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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrichs Vertreter, namentlich die Erzbischöfe Sigewin von Köln und Egilbert von Trier sowie die Bischöfe Rupert von Bamberg, Huzmann von Speyer und Konrad von Utrecht, ferner niedere Vasallen (milites plebei) treffen mit den Aufständischen zusammen, namentlich den Erzbischöfen Siegfried von Mainz, Hartwig von Magdeburg und Gebhard von Salzburg, den Bischöfen Poppo von Paderborn und Udo von Hildesheim sowie weltlichen Fürsten Sachsens. Erzbischof Gebhard von Salzburg beschuldigt den König grausamer Verbrechen und fordert dessen Getreue auf, entweder die Rechtmäßigkeit seiner Herrschaft zu beweisen oder sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen, woraufhin die königlichen Bischöfe einen Waffenstillstand bis zu einer Versammlung beider Parteien Mitte Juni vorschlagen, welcher jedoch durch Otto von Northeim abgelehnt wird, der die baldige eines neuen Anführers ankündigt (unum rectorem volumus habere).

Überlieferung/Literatur

Einsetzung Bruno, Bell. Saxon. c. 126-128 (MGH Dt. MA 2, 119-122); Gebeh. Salisb. ad Herim. c. 1 f. (Ldl 1, 264).

Kommentar

Eine textkritische Analyse der von Bruno (c. 127 [119-121]) kolportierten Rede Gebhards unternehmen Kost, Das östliche Niedersachsen im Investiturstreit (1962) 102-105 mit Anm. 57; sowie Steinböck, Erzbischof Gebhard von Salzburg (1972) 124-129. Beide kommen gleichermaßen zu dem Ergebnis, daß hier im wesentlichen Brunos eigene Gedankengänge wiedergegeben werden. ‒ Die Konfliktursachen, soweit sie in der Rede Gebhards wiedergegeben sind, faßt Suchan, Königsherrschaft im Streit (1997) 152 folgendermaßen zusammen: "Die causa der Auseinandersetzungen bestand ihrer [sc. der Sachsen] Ansicht nach in den zahlreichen iniuriae, die sie durch Heinrich IV. erfahren hätten: der König habe die Spielregeln der Konfliktaustragung gebrochen, wenn er etwa trotz der Vereinbarungen von Spier 1075 Bischöfe vertrieben oder gefangengenommen hatte [vgl. Reg. 768. 769], wenn er Kirchengüter geraubt und das Land, ohne daß eine causa bellorum vorlag, verwüstete." Hinzu komme "die vielfache Verweigerung Heinrichs, mit den Sachsen trotz ihrer intensiven Bitten zu verhandeln" (ebd. 153). ‒ Die Vertreter Heinrichs hätten es laut Bruno nach Gebhards Aufforderung abgelehnt, über die Rechtmäßigkeit seines Königtums zu verhandeln, da sie zum einen nicht vorbereitet seien und zum anderen eine solche Angelegenheit nicht ohne Einbeziehung des Königs und all seiner Untertanen behandelt werden könne (c. 128 [121]). ‒ Als Begründung für die Ablehnung eines längerfristigen Waffenstillstands habe Otto von Northeim erklärt, die Sachsen seien nicht bereit, der königlichen Partei die Möglichkeit zu geben, in Italien ungestört gegen den Papst vorzugehen (c. 128 [122]: Petitis vestris partibus a nobis pacis securitatem, donec apostolicam possitis inhonorare dignitatem; et nobis pacem vestram promittitis, donec illum, qui nostrum caput est, pro vestro libitu … male tractetis). ‒ Vereinbart wurde letztlich lediglich ein siebentägiger Frieden (c. 128 [123]). Allerdings wurden die Kampfhandlungen von Seiten der Sachsen erst im Juni wieder aufgenommen (c. 130 [122 f.]). ‒ Das Scheitern der Zusammenkunft beklagt Gebhard von Salzburg selbst am Anfang seines Briefes an Hermann von Metz (Ldl 1, 264). Ortsnamen: silva Capuana = Kaufunger Wald im äußersten Norden des Fulda-Werra-Berglandes; Capua = Kaufungen sö. Kassel. ‒ Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 3, 346-349 und 354; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands3-43, 830; Hefele-Leclercq, Histoire des conciles25, 286 f.; Fliche, La réforme grégorienne 3 (1937) 63; Lange, Grafen von Northeim, Niedersächs. Jb. f. LG 33 (1961) 72 f.; Giese, Stamm der Sachsen (1979) 171 f.; Althoff, Colloquium familiare, FMASt 24 (1990) 160; Althoff‒Coué, Pragmatische Geschichtsschreibung und Krisen, in: Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter (1992) 101 f.; Eggert, Wie "pragmatisch" ist Brunos Buch vom Sachsenkrieg?, DA 51 (1995) 545-547; Schubert, Geschichte Niedersachsens 2/1 (1997) 299; Suchan, Königsherrschaft im Streit (1997) 149, 151-154, 157, 176, 178, 182, 212, 222, 277, 280 und 302; Cowdrey, Pope Gregory VII (1998) 208; Robinson, Henry IV (1999) 206 f.; Suchan, Publizistik im Zeitalter Heinrichs IV., in: Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (2002) 34-36; Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 161 f.; Althoff, Heinrich IV. (2006) 179 f.; Weinfurter, Canossa (2006) 164; Althoff, Noch einmal zu den Vorwürfen gegen Heinrich IV. (VuF 69, 2009) 265 f.; Muylkens, Reges geminati (2012) 208 f.; Althoff, Kontrolle der Macht (2016) 182-184.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 1020, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/caa2dae0-3cd9-42aa-ace4-9aa92009eef2
(Abgerufen am 28.03.2024).