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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrichs Bannung wird den Getreuen des hl. Petrus (qui cupiunt se annumerari inter oves quas Christus beato Petro commisit) durch Papst Gregor VII. bekannt gemacht; dieser beklagt die unerhörte Anmaßung und das verbrecherische und überhebliche Geschwätz der Schismatiker, welche den Namen Christi im heiligen Petrus schmähten, sowie den Hochmut, der sich gegen den Heiligen und Apostolischen Stuhl erhoben habe und welcher bisher weder von Heiden noch von Ketzern ausgegangen sei, fordert die Adressaten im Hinblick auf ihr Seelenheil auf, Trauer über das Petrus zugefügte Unrecht zu empfinden, und bittet sie, Gott anzuflehen, daß er entweder die Unfrommen zur Buße bewege oder aber deren frevelhaften Pläne zunichte mache, und verweist auf die dem Schreiben beigelegte Bannsentenz.

Überlieferung/Literatur

Brief Gregors VII. an die Getreuen des hl. Petrus von (der zweiten Februarhälfte 1076) (Reg. III, 6 [MGH Epp. sel. 2, 254 f.]) mit Einlage der Bannsentenz (III, 6* [ebd. 252 ff.]); Empfängerüberlieferungen bei Bruno, Bell. Saxon. c. 69 (MGH Dt. MA 2, 60 f.) ohne den auf die Bannsentenz verweisenden Schlußsatz; Hugo Flav., Chron. II (SS 8, 442) mit fälschlich eingefügtem Schlußverweis auf das Rechtfertigungsschreiben Gregors VII. (Sommer 1076) (EC 14 [Jaffé, Bibl. 2, 535 ff.] = EV 14 [Cowdrey 32 ff.]); Paul. Bernr., V. Gregorii VII. c. 77 (Watterich 1, 517). ‒ Vgl. die einleitenden Worte bei Bruno, Bell. Saxon. c. 68 (MGH Dt. MA 2, 60); Paul. Bernr., V. Gregorii VII. c. 77 (Watterich 1, 516 f.); Erwähnung in den Ann. s. Disib. zu 1075 (SS 17, 7); sehr freie Wiedergabe bei Rangerius, V. metrica Anselmi Luc. v. 2953-3094 (SS 30/2, 1219-1222); allgemein zur Verbreitung gegen den König gerichteter päpstlicher Schreiben Beno, Gesta Rom. eccl. II, 2 (Ldl 2, 375: scripta per orbem terrarum disseminavit); zur Reaktion auf die Verbreitung der Exkommunikationsnachricht Bonizo, Ad amic. VIII (Ldl 1, 609); vgl. Rangerius, V. metrica Anselmi Luc. v. 3095 f. (SS 30/2, 1222).

Kommentar

Der Brief war nach Bruno, Bell. Saxon. c. 68 (MGH Dt. MA 2, 60) für ‒ nicht konkret aufgeführte ‒ Empfänger im deutschen Reich bestimmt (litterasque in regnum Teutonicorum misit). ‒ Die Absendung dürfte noch während oder sehr bald nach Abschluß der Fastensynode (vgl. Reg. 793. 794) erfolgt sein. ‒ Zur Überlieferungsproblematik vgl. die Anm. von Caspar zum Register Gregors VII. 255 f. ‒ Schneider, Prophetisches Sacerdotium (1972) 156 deutet bereits die Inscriptio in Richtung einer Zurückweisung von "Heinrichs Auffassung vom König als Haupt der Kirche … als Ketzerei"; ihm folgend Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 153. ‒ Das Echo auf die Verbreitung der Nachricht von der Exkommunikation Heinrichs IV. wird von Bonizo, Ad amic. VIII (Ldl 1, 609) als heftig geschildert: Interea, postquam de banno regis ad aures personuit vulgi, universus noster Romanus orbis contremuit, et diverse Itali atque ultramontani super hoc decrevere [= decreverunt]. Zum Begriff Romanus orbis in diesem Zusammenhang vgl. Weinfurter, Canossa (2006) 109 mit 214. Vgl. auch die Haltung des Kaiserenkels Otto von Freising (Chron. VI, 35 [SS rer. Germ. 1912, 304]), der die Exkommunikation Heinrichs IV. als bislang einzigartig charakterisiert. Skeptisch hinsichtlich der Annahme einer allgemeinen Erschütterung der Zeitgenossen durch die erste Bannung Heinrichs IV. (vgl. u.a. H. K. Schulze, Königsherrschaft und Königsmythos [Festschr. B. Schwineköper 1982] 183) äußert sich hingegen Schubert, Königsabsetzung im deutschen Mittelalter (Abh. Göttingen 3. Folge 267, 2005) 121 ff. mit Anm. 36. ‒ Rangerius zitiert in seiner Vita metrica Anselms von Lucca v. 2953-3094 (SS 30/2, 1219-1222 mit den einleitenden Worten: Scismaticum scribit Henricum depositumque / … /‘Principibus, populis Reni prope litus utrumque / Gregorius rector sedis apostolicae. /…’) nicht das tatsächliche Schreiben Gregors VII., sondern gibt hier in weiten Teilen die Auffassung Bonizos von Sutri über das Recht des Papstes, den König zu exkommunizieren, wieder (Ad amic. VII [Ldl 1, 608 f.]). Vgl. Overmann, Die Vita Anselmi des Rangerius, NA 21 (1896) 419. ‒> Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 2, 643 ff.; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands3-43, 796; Hefele-Leclercq, Histoire des conciles25, 166 f.; Fliche, La réforme grégorienne 2 (1925) 287 und 295 f.; Arquillière, Saint Grégoire VII (1934) 152 f.; Erdmann, Anfänge staatlicher Propaganda, HZ 154 (1936) 504; Arquillière, Grégoire VII, à Canossa (Studi Gregoriani 4, 1952) 13, in dt. Übers.: Canossa als Wende (1963) 281; Schneider, Prophetisches Sacerdotium (1972) 156 ff.; Beumann, Tribur, Rom und Canossa (VuF 17, 1973) 53; Elze, Über die Leistungsfähigkeit von Gesandtschaften, in: Histoire comparée de l’administration (Beihefte der Francia 9, 1980) 6; Suchan, Königsherrschaft im Streit (1997) 105 f.; Blumenthal, Gregor VII. (2001) 181 mit Anm. 151; Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 152 f.; Weinfurter, Canossa (2006) 124 f. mit 215; R. Schieffer, Papst Gregor VII. (2010) 56.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 795, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/da7e8e55-dd84-4937-957b-12c12cab29cb
(Abgerufen am 19.04.2024).