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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrich überträgt die Mark Meißen an den böhmischen Herzog Vratislav (II.), was jedoch ohne dauerhafte Wirkung bleibt, zieht sich nach Böhmen zurück und bricht von dort eilig in Richtung Rhein auf.

Überlieferung/Literatur

Lampert 1076 (SS rer. Germ. [1894] 273); Cosmas, Chron. Boem. II, 39 (SS n. s. 2, 141); vgl. Ann. Pegav. [o. J.] (SS 16, 241).

Kommentar

Mit der Übertragung an den böhmischen Herzog gedachte Heinrich IV. die Mark Meißen dem jungen Ekbert II. zu entziehen (Markgraf seit 1068; vgl. Reg. 504). Dieser hatte wahrscheinlich bereits 1073-1075 zu den sächsischen Aufständischen gehört. Vgl. Brüsch, Brunonen (2000) 69 ff.; Reg. 637. 758; sowie D. 301. 386. 388. 402 (Reg. 915. 1234. 1238. 1290). ‒ Die sächsische Ostmark (Niederlausitz) war Vratislav II. bereits 1075 verliehen worden (vgl. Reg. 795). ‒ Bereits nach kurzer Zeit gelang es Ekbert II. und den sächsischen Verbündeten, die böhmischen Burgbesatzungen aus der Mark Meißen zu vertreiben (Lampert 1076 [SS rer. Germ. 1894, 273]). Wahrscheinlich während dieser Vorgänge wurde der königstreue Burggraf Burchard von Meißen durch einen aufständischen Bürger umgebracht (Bruno, Bell. Saxon. c. 80 [MGH Dt. MA 2, 78]). Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 2, 524 Anm. 93 und 719 mit Anm. 171; sowie Brüsch, Brunonen (2000) 70. ‒ Vermutlich blieben die Gaue Nisan bzw. Nisani (sö. Meißen) und Bautzen weiterhin im Besitz Vratislavs oder wurden von ihm bis 1084 zurückerworben; laut den Annales Pegavienses [o. J.] waren sie die Mitgift der böhmischen Herzogstochter Judith bei ihrer Vermählung mit dem Grafen Wiprecht (von Groitzsch) (SS 16, 241). Vgl. Blumenschein, Wiprecht von Groitzsch (Diss. Jena 1881) 15-17; Bönhoff, Der Gau Nisan, Neues Archiv für sächsische Geschichte 36 (1915) 203; Jecht, Die Besitzverhältnisse der Oberlausitz, Neues Lausitzisches Magazin 106 (1930) 181 f.; Schlesinger, Zur Gerichtsverfassung des Markengebiets, Jb. f. d. Geschichte Mittel- u. Ostdeutschlands 2 (1953) 20; Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens 1 (1962) 151 und 318; Patze, Die Pegauer Annalen, Jb. f. d. Geschichte Mittel- u. Ostdeutschlands 12 (1963) 21 f.; Hoyer, Wiprecht von Groitzsch, in: Probleme des frühen Mittelalters (1966) 123 f.; Schramm, Böhmen und das Regnum (Festschr. G. Tellenbach 1968) 351 f.; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 259; Blaschke, Geschichte Sachsens im Mittelalter (1990) 76; Baudisch, Lokaler Adel in Nordwestsachsen (1999) 100. ‒ Kilian, Itinerar 71 vermutet, daß Heinrich IV. in Worms bereits Ende August eingetroffen ist; dagegen spricht jedoch, daß er sich wahrscheinlich Ende Juli noch in Bayern befunden hatte (vgl. Reg. 823) und zweimal den Weg über Böhmen wählte. ‒ Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 2, 717-719; Köster, Beziehungen der böhmischen Herzöge (1912) 128; Wegener, Böhmen, Mähren und das Reich (1959) 42, 68 und 118; Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens 1 (1962) 123; Richter, in: HB d. Geschichte d. böhmischen Länder 1, 228; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 77 und 258; Hoensch, Geschichte Böhmens (31997) 64; Boshof, Mainz, Böhmen und das Reich, Archiv f. mittelrhein. Kirchengeschichte 50 (1998) 34; Robinson, Henry IV (1999) 153; Brüsch, Brunonen (2000) 72, 75, 124 und 272.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 826, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b122da91-7a83-4007-ab2e-a3293f42adc4
(Abgerufen am 25.04.2024).