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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrichs Exkommunikation wird durch Papst Gregor VII. gegenüber den päpstlichen Getreuen im Reich der Deutschen (in regno Theutonicorum christianam fidem defendentibus) gerechtfertigt, indem er auf zahlreiche fruchtlose Mahnungen an den König, dessen Umgang mit exkommunizierten simonistischen Ratgebern und schließlich dessen Forderung an die italienischen und deutschen Bischöfe verweist, ihm, dem Papst, den Gehorsam aufzusagen. Angesichts des königlichen Zorns werden die Adressaten aufgefordert, weiterhin standhaft zu bleiben (iusticiam Dei non pro regia indignatione nec pro aliquo periculo deserere uoluistis, … uiriliter state et confortamini in Domino); diesen wird versichert, daß er, Gregor, bereit sei, Heinrich IV. wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufzunehmen, falls er umkehren sollte – dies jedoch erst nach Konsultation mit ihnen (Quodsi Deo inspirante uoluerit resipiscere, quicquid contra nos moliatur semper tamen nos ad recipiendum eum in sanctam communionem, prout uestra caritas nobis consuluerit, paratos inueniet).

Überlieferung/Literatur

Brief Gregors VII. an die Getreuen im Reich der Deutschen von (Sommer) 1076, EC 14 (Jaffé, Bibl. 2, 535 ff.) = EV 14 (Cowdrey 32 ff.).

Kommentar

Der Brief, von dem zahlreiche Handschriften existieren, ist undatiert, aber wahrscheinlich noch vor dem 25. Juli abgefaßt worden ist (Cowdrey 32 Anm.). In dem dem Schreiben werden Zweifel hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Exkommunikation Heinrichs IV. erwähnt (Audiuimus quosdam inter uos de excommunicatione … dubitare ac querere utrum iuste excommunicatus sit …). ‒ Bereits wenige Wochen nach der Bannung hatte Papst Gregor VII. erklärt, grundsätzlich mit Heinrich IV. Frieden schließen zu wollen (vgl. Reg. 808). ‒ Englberger, Gregor VII. und die Investiturfrage (1996) 162 betont das Fehlen eines Hinweises auf ein Investiturverbot in diesem Schreiben. Vgl. bereits R. Schieffer, Entstehung des päpstlichen Investiturverbots (1981) 141 f.; sowie die Kommentare zu Reg. 728. 778 und die dort genannte Literatur. ‒ Zum Inhalt, v.a. den angesprochenen Vergehen und Mahnungen, vgl. auch die Erwähnungen des Briefes in Reg. 599. 669. 702. 784. 785. 789. 794. 795. 822; zur weiterhin verwendeten Königstitulatur vgl. den Kommentar zu Reg. 794. – Zu dem Schreiben Gregors VII. an den Bischof Heinrich von Trient (EC 13 [Jaffé, Bibl. 2, 534 f.] = EV 13 [Cowdrey 30 ff.] vgl. Reg. 819. ‒ Vgl. Mirbt, Publizistik im Zeitalter Gregors VII. (1894) 136 f. und 172 ff.; Meyer von Knonau, Jbb. 2, 695 ff.; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands3-43, 804; Hefele-Leclercq, Histoire des conciles25, 174 f. (mit vertauschten Anm. S. 175); Brackmann, Heinrich IV. und der Fürstentag zu Tribur, HV 15 (1912) 165 f.; Fliche, La réforme grégorienne 2 (1925) 297 f.; Arquillière, Saint Grégoire VII (1934) 155; Haller, Der Weg nach Canossa, HZ 160 (1939) 249; Baethgen, Zur Tribur-Frage, DA 4 (1941) 395 f. und 398; Arquillière, Grégoire VII, à Canossa (Studi Gregoriani 4, 1952) 14 f., in dt. Übers.: Canossa als Wende (1963) 283; Kern, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht (21954) 290 f.; Schneider, Prophetisches Sacerdotium (1972) 190 und 194 ff.; Beumann, Tribur, Rom und Canossa (VuF 17, 1973) 53; Hlawitschka, Zwischen Tribur und Canossa, HJb 94 (1974) 31; Englberger, Gregor VII. und die Investiturfrage (1996) 159; Cowdrey, Pope Gregory VII (1998) 146 ff.; Robinson, Henry IV (1999) 154; Struve, War Heinrich IV. ein Wüstling? (Festschr. H. Mordek 2004) 283; Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 160 ff.; Hehl, König – Kaiser – Papst, in: Salisches Kaisertum (2007) 13 f.; Melve, Inventing the Public Sphere (2007) 229 ff.; Althoff, Noch einmal zu den Vorwürfen gegen Heinrich IV. (VuF 69, 2009) 257; Patzold, Die Lust des Herrschers (VuF 69, 2009) 236 f. und 244; R. Schieffer, Papst Gregor VII. (2010) 58; Muylkens, Reges geminati (2012) 99; Vollrath, Lauter Gerüchte?, in: Päpstliche Herrschaft im Mittelalter (2012) 184 und 186 f. mit Anm. 102; Althoff, Das Amtsverständnis Gregors VII., FMASt 48 (2014) 269.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 821, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b863e68a-3c6e-4ace-bba1-053b292b936e
(Abgerufen am 25.04.2024).