. Veronese del periodo dei re d'Italia II (Venedig 1963) 205; Zimmermann, PUU II 1054 n. †559.  Reg.: Lodovico Moscardo, Hist. de Verona (1622) 62; J p. 946 n. CCCLVI; Carlo Cipolla, Fonti (Monumenti storici pubblicati della R. Deputazione Veneta di storia patria 4. ser. Bd. 8 Misc. 2/1882) 114 n. 94 (zu Johannes X.); Pflugk-Harttung, Originalurkunden 534 n. 828; IP VII/1 30 n. †54 und IP VII/1 277 n. †2 (1027 [1025] sept.); Santifaller, Elenco 342f.; Santifaller, Verzeichnis 44 n. †20; Santifaller, LD 119; JL 4071.  Lit.: Melampo, Bolle papali II 23; Lenel, Venezianischistrische Studien 91; Paschini, Vicende del Friuli (NAV 21/1911) 432; Kehr, Älteste PUU Spaniens 29; Bresslau, Urkundenlehre ³I 224; Härtel, Urkunden des Patriarchen Poppo von Aquileia 150ff.; Miller, Formation of a medieval Church 125f., 138f.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Klinkenborg, PUU aus Nonantola, Modena und Verona 249f. (= Kehr, PUU in Italien I 102f.), IP VII/1 277 n. †2, Santifaller, Verzeichnis und Zimmermann, PUU. Die beiden bei IP und Santifaller, Verzeichnis erwähnten Kopien des 11. Jahrhunderts (der Bibl. com. in Verona) waren laut Zimmermann, PUU verloren, doch ist eine davon inzwischen in der Schøyen Collection wieder aufgetaucht. Die Urkunde ist nach freundlicher Mitteilung Frau Elizabeth Gano Sørenssens vom 10. September 2004 ein auf italienischem Pergament (29 x 53 cm) in "a littera documentaria Pontificalis" abgefasstes Dokument und soll auf den 13. September 1024 datiert sein. Frau Gano Sørenssen hält das Schreiben für eine nicht unterfertigte Parallelausfertigung der päpstlichen Kanzlei. Allerdings ist die Schrift des Dokumentes nicht römische Kuriale, sondern die erst später (im 11. Jahrhundert) an der Kurie gebräuchliche Minuskel. Der (bisher durch ein Foto im Internet auf der Seite der Schøyen Collection allein zugängliche) obere Abschnitt der Urkunde zeigt eine in einer elongierten Zierschrift abgefasste erste Zeile, deren Text jedoch in Minuskelschrift unterhalb wiederholt wird. Kehr konnte eine Kopie des 11. Jahrhunderts dem Schreiber der Urkunde Pelagius' II. für das Kloster (JK †1053; IP VII/1 276 n. †1) zuweisen. Beide Fälschungen hängen daher zusammen. Der Text der Urkunde Johannes' XIX. wurde ohne Verwendung des Liber diurnus abgefasst. Die in den Papsturkunden sonst übliche Trennung von Protokoll und Kontext fehlt, von der Adresse wird unmittelbar zur Narratio übergeleitet. In der Narratio sind die Klagen des Abtes außergewöhnlich intensiv hervorgehoben. Die Scriptumzeile und Datierung wurden weitgehend von n. 101 übernommen, wobei die Indiktions- und Pontifikatszahl vermindert und der Name des päpstlichen Bibliothekars Bischof Boso von Tivoli in Dodo verändert wurde. Ein Kardinal Dodo war 1031 bei der Domweihe in Aquileia anwesend (n. 141). Härtel nimmt an, dass die Namen der Kardinäle in der Datierung der Urkunde aus der Weiheinschrift im Dom von Aquileia stammten (n. 141), der Name des Diakons Petrus aber aus der Urkunde n. 45. Problematisch war die Zuordnung der Urkunde zu Johannes XIX., da in einer der Kopien des 11. Jahrhunderts und der Nachurkunde (n. 5) die (nur in der Datierung genannte) Ordnungszahl des Papstes in X. korrigiert war, doch weisen die genannten Personen eindeutig in den Pontifikat Johannes' XIX. Die Scriptumsangaben sind denjenigen echter Urkunden nachempfunden, doch ist die Aussage ungewöhnlich, ein "Kardinalkanzler" Johannes habe sie in Vertretung eines Diakons Petrus mundiert; Vetretungsverhältnisse bei den Schreibern gibt es ansonsten nicht. Die Fälschung richtet sich insbesondere gegen Ansprüche des Bischofs von Verona, dem die Ausübung sämtlicher weltlichen und geistlichen Funktionen für das Kloster und dessen Besitzungen untersagt wird. Rill (in Santifaller, Verzeichnis 44f.) nimmt eine Fälschung bald nach n. 101 im September 1027 an, welche die Freiheit des Klosters gegenüber dem Ortsbischof sichern soll. Vermutlich besteht ein Zusammenhang mit dem zumindest vom Jahr 995 an (zwischen dem Bischof und den Filialklöstern) ausgetragenen Streit um die Rechte des Bischofs von Verona gegenüber den Priestern der von S. Maria in Organo abhängigen Kirchen S. Maria Antica und S. Margarita (beide in Verona), der erst am Ende des 12. Jahrhunderts durch Entscheidungen Lucius' III. (JL 15149; IP VII/1 278 n. 6) (vgl. auch Böhmer/Baaken/Schmidt, Papstregesten 4, 1 n. 41) entschieden wurde (vgl. Miller, Formation of a medieval Church 125f., 138f.).

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. †51, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1024-09-00_1_0_3_5_1_51_D51
(Abgerufen am 19.04.2024).