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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Johannes (XIX.) bestätigt dem Kloster Cluny (D. Mâcon) unter Abt Odilo (filio Odiloni, abbati monasterii quod dicitur Cluniacum in honore bb. apostolorum Petri et Pauli consecratum, in comitatu Matisconensi situm) wunschgemäß und auf Intervention Kaiser Heinrichs (II.) (ob interventum d. ... Henrici imperatoris augusti) den gesamten Besitz, insbesondere alle abhängigen Klöster und sämtliche durch die Äbte Berno, Odo, Aimard und Majolus (Bernone ... Oddone, Eymardo ... Maiolo) erworbenen Güter sowie deren Freiheit von jeder Herrschaft (absque omni iugo seu ditione ... ubicunque positi), verbietet die Ausübung geistlicher Funktionen im Kloster ohne Erlaubnis des Abtes sowie das Verhängen von Exkommunikation und Interdikt über die Abtei oder deren Brüder ohne päpstliche Genehmigung (interdicimus ... ut ... deprimatur interdicitionis titulo seu excommunicationis), erlaubt die Einholung der Weihen von jedem beliebigen Bischof, die Aufnahme aller, selbst exkommunizierter (obligatus anathemate) Personen zu Schutz und Begräbnis (omnibus ad se ob salutem confugientibus sit misericordiae sinus...; sive pro corporis sepultura) sowie die freie Wahl des von einem beliebigen Bischof zu weihenden Abtes gemäß der Benediktsregel und erlässt ein Alienationsverbot. – Cum omnium fidelium petitionibus et ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: – .  Kop.: 1) ca. 1100, Paris, Bibl. nat., Ms. lat. nouv. acq. 2262 p. 19; 2) Ende 12. Jh., London, Brit. Library, Harley 337 n. 1 fol. 3; 3) 1775 März 19, Paris, Bibl. nat., Coll. Moreau 17 fol. 186.  Erw.: Bericht vom Konzil von Anse 1025 (Mansi, Conc. XIX 423f.); Alberich von Troisfontaines, Chr. 1005 (MG SS XXIII 779).  Drucke: Bull. Cluniacense 8; Cocquelines, Bull. Rom. I 341; Tomassetti, Bull. Rom. I 549; Migne, PL 141, 1135; Analecta Iuris Pontificii X 323; Zimmermann, PUU II 1052 n. 558, vgl. 1089 n. 574a.  Reg.: Bréquigny, Table chronologique I 549; Bernard/ Bruel, Recueil de Cluny IV 8 n. 2805; Santifaller, Elenco 502; Santifaller, Verzeichnis 42 n. 18; Santifaller, LD 118; JL 4065.  Lit.: Ringholz, Odilo 31f.; Sackur, Cluniacenser II 7f., 191, 228; Hessel, Cluny 518ff.; Egger, Cluniazenser 79, 86; Smith, Cluny 150; Letonnelier, Cluny 31f.; Jacques Hourlier, Cluny et la notion d'ordre religieux (A Cluny. Congrès scientifique 9-11 juillet 1949, Dijon 1950, 219-226) 224; Lemarignier, Exemtion 321f.; Hallinger, Gorze-Kluny I 555; Hourlier, St-Odilon 91f., 175; Hunt, Cluny 44, 46, 85, 157; Cowdrey, Cluniacs 21ff., 33ff., 38f., 41, 71ff., 153ff.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 135ff.; Violante, Cluniazensisches Mönchtum 154; Mogens Rathsack, Pave Johs. 19. s privilegium til klostret Cluny fra tiden kort efter 28. 3. 1027 (Middelalder, metode og medier. FS für Nils Skyum-Nielsen, Kopenhagen 1981, 17-39) passim; Poeck, Laienbegräbnisse 179f.; Szabó-Bechstein, Libertas 98; Pacaut, L'ordre de Cluny 131; Rathsack, Fuldaer Fälschungen I 289; Bredero, Canonisation 159; Giles Constable, The Reception-Privilege of Cluny in the eleventh and twelfth Centuries (Gouvernement d'Hugues de Semur, Cluny 1990, 59-74) 60; JoachimWollasch, Hugues Ier abbé de Cluny et la mémoire des morts (Gouvernement d'Hugues de Semur, Cluny 1990, 75-92) 85; Iogna-Prat, Les morts des Clunisiens 61; Iogna-Prat, Hagiographie 243, 254; Maccarrone, Primato Romano e monasteri 836; Dominique Iogna-Prat, La geste des origines dans l'historiographie clunisienne des XIe-XIIe siècles (Rev. Bén. 102/1992, 135-191) 140f., 176f.; Iogna-Prat, Confection des cartulaires 39; Seibert, Abtserhebungen 100f.; Kortüm, Urkundensprache 257ff.; Iogna-Prat, Cluny comme système 20, 71, 79; Falkenstein, Papauté et abbayes françaises 7, 52f., 110, 187, 190; Neiske, Papsttum und Klosterverband 258; Oberste, Bischöfe und Cluniazenser 353; Iogna-Prat, Ordonner 36, 46, 83f., 90, 178, 223; Wolfram, Konrad 123; Hausmann, Romainmôtier dans l'Église 126; Iogna-Prat, Études clunisiennes 19, 59, 111, 133f., 156, 164f., 189; Engelbert, Bischöfe und Klöster 183f.; Wolfgang Huschner, Abt Odilo von Cluny und Kaiser Otto III. in Italien und in Gnesen (998-1001) (Polen und Deutschland vor 1000 Jahren, hg. von Michael Borgolte, Berlin 2002, 111-159) 121.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Santifaller, Verzeichnis und Zimmermann, PUU. Die Kopie n. 1) der Urkunde nennt statt Heinrich (II.) dessen Nachfolger Konrad (II.) als Intervenienten; diese "Korrektur" des ursprünglichen Textes beruht auf der Annahme, der Pontifikat Johannes' XIX. habe erst im Juni/Juli 1024 begonnen (vgl. n. 1); unter dieser Voraussetzung konnte der bereits am 13. Juli 1024 verstorbene Heinrich II. kaum bei ihm eine Urkunde erwirken, was zur "Korrektur" des Textes geführt haben dürfte. Die Heinrich (II.) nennende Version galt aus demselben Grund lange als verdächtig (vgl. JL). Allerdings wäre die Ausstellung der Urkunde durch Johannes XIX. auch denkbar, falls die Intervention sich an dessen Vorgänger Benedikt VIII. gerichtet hätte; so betrachten schon Lemarignier, Cowdrey und Santifaller das Privileg als unverdächtig. Diese Ansicht wurde bestätigt durch Herrmanns Nachweis (180) zum Amtsantritt Johannes' XIX. bereits im April 1024 (vgl. n. 1), so dass die Intervention durch Heinrich II. keine chronologischen Probleme mehr aufwirft. –  Datiert wird die Urkunde aufgrund der Amtszeit des Papstes und des Sterbedatums des Kaisers, allerdings ist auch noch eine Ausstellung nach dem Tod Heinrichs II., bis in die zweite Hälfte des Juli hinein, denkbar. Das Privileg verleiht Rechte entsprechend der Urkunde Gregors V. (Zimmermann, PUU II 676n. <348; Böhmer/Zimmermann,Papstregesten n. 813), dehnt aber die darin festgelegte Exemtion, nach welcher nur der Papst selbst geistliche Autorität für das Kloster sein sollte, weiterhin auf alle Niederlassungen des cluniazensischen Klosterverbands aus. –  In der Urkunde ist die Exemtion für Cluny vollendet ("in 1024 Cluny became exempt in a thoroughgoing way" Cowdrey 34). Alberich, der das Privileg dem Jahr 1005 und damit Johannes XVIII., den er allerdings den XIX. nennt, zuschreibt, bezeichnet die Urkunde als privilegium mirabile. Rathsack äußerte erneut Zweifel an der Datierung und Echtheit; er will die Urkunde und Intervention Konrads II. im Umfeld der n. 82, n. 83, n. 84, n. 85, n. 86 des Jahres 1027 ansetzen und vermisst in diesen Schreiben den Hinweis auf die hier verliehenen, weiterreichenden Rechte. Eine vorhergehende Intervention Konrads II. bzw. bereits Heinrichs II. ist jedoch nicht auszuschließen. Vermutlich ist das Privileg im Jahr 1025 von Abt Odilo beim Konzil von Anse als Beleg für die Exemtion seines Klosters gegen deren bischöflichen Gegner vergeblich vorgelegt worden: surgens ... Odilo cum suis monachis, ostendit privilegium, quod habebant a Romana ecclesia (vgl. Pontal, Conciles de la France 108f.). Nachdem Kortüm,Urkundensprache eine Empfängerausstellung angenommen hatte, macht jetzt Huschner wahrscheinlich, dass das Diktat des Privilegs von Abt Odilo selbst stammt. Zur Beziehung Abt Odilos zu Johannes XIX. vgl. auch n. †16, n. 28, n. 61, n. 62, n. †63, n. 82, n. 83, n. 84, n. 85, n. 86, n. 95, n. 115, n. 116, n. 117, n. 145, n. 148 und zu früheren Päpsten Böhmer/ Zimmermann,Papstregesten n. 860. Zum Komplex der cluniazensischen Urkunden gehört auch n. †11.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 42, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1024-05-00_2_0_3_5_1_42_42
(Abgerufen am 28.03.2024).